Kaum versprochen, schon gebrochen

Politik

Zur Berichterstattung über die Wahl des SPD-Vorsitzenden Martin Schulz (TV vom 20. März):
Beim Anblick des Fotos von Martin Schulz und Sigmar Gabriel auf der ersten Seite des TV war mein erster Gedanke: Die beiden kommen gerade fröhlich winkend - Arm in Arm - frisch vermählt vom Standesamt! Meine herzliche Gratulation an das glückliche und strahlende Paar! Doch eine Frage drängt sich mir auf: Wohin geht die bevorstehende Hochzeitsreise? Geht sie bergauf oder führt sie bergab? Wir werden es erfahren.
Christa Stock
Trier
Blumen haben die unvermeidliche wie sicher irgendwie immer als traurig machend empfundene Eigenschaft, nach einer gewissen Zeit zu verwelken. Mal geht solches Abschiednehmen langsam, mal etwas schneller. In diesem Frühjahr werden wir es wieder mit offenen Augen erleben.
Auch gute Vorsätze, wir mögen es bedauern oder nicht, können von uns vergessen werden und deshalb gänzlich aus unseren Blicken und Gedanken verschwinden, mal schneller, mal weniger schnell. Dann sind sie weg, schlicht spurlos untergegangen. Wie oft ist wohl uns allen solches schon widerfahren. Dass selbst auf politischer Ebene ein gewiss sehr löblicher Vorsatz sang- und klanglos gänzlich dem Vergessen anheimgegeben wird, sich dabei sogar in sein ausgemachtes Gegenteil verkehren kann, davon zeugt die Rede von Martin Schulz auf dem SPD-Sonderparteitag am vergangenen Sonntag in Berlin. Der Volksfreund berichtet, Herr Schulz habe ebenda im Sinne einer fairen politischen Auseinandersetzung erklärt: "Mit mir wird es keine Herabwürdigung des politischen Wettbewerbs geben." Wie richtig, wie doch so schön. Weiter habe er aber dann erklärt, die AfD sei "eine Schande für die Bundesrepublik Deutschland". Ach, Herr Schulz, kaum versprochen, schon gebrochen - und das in ein und derselben Rede, so überstürzend rasch sich von seinem eigenen gerade formulierten und so beherzigungswerten Zugesagten husch freizusprechen und sogar das Gegenteil des vorher den Hörern Versprochenen zu äußern!
Das ist nun mal, wo immer es sein mag, nur allerhöchst selten zu erleben. Wenn Malu Dreyer laut TV-Bericht sagte, die Menschen glauben an Martin Schulz und an die Werte, die er vertritt, so bietet sich nur als neugierige Gegenfrage an: Glauben sie alle - und das wirklich?
Dankwart Mallmann
Trier

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