IW-Studie zum Fachkräftemangel Ohne Migranten würden sehr viele Räder still stehen und sehr viele Küchen kalt bleiben

Exklusiv | Berlin · Nirgendwo arbeiten so viele qualifizierte Migranten wie hinter dem Steuer und in Restaurants. Gleichzeitig fehlen derzeit bundesweit rund 12.000 Berufskraftfahrer und 4.200 Gastronomie-Fachkräfte – trotz der Corona-Krise. Ohne die Migranten wären die Engpässe deutlich dramatischer, zeigt eine noch unveröffentlichte Studie.

 Michael Schelewerst (57) aus Russland, arbeitet schon seit 21 Jahren als Lkw-Fahrer bei der Spedition Hackenberg in RS-Lennep.

Michael Schelewerst (57) aus Russland, arbeitet schon seit 21 Jahren als Lkw-Fahrer bei der Spedition Hackenberg in RS-Lennep.

Foto: Jürgen Moll

Einwanderer leisten vor allem in der Logistik und in der Gastronomie einen großen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Betriebe, wie aus der Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervorgeht. Demnach sind in der Logistik knapp 133.000 Berufskraftfahrer mit ausländischem Pass tätig – das ist bereits jeder Vierte in diesem Beruf. In der Gastronomie sieht es nicht anders aus: 91.000 Gastronomiefachkräfte und damit fast jede dritte Fachkraft hat eine ausländische Staatsangehörigkeit, heißt es in der Studie.

Im Supermarkt bleiben Regale leer, bei Ikea gibt es keine Matratzen mehr: Was in Großbritannien längst Alltag ist, steht laut der Studie in Deutschland erst noch bevor. Vor Beginn der Corona-Krise im Oktober 2019 fehlten deutschlandweit fast 14.000 qualifizierte Berufskraftfahrer.  Im Oktober 2021 gab es laut den Berechnungen des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) am IW fast 12.000 offene Stellen für Berufskraftfahrer, die trotz der anhaltenden Corona-Krise nicht besetzt werden konnten. Ohne Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit sähe die Situation noch viel schlechter aus. Der Beruf des Berufskraftfahrers war 2020 der beliebteste Beruf auf Fachkräfteniveau, also mit abgeschlossener Berufsausbildung.

 Auf dem zweiten Platz der beliebtesten Berufe unter Migranten ist die Gastronomie, genauer: die Fachkraft im Gastronomieservice. Nachdem die Branche von Frühjahr 2020 bis Juni 2021 einen starken Rückgang durch die Corona-Schließungen zu verzeichnen hatte, steigen die Fachkräfteengpässe seit Frühjahr 2021 wieder. Im Oktober 2021 fehlten fast 4.200 Fachkräfte Die Folge: Viele Gastronomen müssen auch nach dem Lockdown ihre Lokale, zumindest tageweise, geschlossen lassen, schreibt das Institut in seiner Studie.

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