Auch seltene Fälle von Gewalt sind schlimm

BITBURG. (har) Schüler der zehnten Klasse der Edith-Stein-Hauptschule haben mit Vertretern von Polizei, Justiz und Jugendarbeit über besseren Jugendschutz diskutiert. Dabei konkretisierten sie einen Antrag, der in den rheinland-pfälzischen Landtag eingebracht werden soll.

Drogen und Gewalt bei Jugendlichen sind Themen, zu denen auch die Jugendlichen eine Meinung haben. Und wer gedacht hatte, dass die Zehntklässler der Bitburger Edith-Stein-Hauptschule nur auf Party aus sind, lag ziemlich falsch. Im Gegenteil: die Jugendlichen fordern in einem Beschluss des Schüler-Landtags Rheinland-Pfalz unter anderem mehr Kontrollen bei Festen und in Discos, ob nicht unerlaubt Alkohol an Jugendliche ausgeschenkt wird. Zudem setzen sie sich für einen jährlichen Aktionstag an Schulen zum Thema Drogen und Gewalt ein. Diese und weitere Forderungen sind nicht für den Papierkorb bestimmt. Denn aus dem Schüler-Antrag soll ein Antrag für den Landtag werden. Im Sitzungssaal des Bitburger Rathauses gingen nun die Schüler an den letzten Schliff ihres Antrags. Denn für den gilt, wie für die Vorlagen in der großen Politik, dass er mehrfach besprochen und abgeändert wird. Als Experten hatten die Hauptschüler Richter Udo May, den Polizei-Jugendsachbearbeiter Günter Colling, Bürgermeister Joachim Streit und Streetworker Elmar Zenner eingeladen. Moderiert wurde das Gespräch mit den Fachleuten von der SPD-Landtagsabgeordneten Monika Fink. Sie war es auch, die die Schüler nach einem Besuch in der Klasse zur Teilnahme am Schüler-Landtag eingeladen hatte, an dem Schülergruppen aus dem gesamten Land teilgenommen hatten. Richter Udo May begrüßte das Engagement der Zehntklässler. Es sei gut, wenn sich junge Menschen Gedanken über das Thema Gewalt und Drogen machten. "Wir können erst reagieren, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist", sagte May. Polizist Günter Colling benannte vor allem den Bitburger Busbahnhof (Zob) als Schwerpunkt von Jugendkriminalität. Soweit es seine Zeit zulasse, kümmere er sich um die Jugendlichen, die sich auf dem Gelände herumtreiben. Er widersprach in diesem Zusammenhang aber der Auffassung, dass ein Verjagen der meist 16- bis 18-Jährigen etwas bringe. Bürgermeister Joachim Streit und Streetworker Elmar Zenner forderten in ihren Beiträgen die Jugendlichen auf, ihre Meinung zu den Themen Drogen und Gewalt in Bitburg zu äußern. Und das taten sie auch, ebenso wie einige Lehrer von Bitburger Schulen, die ebenfalls an der Veranstaltung teilnahmen. "Wie kann es sein, dass 13-Jährige Wodka kaufen?"

Die Hauptschüler, die sich mit dem Thema nicht nur bei der Veranstaltung in Mainz, sondern auch schon im Unterricht auseinander gesetzt hatten, waren sich einig: "Es gibt Gewalt und Drogen an jeder Schule, und es muss etwas dagegen getan werden." Dies soll zum einen durch Aufklärung, zum anderen durch strikte Kontrollen geschehen. "Wie kann es sein, dass ein 13- oder 14-Jähriger Wodka kaufen kann?", fragte eine Schülerin. Auch fand ein Schüler es nicht in Ordnung, dass von einem Lehrer erklärt worden war, dass drei Fälle von Gewalt in der Schule kein Grund seien, dieses Thema allzu sehr zu dramatisieren. "Gewalt an der Schule ist schlimm. Auch wenn es nur drei Mal im Jahr geschieht", sagte der Schüler. Am Schluss der Diskussion versprachen Fink und Streit, einige ganz konkrete Anregungen umzusetzen. Wenn alles gut läuft, haben übrigens auch andere Schüler etwas vom Bitburger Antrag. Der soll nämlich in die Arbeit des Landesparlaments einfließen und damit am Ende vielleicht Folgen fürs gesamte Bundesland haben.

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