Mainzer Regierungschefin Um fünf Uhr früh startet Malu Dreyers langer Tag

Trier/Mainz · Welche Höhen und Tiefen die Ministerpräsidentin in ihrer bisherigen Amtszeit erlebt hat – und was sie zu Hause in Trier macht.

 Archivbild: Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit ihrem Vorgänger Kurt Beck bei einem Empfang in Trier.

Archivbild: Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit ihrem Vorgänger Kurt Beck bei einem Empfang in Trier.

Foto: vetter friedemann/Friedemann Vetter

1827 Tage lang ist Malu Dreyer nun Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz – stolze fünf Jahre. Es gab Höhen und Tiefen. Welche und wie sich das Leben der 56-Jährigen gestaltet, verrät sie dem TV. Malu Dreyer spricht darüber, ...

... wie sich ihr Leben als Ministerpräsidentin gewandelt hat: „Als Ministerpräsidentin trage ich eine ganz besondere Verantwortung für das Land und die Menschen. Damit verbunden ist natürlich eine noch höhere Termindichte, als ich sie ohnehin schon als Ministerin hatte. Das spüren leider vor allem meine Familie und meine Freunde. Trotzdem: Ich fülle dieses Amt mit Leib und Seele aus. Es ist wunderbar dieses Land gemeinsam mit den Menschen und zu ihrem Wohl gestalten zu können.“

... wie sie sich an den Moment erinnert, als Kurt Beck fragte, ob sie Landechefin werden möchte: Er hatte schon öfter mit mir darüber gesprochen, ob ich mir vorstellen könnte, das Amt zu übernehmen. Den Ausschlag aber gab ein Gespräch, das wir geführt haben, als Kurt Beck seinen Sommerurlaub in Cochem verbrachte. Er hatte mich dorthin eingeladen, um mit mir darüber zu sprechen.“

... wie sie sich an den ersten Tag als Ministerpräsidentin, den 16. Januar 2013, erinnert: „Das war der Tag meiner Vereidigung durch den damaligen Landtagspräsidenten Joachim Mertes, den ich natürlich nie vergessen werde. Der feierliche Rahmen im Landtag, mein Mann und unsere Kinder, meine Mutter, Freunde und Wegbegleiter waren da, das war schon ein ganz besonderer Moment, das kann man nur schwer beschreiben.

... über die Kabinettsumbildung 2014, in dessen Zuge unter anderem der beim Nürburgring-Skandal umstrittene Finanzminister Carsten Kühl und der damalige SPD-Fraktionschef Hendrik Hering ihre Posten räumten: „Es ging mir darum, den Blick nach vorne zu richten und in einem Klima der Offenheit und des Vertrauens die besten Konzepte für die Zukunft unseres Landes zu diskutieren und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir konnten als Landesregierung wichtige Themen wie Bildung, Arbeitsplätze, Medizin und Pflege nicht mehr deutlich genug transportieren. Deshalb habe ich mich zur Kabinettsumbildung entschlossen. Diese Entscheidung ist mir menschlich sehr schwer gefallen. Ich war mir auch bewusst, dass dies in einem Land wie Rheinland-Pfalz, dessen politische Kultur von Kontinuität geprägt ist, eine Zäsur darstellt. Aber es ist mir zusammen mit der SPD gelungen, dass wir es gemeinsam getragen haben.“

... wie sie den Sieg bei der Landtagswahl 2016 erlebte, bei der die SPD mit dem „Malu-Faktor“ einen Umfrage-Rückstand auf die CDU von mehr als zehn Prozent wett machte: „Das war ein unbeschreiblich glückliches Gefühl, nachdem wir diese großartige Aufholjagd hingelegt hatten. Manch einer hatte ja schon nicht mehr an den Wahlsieg geglaubt. Aber ich habe eigentlich immer gedacht, dass wir das schaffen können. Ich habe unzählige Nachrichten und Gratulationen bekommen und mich riesig darüber gefreut. Ich war an diesem Abend im medialen Dauereinsatz bei Interviews und Studiogesprächen, aber zwischendurch hatte ich immer wieder auch Zeit, mich mit meinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern zum Beispiel in Fraktion und Partei zu freuen.“

... ihren schönsten Moment als Ministerpräsidentin: „Es gibt unzählige schöne Momente, die man als Ministerpräsidentin erlebt. Mich beeindruckt zum Beispiel immer wieder, wie viele Menschen in unserem Land ehrenamtlich engagiert sind. Es ist wunderbar, diesen Menschen zu begegnen und zu sehen, was sie für die Gemeinschaft leisten. Ein besonderes Erlebnis war auch die Bundesratspräsidentschaft im vergangenen Jahr mit dem Höhepunkt des Tages der Deutschen Einheit, bei dem wir uns als Land als großartiger Gastgeber präsentieren konnten. Ein persönliches Highlight in meiner bisherigen Amtszeit war ganz sicher die Audienz bei Papst Franziskus.“

... den schlimmsten Moment: „Einer der schwierigeren Momente war sicherlich das gescheiterte Verkaufsverfahren des Flughafens Hahn. Ich war sehr froh, dass das Verfahren nach der erneuten Ausschreibung zum Ziel geführt hat und es damit eine Perspektive gibt.“

... wie sie in den Tag startet: „Mein Wecker klingelt morgens leider meistens früh, manchmal auch schon um 5 Uhr, wenn ich zum Beispiel den Flieger nach Berlin nehmen muss. Meistens starte ich in den Tag mit einem Kaffee und Müsli, das weckt die Lebensgeister. Und natürlich habe ich auch schnell mein Handy und mein Tablet zur Hand, um mich über aktuelle Ereignisse zu informieren.“

... wie sie die Aufgabe als Landeschefin trotz Multiple-Sklerose-Erkrankung meistert: „Ich sage immer: ich habe mich auf die Krankheit eingestellt, sie ist Teil meines Lebens, aber sie steht nicht im Mittelpunkt. Ich mache regelmäßig meine Physiotherapie und habe sicherlich auch den Vorteil, dass ich eine durch und durch positive Lebenseinstellung habe. Und ich ziehe sehr viel Kraft aus der Freude, die mir dieses Amt gibt, und dem Gefühl, die Zukunft dieses Landes positiv gestalten zu können. Aber natürlich ist es ein großes Geschenk, dass sich die Erkrankung so positiv entwickelt hat.“

... was sie in Trier macht, wenn sie zuhause ist: „Ich treffe Familie und Freunde. Auch unser jüngster Familienzuwachs, unsere kleine Enkeltochter, hält uns auf Trab. Aber ich verbringe auch gerne Zeit allein mit meinem Mann, wir gehen spazieren, besuchen Kultur- oder Sportveranstaltungen oder gehen auch sehr gerne mal ins Kino.“

... was sie als Ministerpräsidentin bis zur Wahl 2021 unbedingt noch erreichen will: „Rheinland-Pfalz ist ein starkes, modernes und lebenswertes, aber auch sehr sicheres Bundesland, in dem die Menschen gerne und gut leben. Ich arbeite daran, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Mir ist wichtig die Weichen dafür zu stellen, dass die Menschen im Land vom digitalen Wandel profitieren. Ich habe bereits die große Zahl an ehrenamtlich Engagierten hervorgehoben, sie alle stehen für den enormen Zusammenhalt, der unser Land kennzeichnet. Diesen Zusammenhalt will ich weiter stärken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort