Zeit der Duftmarken

In der Landespolitik ist nach der Wahl vieles in Bewegung geraten. Enttäuscht und frustriert ziehen die einen von dannen, andere machen sich hoch motiviert ans Werk.

Abgeordnete und Mitarbeiter der FDP packen Kisten und räumen ihre Büros, während vor ihren Fenstern jubelnde Grüne ihre heiß ersehnte Rückkehr ins Rampenlicht feiern. Erste Duftmarken in Form von frischen grünen Äpfeln auf den Tischen werden gesetzt.

Mancher nutzt die Übergangsphase der Bildung einer neuen Regierung auch dazu, sich persönlich zu positionieren. Bei der nach Neuerungen strebenden alten Tante SPD wollen starke Kräfte die Fraktionsspitze anders aufstellen. Angriffslustig, entscheidungsfreudig und weniger regierungstreu soll der neue Fraktionschef sein und nebenbei die Sehnsucht der Sozialdemokraten nach einer moralischen Stärkung stillen.

Amtsinhaber Jochen Hartloff, der im Doppelpack mit der Parlamentarischen Geschäftsführerin Barbara Schleicher-Rothmund um seinen Posten kämpft, werden diese Attribute eher weniger zugeschrieben. Wirtschaftsminister Hendrik Hering vielleicht schon eher.

Die Sozialdemokraten hoffen nach diesem Wochenende, an dem intern gerungen wird, auf friedliche weiße Rauchzeichen wie nach einer Papstwahl. Wie sagt ein Genosse so schön: "Egal wer gewinnt, ich hab' sie alle lieb."

Ob das auch bei der CDU zutrifft? Gerade freut sich Julia Klöckner im Fraktionssaal über ihre einstimmige Wahl zur neuen Fraktionschefin, da genießt im Flur ein anderer das Scheinwerferlicht. Eifel-Rebell Michael Billen wird von den Journalisten umlagert. Auch er hat Klöckner seine Stimme gegeben und bezeichnet sein Verhältnis zu ihr als normal. Was er sonst noch zu sagen hat, lässt sich am besten so zusammenfassen: "Seht her, ich bin wieder da."

Manchem Christdemokraten soll diese Duftmarke die Nase gekitzelt haben.

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