Den Unternehmen fehlen Fachkräfte

Bitburg · Um die Pflegebranche steht es besonders schlimm, aber auch viele Handwerksbetriebe können ihre Stellen nicht besetzen. Rund 40 Arbeitgeber werben deshalb auf der Messe Jobinitiative Eifel um Nachwuchs.

Den Unternehmen fehlen Fachkräfte
Foto: ARRAY(0xa4b5b88)

Bitburg Eigentlich treffen die Besucher auf der Jobinitiative Eifel vor allem die Unternehmen, die neue Mitarbeiter besonders dringend brauchen. Bei manchen Unternehmen ist es aber noch dringender. Nicole Strellen von der Firma Bohl Design organisiert die Messe. Sie sagt: "In einigen Handwerksbetrieben ist das Personal so knapp, dass sie es sich zeitlich nicht einmal leisten können, einen Mitarbeiter zur Ausbildungsmesse zu schicken und für den Betrieb werben zu lassen." Ein Teufelskreis. Wer sich bei Bitburger Unternehmen umhört, merkt schnell: Immer mehr Betriebe haben mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Seit Jahren spitzt sich etwa der Fachkräftemangel in der Pflege zu. Silvia Bach, die die sozialen Dienste beim Deutschen Roten Kreuz im Eifelkreis Bitburg-Prüm leitet, sagt: "Das Pflegestärkungsgesetz II gesteht unseren Kunden seit diesem Jahr mehr Leistungen zu, und das ist gut. Aber jetzt schaffen wir es umso weniger, alle Anfragen zu bedienen." Die Arbeit und das Geld für neue Mitarbeiter wären da. Aber es bewerben sich immer weniger für Pflegeberufe. "Eine freie Stelle können wir üblicherweise sechs Monate lang nicht neubesetzen", sagt Bach. Auf der Messe wirbt das Rote Kreuz um Auszubildende, die - so die Hoffnung - vielleicht einmal als Mitarbeiter bleiben. Nach Zahlen der Agentur für Arbeit Trier haben sich die dem Amt gemeldeten Arbeitsstellen in der Stadt Bitburg in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht; die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen, also der potenziellen Bewerber, ist aber seit 2017 kaum gestiegen (siehe Grafik). Im Eifelkreis Bitburg-Prüm ergibt sich ein ähnliches Bild. Pressesprecher Benjamin Koerfer erläutert: Der sprunghafte Anstieg der Arbeitsplätze in der Statistik liege an einer gut funktionierenden Wirtschaft, aber auch daran, dass Arbeitgeber dem Amt inzwischen mehr Stellen melden. Fest stehe aber, dass immer mehr Arbeitgeber "keine Bewerber finden, die passgenau die Qualifikationen für eine bestimmte Stelle mitbringen". Die Gründe für den Fachkräftemangel sieht Messe-Organisatorin Strellen unter anderem darin, dass Luxemburger Unternehmen in der Regel bessere Nettolöhne zahlen. Für die handwerklichen Betriebe komme erschwerend hinzu, dass immer mehr junge Menschen studierten, statt eine Ausbildung zu machen. Dieses Problem kennt auch Simone Assmann von der Kreishandwerkerschaft MEHR. Sie sagt, es seien meist die Eltern, die Wert auf den "guten Ruf" bei der Karrierewahl ihrer Kinder und nicht auf deren Talente und Neigungen legen würden. "Abitur und Studium scheinen ihnen mehr wert zu sein, als Berufsreife und Mittlere Reife mit anschließender Facharbeiterqualifikation." Glücklicherweise sei dieser Trend leicht rückläufig. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Handwerk sei in der Region gegen 2016 um 12 Prozent gestiegen. Doch einige Branchen und Unternehmen können sich nicht über schlechte oder ausbleibende Bewerbungen beklagen. Theo Scholtes etwa, Personalleiter der Bitburger Braugruppe, berichtet von "seit Jahren stabil 1500 Initiativbewerbungen". Fachkräfte gewinne man vor allem, wenn sich Beruf und Familie gut vereinbaren ließen, sagt Scholtes. Die Brauerei nimmt an der Jobinitiative teil, "um persönliche Kontakte zu knüpfen und uns als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren". Damit auch künftig viele Bewerbungen eingehen. Bei der Volksbank Eifel hat man ganz andere Probleme: Nach der Fusion werden zwar keine Mitarbeiter entlassen aber langfristig soll es weniger Angestellte geben. Deshalb schule man derzeit nur noch zwei Auszubildende pro Jahr. Wie viele früher im Haus ausgebildet wurden, konnte die Bank nicht sagen. Man wolle die Jobinitiative als Veranstalter weiter unterstützen - über einen Mangel an Mitarbeitern könne man sich angesichts der Personalpläne aber nicht beklagen. KommentarMeinung

Die Eifel muss werben!Wenn Handwerksbetriebe und Pflegeeinrichtungen in der Eifel über Fachkräftemangel klagen, ist das ein Alarmsignal. Was die Sache nicht einfacher macht: Im benachbarten Luxemburg sind die Verdienstmöglichkeiten besser. Die Eifel muss werben! Für die Qualität ihrer Betriebe und für die Vorzüge der Region und des Lebens hier vor Ort. Dabei helfen Informationsveranstaltungen wie die Jobinitiative Eifel, die eine gute Präsentationsplattform ist. Darüber hinaus brauchen Handwerks- und Pflegeberufe auch ein besseres Image. Das ist Aufgabe von Kammern und Verbänden. Und eine bessere Bezahlung in der Pflege ist längst überfällig. b.laubert@volksfreund.deExtra: DAS BIETET DIE JOBINITIATIVE EIFEL

Die Veranstaltung richtet sich an alle (künftigen) Fachkräfte, die eine Aus- oder Weiterbildung suchen. Ab Donnerstag, 7. September, stellen 40 Unternehmen zwei Tage lang ihre Arbeit in der Stadthalle vor. Geöffnet hat die Messe donnerstags von 10 bis 16 Uhr und freitags von 9 bis 14 Uhr. Veranstaltet wird sie vom Gewerbeverein Bitburg, von der Volksbank Eifel und von Bohl Design. Infos unter <%LINK auto="true" href="http://www.eifeljobs.de" text="www.eifeljobs.de" class="more"%>

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort