Auf einmal sind sie wieder da

Bitburg/Trier/Wittlich · Das warme Wetter lockt derzeit wieder die Insekten aus ihren Winterquartieren. Einige müssen erst noch aus ihren Eiern schlüpfen, andere sind längst erwachsen und haben die kalte Jahreszeit irgendwo in einer Ritze, in einem Laubhaufen oder aber unter der Erde verbracht. Sie alle kommen jetzt nach und nach zum Vorschein.

Bitburg/Trier/Wittlich. Lucky ist froh, dass der Winter vorbei ist. Er freut sich, dass morgens die Sonne wieder durch sein Fenster scheint. Und dass die Vögel zwitschern und draußen alles so schon blüht. Das Einzige, was ihn ein wenig nervt, ist Manfred. Und das schon den ganzen Tag. Manfred ist nämlich eine Stubenfliege. Genau wie Jochen, Heinz, Dieter und Horst. Sie alle haben den Winter im Komposthaufen des Nachbarn verbracht. Im vergangenen Herbst hat dort nämlich die Fliegenmutter ihre Eier abgelegt.
Denn im Komposthaufen ist es feucht, nährstoffreich und nicht ganz so kalt wie an der frischen Luft: ideale Bedingungen zum Überwintern also. Die Mutter ist längst gestorben. Sie wurde 28 Tage alt, was für eine Stubenfliege schon ein recht stolzes Alter ist.
Ameisen überleben in Gruppen


Doch zurück zu Manfred. Als Lucky heute Morgen sein Zimmer gelüftet hat, ist Manfred hinein geflogen. Und jetzt sucht er den Ausgang. Lucky hat schon mehrfach versucht, ihm zu helfen, doch weil Manfred nicht gerade der Hellste aus Mamas Larvenhaufen ist, knallt er permanent gegen das Fensterglas. Und das, obwohl das Fenster offen ist.
Ameisen sind da anscheinend deutlich schlauer als die Stubenfliege Manfred. Die finden nämlich immer ein Loch, durch das sie ins Haus rein- und rauskommen.Lucky hat neulich ein paar Ameisen in seiner Küche entdeckt und sich gefragt, wo die wohl ihren Winter verbracht haben. Deshalb hat er bei Olaf Strub angerufen. Der ist nämlich Diplom-Biologe beim Naturschutzbund (Nabu) Rheinland-Pfalz. Und Olaf Strub hat Lucky erklärt, dass Ameisen genau wie Wespen und Bienen zu den Insekten gehören, die Staaten bilden. Sie sind also im Gegensatz zum noch immer erfolglosen Manfred keine Einzelkämpfer, sondern sichern sich ihr Überleben in der Gruppe. Ameisen verbringen den Winter schlafend in ihrem Bau, der meist unter der Erde liegt. Wobei längst nicht alle von ihnen den Winter überleben, sondern nur die Königinnen und ein Teil der Arbeiterinnen.
Dass die Königin überlebt, ist besonders wichtig, da sie die Eier für die nächste Generation legt. Das gilt auch für die Wespen. Und wie der Biologe erklärt, überwintern von den Wespen sogar nur die Königinnen. Wenn ihr also jetzt auf eine Wespe treffen solltet, dann ist das mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Königin. Sie sorgt für den Nachwuchs, der uns dann im Sommer beim Eisessen ärgert. Schmetterlinge verbringen den Winter übrigens in allen Lebensstadien.
"Arten wie Tagpfauenauge oder Kleiner Fuchs fliegen schon auffällig früh durch die Natur, weil sie als fertiger Falter überwintern", sagt Olaf Strub. Wohingegen Bläulinge als Raupe den Winter überstehen und deshalb erst mal zum Schmetterling werden müssen, bevor sie die Landschaft erkunden.
Und vielleicht hat Manfred es bis dahin ja auch auf die andere Seite von Luckys Fenster geschafft. Lucky drückt ihm auf jeden Fall die Daumen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort