Bitburg bekommt ein zweites Gymnasium

Bitburg · Das Bistum Trier hat das Vorhaben abgesegnet, das sich viele Eltern von Schülern des Bischöflichen Schulzentrums St. Matthias gewünscht haben: Die Einrichtung, die Grund-, Haupt- und Realschule vereint, soll um einen gymnasialen Zweig erweitert werden. Während sich das Schulzentrum über diese Nachricht freut, hält sich die Euphorie im Umfeld in Grenzen.

Bitburg. Seit drei Jahren ist es im Gespräch, nun sollen Taten folgen. "Mit der Weiterentwicklung des Schulzentrums St. Matthias tragen wir dem Wunsch vieler Eltern nach einer Erweiterung des Angebots Rechnung", erklärt Wolfgang Müller, Leiter der Abteilung "Schule und Hochschule" im Bischöflichen Generalvikariat Trier. Gemeinsam mit Prälat Herbert Hoffmann hat er gestern die Eifel besucht und diese "Rechnung" präsentiert.
So ist beabsichtigt, das Bischöfliche Schulzentrum St. Matthias, das derzeit neben der Grundschule eine Hauptschule sowie eine Realschule beheimatet, zu einer Gesamtschule auszubauen. Neben einer vierzügigen Realschule plus in kooperativer Form soll es zukünftig auch einen zweizügigen gymnasialen Zweig geben. Kooperativ bedeutet, dass dabei die einzelnen Schulformen zwar unter einem Dach zusammenarbeiten, jedoch jeder dieser drei Zweige für sich eigenständig bleibt. Lediglich die Orientierungsstufe aus fünfter und sechster Klasse soll schulartübergreifend eingerichtet werden.
Erfreut und erleichtert zugleich ist Werner Wallenfang, Rektor der Realschule St. Matthias, der gestern Morgen von den beiden Männern des Bistums die lang ersehnte Nachricht übermittelt bekam. "Wir haben die Entscheidung mit Spannung erwartet", sagt Wallenfang, wenngleich er wisse, welche Verantwortung damit verbunden sei. "Der Wunsch nach einer Kooperation mit den beiden bereits bestehenden Gymnasien in Bitburg und Biesdorf steht für uns nach wie vor außer Frage", erklärt der Schulleiter. "Wir sind froh, dass endlich eine Entscheidung getroffen wurde", sagt Landrat Joachim Streit, der jedoch angesichts der Sparpläne des Bistums nicht wirklich damit gerechnet habe, dass diese Entscheidung so ausfällt.
Der Eifelkreis ist Träger des Bitburger St.-Willibrord-Gymnasiums, das nun damit rechnen muss, durch ein zusätzliches Gymnasium in Bitburg Schüler zu verlieren. Und das wiederum könnte nach Auffassung des dortigen Direktors Kurt Metrich dazu führen, dass das Angebot an Oberstufen-Leistungskursen wie Musik oder Bildende Kunst nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Das schließt auch Streit nicht aus, der sich jedoch nicht nur um die Qualität des Gymnasium-Standorts Bitburg sorgt, sondern auch um Biesdorf. Denn genau wie das Schulzentrum St. Matthias ist auch das Sankt-Josef-Gymnasium Biesdorf katholisch geprägt. Und auch wenn es nicht unter der Trägerschaft des Bistums Trier steht, so befürchtet Streit dennoch, dass das bischöfliche Bekenntnis zu Bitburg auch Biesdorf belasten könnte. "Es ist wichtig für Biesdorf, dass auch dort geholfen wird", sagt Streit.
Der Schulträger respektiere "die Entscheidung des Bistums und erklärt sich auch weiterhin zu jeder Form einer möglichen Kooperation zweier kirchlicher Standorte bereit", erklärt Pater Gerhard Mockenhaupt vom Gymnasium in Biesdorf. Auch seine Einrichtung wurde gestern von der Delegation des Bistums besucht. Überhaupt habe das Gymnasium in der Vergangenheit mehrfach die Gelegenheit gehabt, zu den Plänen des Bistums Stellung zu beziehen, sagt Mockenhaupt. Dennoch stelle sich aus Biesdorfer Sicht weiterhin die Frage, "ob bei der Planung die demografische Entwicklung und ihre Auswirkung auf die Schülerzahlen in den Einzugsbereichen genügend berücksichtigt sind".
Letzteres wird sich zeigen, doch bevor es soweit ist, muss das Bistum Trier nun zunächst bei der dafür zuständigen Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier die geplante Schulentwicklung beantragen. Sollte das noch im Lauf der kommenden Monate geschehen und der Antrag schließlich bewilligt werden, dann könnte nach Auskunft Wallenfangs die neue Schulform bereits zum kommenden Schuljahr 2012/13 eingerichtet werden. Damit gäbe es dann zwei Bitburger Schulen, die Abitur anbieten.Meinung

Aufwertung des Schulstandorts
Aus Sicht des Schulzentrums St. Matthias, das bereits Grundschule, Haupt- und Realschule unter einem Dach vereint, war es logisch, das Angebot um einen gymnasialen Zweig ergänzen zu wollen. Die Idee kommt offenbar auch beim Bistum an, das trotz seiner rigorosen Sparpläne dem Vorhaben zugestimmt hat. Für den Schulstandort Bitburg ist es ein Gewinn, dass es vielleicht schon ab dem kommenden Schuljahr neben dem St. Willibrord Gymnasium noch eine weitere Schule gibt, die den Abschluss mit Abitur ermöglicht. Dass andere Schulen Abwanderungen nach St. Matthias fürchten, zeigt, dass Konkurrenz das Geschäft durchaus beleben könnte. Willibrord und Biesdorf sollten eigene Schwerpunkte setzen und sich dabei mit St. Matthias abstimmen. Schade wäre es, wenn sich St. Matthias aus einer Vielzahl von Bewerbern nur die Besten rauspickt - Kooperationsbereitschaft ist gefragt, keine Eliteschule! d.schommer@volksfreund.de
Extra: Zahlen


Vergleich: Rund 450 Real- und weitere 400 Hauptschüler besuchen das Schulzentrum St. Matthias. Das St.-Willibrord-Gymnasium hat aktuell knapp über 1100 Schüler, wobei darin noch nicht die Jungen und Mädchen der gemeinsamen Orientierungsstufe mit der benachbarten Realschule plus enthalten sind. Weitere 750 Schüler besuchen das Gymnasium in Biesdorf. uhe

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