"Das ist ein mitreißender Abend"

TRIER. Eigentlich ist an diesem Abend im Theater Trier keine Vorstellung. Dennoch bevölkern zwei Schulklassen die Stuhlreihen im Großen Haus. Sie sehen eine Hauptprobe des Schillerprojekts "Räuber, Jungfrau, Fiesco: Verschwörung". Anschließend können sie Schauspieler befragen. Der Abend ist Teil des theaterpädagogischen Projekts des Schauspielhauses.

Es war die zweite Hauptprobe zum Schillerprojekt, das am Sonntag Premiere feierte. Etwa 40 Schüler des Trierer Max-Planck-Gymnasiums und des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums erleben eine reibungslose Probe. Die Kulissen stehen bereits. Die Schauspieler tragen Kostüme. Und Regisseur Horst Ruprecht unterbricht selten die Darbietung.Aus drei Stücken wird eins

So können die jungen Gäste, die in den vorderen Reihen des Theatersaals Platz nehmen durften, eine komplette Vorführung ohne große Einschnitte sehen. Eine Pause wird dennoch eingelegt. Sofort mischen sich Peter Oppermann und Sylvia Martin unter die Schüler. Die beiden haben die Dramaturgie des "Schillerprojekts" erarbeitet, das die drei Stücke "Die Räuber", "Die Jungfrau von Orleans" und "Fiesko" miteinander verbindet. Oppermann und Martin wollen erfahren, wie die Schiller-Produktion des Trierer Theaters den jungen Zuschauern gefällt, ob sie die moderne Bearbeitung des ursprünglichen Stoffs anspricht und ob die drei Dramen trotz ihrer Kürzung und Verknüpfung noch verständlich sind. "Ich habe keine Verständnisprobleme", meint ein Schüler. "Die wichtigsten Stellen sind herausgearbeitet. Die Stücke sind überzeugend komprimiert." Andere betonen, dass die "Dramatik", bei allen drei Werken "sehr gut" in Szene gesetzt sei. "Das ist kein träger, sondern ein mitreißender Schillerabend, der auch für Jugendliche interessant ist." Beeindruckt hat die jungen Zuschauer dabei auch die Leistung des Ensembles. Die Schauspieler Tim Olrik Stöneberg und Hille Beseler stellen sich nach der Hauptprobe für ein Treffen im Theaterfoyer zur Verfügung. Beide spielen Hauptrollen im Schillerprojekt. Die Schüler interessieren sich besonders für ihren Alltag und dafür, wie man überhaupt zum Theater kommt. Stöneberg erzählt ihnen von der Routine beim Text-Lesen und seiner Zeit als Akrobat, bevor er Theaterschauspieler wurde. Beseler verrät, schon in jungen Jahren bei einer Theatertruppe mitgemacht, aber nach dem Abitur kurz daran gedacht zu haben, Psychologie zu studieren. "Gott sei Dank" habe sie sich anders entschieden. Die jungen Gesprächspartner im Theaterfoyer werden neugieriger. Sie stellen Fragen nach der Höhe der Gagen. Chefdramaturg Oppermann klärt auf: "Als Theaterschauspieler kann zunächst niemand wirklich reich werden. Man übt diesen Beruf vor allem aus Leidenschaft aus." Das Treffen zwischen den Schulklassen und den beiden Schauspielern sowie der Besuch einer Hauptprobe gehören zum neuen theaterpädagogischen Angebot, das Sylvia Martin am Theater Trier betreut. Oft geht sie auf die Schulen zu und macht Vorschläge. Aber auch beim Lehrerstammtisch kommen Kontakte zustande. Zum Schillerprojekt bietet sie szenische Vorbereitungen an Schulen an. Die drei Schiller-Dramen werden dabei "natürlich auch inhaltlich behandelt", sagt Martin. Im Moment suche sie Klassen, die das Schiller-Wochenende des Theater Trier Anfang Mai mitgestalten möchten. Zum Beispiel sei daran gedacht, Schiller professionell zu "ver-hiphoppen". Weitere Vorstellungen des Schillerprojekts: Freitag, 28. Januar, 1. und 9. Februar. Karten an der Theaterkasse, Telefon 0651/7181-818. Weitere Informationen und Kontakt im Internet unter der Adresse www.theater-trier.de.

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