Der Teufel rockt

DAUN. (bb) Die Gelegenheit, sich über die Musik Goethes "Faust" (der Tragödie erster Teil) zu nähern, nutzten nur etwa 150 Jugendliche und Erwachsene im Forum Daun. Wer die Rockoper allerdings erlebt hatte, war begeistert.

Die Kombination von alten Texten und moderner Musik ist ein gewagtes Unterfangen. Bei dem Spagat zwischen moderner Musik und klassischer Literatur drängen sich Fragen nach dem Zielpublikum auf: Interessieren sich Rockmusik-Fans für Goethe-Texte? Hören diejenigen, die Goethe lesen, Rock? Wer aber eine der Fragen mit Ja beantworten konnte oder - wie bei der Aufführung im Dauner Forum offensichtlich - der Empfehlung seines Deutsch- oder Musiklehrers gefolgt war und eine Eintrittskarte gekauft hatte, war zunächst einmal sehr gespannt. Bereits nach der ersten Szene, in der Mephisto (Julian Goletzka: ein bisschen jung, aber teuflisch gut) Gott vorwirft, dass der Mensch seine Vernunft nur zum Negativen gebrauche, war klar: Der Handlungsfaden stimmte, und die moderne Form hatte es faustdick hinter den Ohren.Dem Teufel die Seele verkauft

Die Geschichte von dem Gelehrten Heinrich Faust (Nikolaus Raspotnik, der sich durch eine herausragende Gesangsleistung auszeichnete), der seine Seele dem Teufel verkauft und dafür irdische Genüsse und Macht erhält, war auf die wesentlichen Inhalte beschränkt und in eine unterhaltsame Form gepackt. Die Pausen- und Heimweggespräche drehten sich vor allem um Gretchen (Franca Basoli: zuerst überzeugend anmutig und am Ende überzeugend verzweifelt) und ihre Lieder "Der König in Thule" und "Am Golde hängt doch alles", um die rockigen Klänge, die schrillen Kostüme und auch um die (viel zitierten) Originaltexte: "Hier steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor" oder "Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust" und "Meine Ruh ist hin, mein Herz ist schwer". Auch zeitgemäße Accessoires verknüpfte die Inszenierung mit dem historischen Stoff. Dabei störte es keineswegs, dass Faust mit dem Fahrrad auf die Bühne kam und hilflos am Computer herumtüftelte. Die Verführung der Grete erfolgte ohnehin klassisch: Die Mutter wacht über das brave Mädchen, von dem Faust schon beim ersten Zusammentreffen fasziniert ist. Um eine Nacht mit Faust zu verbringen, verabreicht Grete ihrer Mutter ein Schlafmittel, das von Mephisto vergiftet wurde. Als Gretchen davon Wind bekommt, distanziert sie sich von Faust mit den Worten "Heinrich! Mir graut's vor dir!" In rasantem Tempo spielten, tanzten und sangen die Mitglieder des Ensembles, zu dem Nina Henrich (Teufel, Erdgeist, Engel, Frau Marte), Tracy Lord (Teufel, Hexe, Katze, Erdgeist, Mutter) und Crystal Carol Harvey (Gott, Katze) gehörten.

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