Lese-Tipp: Ein Leben aus der Dose

(no) Geboren wurde er 1948 in Fehrbach („Sie kennen Fehrbach nicht? Dann seien Sie mal heilfroh!“), berühmt wurde er in Köln: der Schauspieler, Regisseur und Autor Walter Bockmayer. Besagtes Fehrbach ist heute ein Stadtteil von Pirmasens, und Köln ist bekanntlich – neben vielen anderen kulturellen Errungenschaften – eine Schwulenhochburg Deutschlands.

Dorthin zog es „Waltraud“, der schon im zarten Knabenalter entdeckte, dass er sich eben nur für diese interessierte und das Messdienerdasein vor allem wegen der langen roten Röcke liebte. Mitte der sechziger Jahre fand er sich als Garderobiere beim Ballett im Kölner Opernhaus wieder, drehte seine ersten Filme mit übers Wochenende kostenlos bei „Quelle“ geliehener Kamera in der Eifel – Werke, die so rätselhafte Titel wie „Alkohol Mädchen“ oder „Salzstangengeflüster“ tragen, und später festival- und auszeichnungsgekrönte Filme wie „Jane bleibt Jane“, „Geierwally“ und „Flammende Herzen“.

Berühmtheit erlangte Bockmayer mit seiner Kino- und Theaterkneipe „Filmdose“ im Kölner Studentenviertel, wo er sich zum Entdecker nachmaliger Comedy-Stars wie Michael Mittermeier, Ingo Appelt und Gaby Köster mauserte, und wo Dirk Bach und Ralph Morgenstern ihre ersten großen Erfolge feierten. Als Regisseur wurde er an die wichtigsten Theater der Republik (von Peymann nach Bochum und Zadek nach Bremen) geholt, wo er immer gut war für Skandale und Skandälchen. Mit sehr viel Selbstironie, entwaffnendem Humor, schroffer Offenheit und der gar nicht so seltenen Stutenbissigkeit von männerliebenden Männern erzählt Bockmayer aus einem schrillen Leben, das vielleicht nicht jedermanns Sache ist, aber jeden zum Schmunzeln bringen dürfte.

Walter Bockmayer, „Flammende Herzen – Mein Leben“, dtv galleria, München, 352 Seiten, 14,50 €.

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