Interview: Gernot Hassknecht

Am 27.09. müssen wir uns auf cholerische Gemütsexplosionen in der Europahalle gefasst machen. Dann nämlich wird Hans-Joachim Heist in der Rolle des Gernot Hassknecht sein Hassknecht-Prinzip vorstellen und uns verraten, wie wir in zwölf Schritten gute Choleriker werden. Vor seinem Auftritt haben wir mit dem Schauspieler gesprochen.

Was regt Sie in diesem Moment am meisten auf?

Hans-Joachim Heist: Eigentlich nichts. Zugegebenermaßen läuft mir ein wenig die Zeit davon, weil ich noch Vorbereitungen für die Sendung beim Südwest-rundfunk heute Abend treffen muss.

Gerade waren Sie auf Madeira im Urlaub - bleiben Sie auf solch einer entspannten Insel ruhig oder kommt der Hassknecht manchmal durch?

Heist: Ich kann mich nicht an Ausbrüche in den letzten 14 Tagen erinnern. Manchmal bin ich allerdings etwas ungehalten, beispielsweise wenn Urlauber behaart wie die Affen, mit dicken Bäuchen und einem Muskelshirt an, beim Frühstück sitzen - so was ärgert mich natürlich.Brauchen Sie für einen ordnungsgemäßen Bluthochdruck Kaffee oder andere legale Drogen?

Heist: Ich brauche keine Drogen, um mich aufzuregen. Es gibt so viele Dinge in Deutschland, über die man sich aufregen kann. Ich beziehe mich besonders auf die Politik - das ist ja ein Hauptfeld von Hassknecht. Darüber kann man sich täglich aufregen. Außerdem sollte man seinen berechtigten Frust nicht in sich hineinfressen, sondern sich beschweren. Deshalb ist das Hobby von Hassknecht auch, Beschwerdebriefe zu schreiben. Davon hat er genügend und in seiner Show hat er immer einige Perlen dabei.An wen gehen solche Briefe?

Heist: Ach, das ist ganz verschieden. An seinen langjährigen Bänker, an den Bäcker oder an Amerika, um nur einige zu nennen.Bald kommen Sie nach Trier - ist das für Sie eine Region zum Aufregen?

Heist: Ich war bisher nur zweimal in Trier - die Porta Nigra und die Sehenswürdigkeiten habe ich gesehen und ich finde, dass Trier eine sehr schöne Stadt ist. Ich freue mich darauf, dorthin zu kommen.Macht es wirklich immer Sinn, sich über alles aufzuregen?

Heist: Es hat immer Sinn, sich aufzuregen. Man soll den Frust nicht in sich
hineinfressen, sonst platzt man irgendwann. Man muss ein Ventil haben, um diese Dinge rauszulassen. Da gibt es viele Themen - ob auf Länderebene oder auf Bundesebene -, worüber sich der Deutsche viel mehr aufregen müsste. Zum Beispiel Steuern. Der Angestellte wird gar nicht gefragt, ihm wird das Geld einfach abgezogen und wenn der Selbstständige seine Vorauszahlungen nur einen Tag zu spät überweist, kommt das Finanzamt mit einem Sondereinsatzkommando. Steuern sind überhaupt ein großes Thema für Gernot Hassknecht. Ich erinnere an Uli Hoeneß, Alice Schwarzer.Über was regen sich die Deutschen Ihrer Meinung nach zu wenig auf?

Heist: Viel zu wenig wird sich über politische Aktivitäten der Regierenden aufgeregt und über die Verschwendung von Steuergeldern. Ich erinnere vor allem an den Stuttgarter Buddelbahnhof, die Elbphilharmonie in Hamburg und natürlich den Berliner Flughafen. Da hätte man schon längst auf die Straße gehen müssen.Wie würden Sie Ihren Zuschauerkreis beschreiben?

Heist: Von 13-Jährigen bis in die hohen 70er ist alles vertreten. Ob viele Choleriker darunter sind, kann ich aber nicht sagen. Auf jeden Fall sind Leute da, die etwas lernen möchten. (lacht) Nein, die meisten finden die Figur des Gernot Hassknecht einfach toll. Ich verspreche den Leuten auch, dass es keine zwei Stunden Geschrei geben wird. Es wird sehr abwechslungsreich und unterhaltsam. Die Zuschauer werden sehr lachen.Werden die Zuschauer Teil Ihres Choleriker-Daseins sein?

Heist: Auf jeden Fall. Hassknecht wird ihnen beibringen, wie man durch auto-aggressives Training zu einem Ausbruch kommen kann.Letzte Frage: Wie geht man gut vorbereitet in Ihre Show?

Heist: Kaffee und Alkohol - bitte kein Wasser, das entschlackt nur. Ich rate zu säurehaltigem Essen, wie Döner, was den Darm ausreichend reizt. Damit kommt man zu einem gesunden Bluthochdruck.

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