Geschichte Ein Stück Westwall wandert aus

Hänge-Partie mit viel Beton: Am frühen Mittwochmorgen hat der Transport der Westwall-Elemente in die USA (der TV berichtete) begonnen.

 Fast nur die Sonne war Zeuge: Um kurz nach sechs am Mittwochmorgen hängt das erste Westwall-Segment am Haken.

Fast nur die Sonne war Zeuge: Um kurz nach sechs am Mittwochmorgen hängt das erste Westwall-Segment am Haken.

Foto: Linden Fritz-Peter

Harlan Crow kann sich freuen: Der geschichtsbewusste (und begüterte) Texaner, der in der Nähe von Hallschlag-Scheid 14 mal zwölf Meter Westwall gekauft hat, wird die Beton-Segmente bald in seinem privaten Museum in Dallas aufstellen können.

Um fünf Uhr früh am Mittwochmorgen rückte ein Baukran an, um die Elemente aus der Eifel-Erde zu heben und auf Tieflader zu packen. Kurz nach sechs am Mittwochmorgen: Das erste von neun Segmenten hängt am Haken, 18 Tonnen Beton schweben zwei Meter über dem Boden. Der Tieflader zum Abtransport steht bereit. Bauer Robert Hansen aus Ormont soll den Westwall-Brocken mit Wasser aus seinem Güllefass von Dreckresten befreien. „Das wird abgespritzt, es soll klinisch rein sein“, erklärt Manfred Klein, Leiter des „Dallas-Projekts“ und Ingenieur bei der Losheimer Baufirma Balter.

Kleins Chef Gustav Balter scherzt: „Der Amerikaner will keinen deutschen Boden haben.“ Balter berichtet, wie er als Kind beim Gießen der „Drachenzähne“ dabei war: „Da war ich fünf oder sechs Jahre alt.“ Jetzt wandern sie nach Amerika. Allerdings macht der Kompressor Probleme: Sand in der Düse. Nur ein schwacher Strahl kommt aus Hansens Spritze. Manfred Klein greift zum Hammer, um die Unterseite von den gröbsten Erdbrocken zu befreien, während der Kompressor gereinigt wird.

Danach läuft alles wie geplant: Gegen sieben Uhr sitzt das erste Segment fest vertäut auf dem Tieflader einer Essener Transportfirma. Sein Fahrer ist nicht sonderlich beeindruckt: „Watt wir fahren, is‘ egal“, sagt er lakonisch. Um 7.40 Uhr macht er sich auf den Weg nach Bremerhaven. „Alles in Ordnung“, meldet Manfred Klein. „Es lief besser, als ich gedacht hatte.“ Das Kompressor-Problem ist gelöst, und die schweren Segmente lassen sich leichter aus der Erde heben, als zunächst angenommen. Klein: „Wenn einmal alles am laufen ist, dann geht‘s.“

Nicht alles geht nach Texas

Bis in den späten Nachmittag hinein dauert die Aktion. Allerdings werden nicht alle Teile in Texas landen: Auch das D-Day-Museum in New Orleans soll einige „Drachenzähne“ erhalten, wie Manfred Klein von berichtet. Harlan Crow stellt außerdem den Militär-Museen in Diekirch/Luxemburg und im belgischen Elsenborn zwei Elemente zur Verfügung. Die anderen werden zunächst nach Bremerhaven transportiert, nach Galveston/Texas verschifft und anschließend wieder auf dem Landweg zum Zielort Dallas gebracht.

Damit alles funktioniert, reist Manfred Klein ebenfalls in die USA. Über die Kosten der vermutlich sehr teuren Aktion schweigen die Beteiligten sich aus. Das Bundesvermögensamt, Besitzer des Weltkriegsrelikts, hat nur eine symbolische Summe erhalten. Möglich ist das nur diesseits der Grenze: Auf nordrhein-westfälischer Seite wäre die „Verlade“ rechtlich nicht zu machen gewesen.

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