Globales Problem

Südlich der Sahara leben 30 Millionen mit Aids infizierte Menschen. Täglich sterben 6000 an den Folgen der Immunschwäche. Diese Werte sind derart hoch, dass der in einer Wohlstandsgesellschaft mit einem stabilen Gesundheits- und Bildungssystem lebende Mitteleuropäer sie nicht mehr auf seine Augenhöhe herunterbrechen kann.

Es ist deshalb immer noch leicht, das Thema Aids beiseite zu schieben, die scheinbare Machtlosigkeit des Einzelnen ist eine gute Ausrede. Man spendet - lobenswert - und benutzt Kondome. Thema erledigt. Die Immunschwäche bleibt für viele Menschen eine Bedrohung, von der sie sich körperlich wie mental fern halten wollen. Programme wie die Aids-Kampagne des Bistums gehen mit Erfolg gegen diese Haltung vor. Die katholische Kirche wird zwar den Makel nicht los, der aus dem Absurdum entsteht, die Bekämpfung von Aids mit der Ächtung von Kondomen zu verbinden. Dieses grundsätzliche Problem schmälert jedoch nicht den Erfolg solcher Kampagnen, denn das Engagement vieler Menschen in der Region beschränkte sich nicht auf Spenden. Ein Beispiel: Ein zehnjähriger Junge radelte gemeinsam mit seinem Vater innerhalb von acht Tagen von Föhren nach Österreich und brachte 2000 Euro an Sponsorengeldern zusammen. Kampagnen wie diese sind außerdem wichtige Signale, die offenbar sowohl die Bundesregierung als auch die Pharma-Industrie dringend brauchen. Berlin muss Aids als globales Problem begreifen und mit größerem Aufwand gegen die Ausbreitung vorgehen. Die Pharmakonzerne müssen den ärmsten Ländern Therapien zu den Herstellungskosten zur Verfügung stellen. j.pistorius@volksfreund.de

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