Nur noch halber Partyspaß

BETTINGEN. Die Kirche will nicht mehr so viele Discos im Jugendhein: Maximal zwei statt wie bisher vier DiscoVeranstaltungen sollen künftig im Bettinger Jugendheim gefeiert werden ­ pro Jahr.

 Riesen-Gaudi im Jugendheim: Die Discos kommen bei den Bettinger Teenies gut an.Foto: David Bittner

Riesen-Gaudi im Jugendheim: Die Discos kommen bei den Bettinger Teenies gut an.Foto: David Bittner

Kirche und Karneval sind sich in diesem Jahr anscheinend nicht ganz grün. Vor einigen Tagen erst veranstaltete die SG Großkampen eine Herrensitzung in Üttfeld. Da diese an einem Sonntagvormittag ­ zur Hochamtszeit ­ über die Bühne ging, sorgte sie für heftige Diskussionen in der Öffentlichkeit (der TV berichtete). In Bettingen ist es ein anderer Fall, der derzeit die Gemüter erhitzt: Der Karnevalsverein (KV) Bettingen möchte in dem Umfang wie bisher das örtliche Jugendheim für Disco-Veranstaltungen nutzen ­ der Bettinger Pastor erlaubt allerdings nur noch die halbe Anzahl an Veranstaltungen. "Die Probleme haben sich in der vergangenen Zeit gehäuft, die Belastung für die Anwohner ist zu groß geworden", sagt Pastor Bernhard Schork. Er ist Hausherr des Jugendheims, das der Pfarrgemeinde gehört. Daher hat der Verwaltungsrat beschlossen, "die Zahl der Disco-Veranstaltungen pro Jahr auf eine, höchstens zwei, zu reduzieren".Nicht mehr Lärm als sonst

Das kann Frank Friedrich, Vorsitzender des KV Bettingen, nicht verstehen: "Die Veranstaltungen im Jugendheim sind bisher immer gut gelaufen. Die Lärmbelästigung ist nicht größer als vor ein paar Jahren, in der Nachbarschaft oder an Autos sind bisher noch nie Schäden entstanden." Kleinere Sachschäden im Jugendheim selbst seien schon vorgekommen: vom abgebrochenen Schlüssel bis zum zerbrochenen Thermostat-Fühler. "Aber für alle Schäden sind wir bisher aufgekommen", versichert Friedrich. "Und das Jugendheim haben wir noch nie verlassen, ohne vorher alles sauber gemacht zu haben." Auf die Einnahmen aus den Discos sei der Karnevalsverein angewiesen: "Über die Haussammlung kommt jedes Jahr viel Geld in die Vereinskasse. Aber je mehr wir haben, desto mehr können wir auch bei unseren Karnevalsveranstaltungen bieten." Für Missmut sorgt auch der Beschluss des Verwaltungsrates, den so genannten Beatkeller nicht mehr für private Feiern zu vermieten. Der Kellerraum des Jugendheims hatte immer wieder als Raum für Geburtstagspartys gedient. Der Verbots-Beschluss wurde umgehend in die Tat umgesetzt: Dagmar aus Bettingen wollte neulich ihren 18. Geburtstag im Beatkeller feiern und fragte beim Pastor an. "Aber da war nichts zu machen", sagt die mittlerweile 18-Jährige. Der Beatkeller stehe künftig ausschließlich für Gruppenarbeiten zur Verfügung. Von Friedrich kommt nun der Vorwurf auf: Eine Einrichtung, die den Namen Jugendheim trägt, sollte auch ein Angebot für die Jugend parat halten. "Vier bis fünf Disco-Veranstaltungen im Jahr müssten doch eigentlich machbar sein", findet der Vorsitzende des Karnevalsvereins. Dass das Angebot im Jugendheim zu gering sei, sieht Pastor Schork keineswegs so: "Jährlich gibt es zehn bis zwölf Veranstaltungen im Jugendheim, zu denen Leute von außerhalb kommen. Zudem finden die Veranstaltungen an Karneval weiterhin in vollem Umfang statt."Bürgermeister zwischen den Fronten

Zwischen den beiden Fronten steht der Bettinger Orstbürgermeister Jürgen Holbach: "Das Problem ist einfach, dass es zu viele Disco-Veranstaltungen geworden sind. Die Belastung für die Anwohner ist enorm: Viele Jugendliche halten sich nicht im Saal auf, sondern davor, konsumieren mitgebrachte Getränke und lassen ihre Autoradios laufen." Folglich seien die Beschwerden aus der Nachbarschaft verständlich. Genau wie Pastor Schork sieht auch Holbach das Jugendheim ausreichend ausgelastet: "Bettingen ist ein Dorf, in dem noch was los ist ­ auch wenn vielleicht nicht so oft, wie es sich manch einer wünscht." Dass sich der Konflikt zwischen Karnevalsverein und Pfarrgemeinde zugespitzt hat, bedauert der Ortsbürgermeister: "Wenn man sich mit ein bisschen gutem Willen zusammensetzen würde, sollte es eigentlich möglich sein, eine Lösung zu finden." Sollte diese Lösung nicht gefunden werden, zieht sich der Karnevalsverein wohl ganz aus dem Jugendheim zurück: "Wir überlegen im Moment, ob wir nach dem ganzen Ärger überhaupt noch dort Veranstaltungen machen wollen. Geplant ist zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls noch nichts." Im Gespräch ist statt dessen, mit einer Disco-Veranstaltung in die Halle 300 nach Bitburg auszuweichen.

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