Ruhe am Regierungssitz - Hofjes sind Den Haags geheime Oasen

Den Haag (dpa/tmn) · Turmhohe Behördenbauten und schicke Boulevards prägen das Bild der Metropole am Meer. Doch hinter grünen Türen bewahrt Den Haag ein Geheimnis - die Hofjes. Gleich 115 der kleinen Innenhöfe verstecken sich im Zentrum. Zu entdecken gibt es aber noch mehr.

Nur einen Steinwurf entfernt vom Königspalast Noordeinde zeigt Remco Dörr auf einen winzigen Eingang. „Dahinter verbirgt sich ein Geheimnis unserer Stadt“, verrät der Cityguide. Der Innenhof am Boulevard Noordeinde ist einer von 115 Hofjes in Den Haag . „Hofjes sind die geheimen Orte zwischen den Fassaden der Geschäftshäuser und Büros.“ Es gibt sie in Den Haag seit dem Mittelalter: Die Beginenhöfe als Wohnstätte adliger, unverheirateter Damen machten damals den Anfang.

Im 16. und 17. Jahrhundert kamen etliche Stiftungen begüterter Adels- und Kaufmannsfamilien hinzu. Mit den Hofjes schufen die Wohlhabenden für ihre pensionierten Bediensteten Wohnraum in kleinen Häusern in der Nähe ihrer Adelssitze.

Moderne Bürobauten säumen die Parkstraat, eine schmale grüne Tür öffnet sich zu einem Durchgang in den Rusthof. Im „Hof der Ruhe“ wurde das erste Backsteinhäuschen 1831 durch die Stiftung von Elisabeth M. M Groen van Prinsterer-van der Hoop gebaut. „Und jedes Jahr zum Geburtstag der Stifterin kam ein neues Häuschen hinzu“, erzählt Remco Dörr. Heute ist der Rusthof ein idyllischer Ort inmitten des Großstadttrubels. Ausschließlich alleinstehende Frauen ab 55 Jahre können hier nach dem Willen der Stifterin wohnen.

Das besondere Flair der Regierungsstadt erleben die Besucher am besten zu Fuß oder per Rad. Wer gerne auf dem Fahrradsattel unterwegs ist, kann eine der Exkursionen von „Tot zo!“ unternehmen. Nach dem Motto „Onze stad op de fiets“ (Unsere Stadt per Fahrrad) sind Touristen mit kundigen Einheimischen auf verschiedenen Themenrouten unterwegs. Wer einen Blick von oben auf Straßen und Gassen werfen will, fährt mit dem gläsernen Aufzug in die 41. Etage des Haagse Toren am Rijswijkseplein. Aus 130 Meter Höhe bietet sich vom Verandacafé aus ein toller Rundblick.

Auch auf eigene Faust lässt sich die Stadt erkunden, alle Wege sind kurz. Von den Parlamentsgebäuden des Binnenhofes sind es nur wenige hundert Meter bis zum noblen Boulevardplatz Lange Voorhout mit seinen einstigen Adelspalästen. Heute residieren dort viele der mehr als 100 Haager Botschaften, Großbritanniens Gesandter in Haus Nummer 10 - eine Erinnerung an Downing Street Number 10, in London der Sitz des Premierministers.

Hausnummer 54-56 schließlich ist die Anschrift von Den Haags exklusivster Herberge, dem „Hotel des Indes“. Es wurde 1881 in einem ehemaligen Adelspalais eröffnet und gilt seitdem als erste Adresse für prominente Gäste aus aller Welt. Politiker und Popstars nächtigen hier: Die US-Präsidenten Roosevelt und Eisenhower, Staatsmänner wie Francois Mitterand, Jaques Chirac und Tony Blair, die Musiker Igor Strawinsky und Yehudi Menuhin, ebenso wie die Rolling Stones und die Spice Girls.

Kunstfreunde zieht es ins Haager Gemeentemuseum in der Stadhouderslaan 41. Dort sind vorübergehend 120 Meisterwerke von Rembrandt, Rubens und Vermeer zu Gast. Die berühmten Gemälde wie Rembrandts „Die Anatomie des Dr. Nicolaes Tulp“ stammen aus dem Museum Mauritshuis, das bis Mitte 2014 renoviert wird. Jan Vermeers bekanntes Bild „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ werden die Betrachter aber vergebens suchen: Es wurde an Museen in Japan und den USA ausgeliehen.

Einmal im Jahr putzt sich Den Haag besonders heraus: Am Prinsjesdag, dem dritten Dienstag im September - in diesem Jahr am 18. September - fährt Königin Beatrix vom Palast Noordeinde in der Goldenen Kutsche zum Binnenhof und eröffnet das neue parlamentarische Jahr. Tausende Zuschauer säumen dann die Route durchs Haager Zentrum.

Informationen:

VVV Den Haag, Spui 68, NL 2511 BT Den Haag, Telefon: 0900/340 3505 für 45 Cent/Minute, E-Mail: vvv@denhaag.com

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