Loch an Loch, und sie klingt doch

Wittlich · Die Blockflöte gehört mit zu den ältesten Musikinstrumenten. Für viele Kinder ist sie das erste Instrument. Und so interessiert sich natürlich auch TV-Maskottchen Lucky dafür. Zumal eine Frau aus Wittlich Meisterin auf diesem Instrument ist: Susanne Hochscheid. Sie wird am ersten Weihnachtsfeiertag in ihrer Heimatstadt ein Konzert geben. Grund für Lucky, sich einmal über das Instrument schlau zu machen.

Wittlich. Da frühgeschichtliche Instrumente rar sind, muss man sich mit bildlichen Darstellungen zufriedengeben. Vom Hirteninstrument entwickelte sich die Blockflöte im frühen Mittelalter zum Instrument der Gaukler und Spielmänner. Die Musik der Spielleute war fast immer instrumental und hauptsächlich Tanzmusik, die Popmusik der damaligen Zeit.
Die Flöte war einteilig; es gab keine einheitliche Spielpraxis; und so konnte die Flöte in der heute üblichen Handhaltung - linke Hand oben und rechte Hand unten - oder auch mit der umgekehrten Haltung gespielt werden. Das unterste Griffloch war doppelt vorhanden, und das nicht benutzte Griffloch wurde mit Wachs verschlossen.
Im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts, der Renaissance-Zeit, hielt die Blockflöte Einzug in die Hof- und Adelskapellen. Es wurden Blockflöten in vielen Größen und Stimmlagen gebaut. So war es dann auch möglich, Vokalmusik instrumental vorzutragen. Seit dem 16. Jahrhundert bekam die Flöte ein Daumenloch, das eine erweiterte Ton- und Klangvielfalt ermöglichte.
In der Zeit des Barock stieg der musikalische Anspruch, und so veränderte sich auch die Bauweise der Blockflöte: Sie wurde dreiteilig, die Innenbohrung wurde verändert und die Grifflöcher wurden enger aneinandergesetzt. Viele Komponisten des Barock schrieben Musik für die Blockflöte; vielfach als Solo-Instrument, wobei besonders die Altflöte hervortrat. Während die Blockflöte bis dato zu den "allerlei Instrumenten" gehörte, gibt es nun viele Komponisten, die die Blockflöte gezielt einsetzen und auch bestimmte Register ausdrücklich verlangen, wobei hier Georg Philipp Telemann zu nennen ist, der ganz besonders mit der Blockflöte vertraut war. Seine Kompositionen für die Blockflöte gehören zu den technisch Aanspruchsvollsten seiner Zeit.
Mehr als Kinderspielzeug


Im 18. Jahrhundert verlor die Blockflöte an Bedeutung. Sie wurde von der klangstärkeren Querflöte verdrängt, die sich in einem erweiterten Orchester besser durchsetzen konnte. Erst in den 1920er Jahren erfuhr die Blockflöte ihre Wiederbelebung; besonders durch den Engländer Arnold Dolmetsch, der sich um ein originales Klangbild der Renaissance- und Barockmusik bemühte.
In Deutschland sorgte die Jugendmusikbewegung für die Verbreitung der Blockflöte. Es entwickelte sich aus Unkenntnis über die barocken Gabelgriffe die "Blockflöte in deutscher Griffweise".
Seit diesen Neu-Anfängen im 20. Jahrhundert lebt die "Blockflöte" in einer ständigen Weiterentwicklung. Sie hält Einzug in die Hochschulen und Universitäten. Sie ist aber auch da zu finden, wo Kinder ihre ersten Erfahrungen mit Musik machen: in Kindergärten und Schulen. Moderne Komponisten entdecken die Vielfalt dieses Instruments. Blockflötenbauer entwickeln und konstruieren neue und moderne Blockflöten aus verschiedenen Materialien.
Und von wegen langweilig! Flötentöne können ganz schön spannend sein. Außerdem gibt es Blockflöten in großer Vielfalt. Aber es gibt in Deutschland nur ein Spitzenensemble, das sie alle beherrscht: Flautando aus Köln. Dieses renommierte Blockflötenquartett besteht aus vier Frauen, eine von ihnen ist Susanne Hochscheid aus Wittlich.
Die Musikerinnen des Quartetts - Susanne Hochscheid, Ursula Thelen, Katharina Hess und Kerstin de Witt - begeistern seit 1990 mit virtuosen Flötentönen das Publikum auf der ganzen Welt.
Und an Weihnachten auch in Wittlich: am Montag, 26. Dezember, spielen sie ihre vielen verschiedenen Flöten in der Wittlicher Synagoge. Gegründet, als die vier noch Studentinnen an der Kölner Musikhochschule waren, haben sie das Instrument Blockflöte von dem oftmals belächelten Image des "Kinder-Spielzeugs" befreit. red

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