Liebe Leserin, lieber Leser!

Wir erinnern uns wohl alle noch an den Bundestags-Wahlkampf 2005, als die Frage, ob und wie man das Steuersystem hierzulande einfacher und gerechter gestalten könnte, heftig diskutiert wurde. Bereits zwei Jahre zuvor hatte der CDU-Politiker Friedrich Merz das Konzept seiner "Bierdeckel-Steuererklärung" (da sollte alles draufpassen) vorgestellt.

Und noch zwei Jahre davor war es der ehemalige Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof gewesen, der einen Einkommensteuertarif mit Steuersätzen zwischen 15 und 35 Prozent angeregt hatte. Der "Professor aus Heidelberg", wie er im Wahlkampf später vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder abfällig bezeichnet wurde, verschwand nach dem Wahltag ebenso wie Friedrich Merz schnell in der politischen Bedeutungslosigkeit und mit ihnen ihre Vorschläge. Doch das Thema ist nach wie vor in der Bevölkerung präsent. Das zeigt eine kürzlich veröffentlichte Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach, in der 78 Prozent von 1798 Befragten erklärten, sie hätten das Gefühl, dass unser derzeitiges Steuersystem nicht gerecht sei. Exakt 78 Prozent hatten das bereits vor fünf Jahren schon einmal gesagt. Kirchhof und Merz waren mit ihren Vorschlägen also bereits damals am Puls der Zeit, aber eben nicht am Puls der politischen Zeit gewesen. Die Politik hat das Thema anschließend schnell wieder in der Versenkung verschwinden lassen. Die Bürger sollten es jetzt - vor der im kommenden Jahr anstehenden Bundestagswahl - wieder mit Nachdruck auf die politische Tagesordnung setzen. Ein schönes Wochenende

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