Konsum-Gutscheine: In den USA ein Flop

Während in Deutschland heftig über den Sinn von Konsum-Gutscheinen gestritten wird, steht in den USA längst fest: Diese "Liebesgaben" des Staates haben ihren Zweck nicht erfüllt, der Marsch in eine tiefe Rezession geht mit Riesenschritten weiter.

Washington. Es war ein Brief von den Steuerbehörden, der ausnahmsweise einmal Freude bereitete. Rund 130 Millionen US-Bürger erhielten in den vergangenen sechs Monaten einen Scheck - in der Regel einen Betrag, der zwischen 600 Dollar für Singles und 1200 Dollar für Ehepaare ohne Kinder ausmachte. Die Erwartungen der Regierung von George W. Bush an diese "Stimulationszahlung", so der offizielle Jargon, war hoch: Der Bar-Zuschuss sollte ein weiteres Absinken der Konjunktur verhindern und die Bürger dazu verführen, die Wirtschaft mit Spontankäufen anzukurbeln.

Das Ganze entpuppte sich als Flop. Die Einzelhändler verzeichneten im November erneut massive Umsatzeinbrüche. Denn die Bush-Regierung hat, wie Wissenschaftler Stuart Butler von der Heritage-Stiftung in einer Untersuchung feststellt, einen wesentlichen Faktor unterschätzt: Angesichts stark gefallener Werte ihrer Immobilien und Aktiendepots hätten die Bürger das Naheliegende getan und "versucht, ihr Vermögen zu vermehren", so Butler - durch das Abzahlen von Kreditkarten-Schulden oder durch eine Einzahlung aufs Sparbuch. "Die simple Rechnung, dass die Menschen nach staatlichen Hilfsaktionen die Geschäfte stürmen, Produkte kaufen und somit Arbeitsplätze schaffen, geht leider nicht auf," sagt Butler. Der Wirtschaftsexperte verweist auch darauf, dass nach Erfahrungen der Vergangenheit lediglich langfristige Steuererleichterungen das Erreichen dieses Zieles möglich machen würden.

Unterstützung erhält der Wissenschaftler bei seiner Kritik an staatlichen Stimulierungs-Aktionen per Barscheck vom Gallup-Institut, dass ebenfalls intensiv die Wirkung solcher kurzfristigen Geschenke unter die Lupe genommen hat. "Eine Analyse der Daten zeigt," so resümieren die Forscher, "dass es nur eine sehr geringe Beziehung zwischen einem Rabattscheck und einem geänderten Konsumverhalten des Empfängers gibt." Eine Einschätzung, die beispielsweise Rentnerin Mary Ruhman aus dem Bundesstaat Texas bestätigt. Sie hat ihren 600-Dollar-Scheck nicht in ein Einzelhandelsgeschäft getragen, sondern auf die hohe Kante gelegt. "Das ist ein Notkissen, wenn es mit der Börse weiter bergab geht," begründet sie ihre Entscheidung.

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