Frischluft für die kommunale Kasse

Jünkerath · Die Verbandsgemeinde Obere Kyll erhält einen beträchtlichen Batzen Geld: 864 000 Euro stellt die Landesstiftung Umwelt und Natur bereit. Die Summe stammt aus den Ersatzzahlungen der Windkraftbetreiber.

 Sie wehen weiteres Geld herein: Windräder zwischen Ormont und Reuth. Vorne eine ältere Anlage, dahinter eine der 14 neuen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Sie wehen weiteres Geld herein: Windräder zwischen Ormont und Reuth. Vorne eine ältere Anlage, dahinter eine der 14 neuen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Jünkerath Tatsächlich: Es gibt noch Nachrichten von der Oberen Kyll, die mit Geld zu tun haben und die sogar positiv sind. In diesem Fall geht es um 864 000 Euro Förderung. Ulrike Höfken, grüne Umweltministerin von Rheinland-Pfalz, hat dieser Tage den Bescheid darüber mitgebracht, in ihrer Funktion als Vorsitzende der Landesstiftung für Natur und Umwelt. Die Kommune erhält diese Summe für ihr Projekt "Obere Kyll - natürlich gut". Dahinter stecken allerhand Einzelvorhaben, mit denen in vorerst neun Dörfern der Verbandsgemeinde (VG) die Belastungen durch die neuen Windkraftanlagen reduziert werden sollen. Landesweit fördert die Stiftung bisher in dieser Größe kein anderes Projekt.Die einzelnen Vorhaben hat Gerd Ostermann von der Birgeler Bürogemeinschaft für Naturschutz und Landschaftsökologie in den Ortsgemeinden erarbeitet und gesammelt, die Umsetzung erfolgt in den nächsten drei bis fünf Jahren.Woher kommt das Geld? Von den Windkraftunternehmen: Um die Anlagen bauen zu dürfen, müssen sie ein sogenanntes Ersatzgeld an die Stiftung Natur und Umwelt abführen. Das Geld wird anschließend in die Ausgleichsarbeiten gesteckt. Die Stiftung verwaltet das Ersatzgeld seit zwei Jahren, vorher wurde das im Ministerum gemacht. Man bekommt die Förderung aber nur, wenn man sich auch rechtzeitig darum kümmert. Die VG hatte sich deshalb direkt dahintergeklemmt, als die Stiftung ihre Arbeit aufnahm: "Es war wichtig, dass wir das sofort gemacht haben", sagt Bürgermeisterin Diane Schmitz. Weil man das Geld nur drei Jahre lang in seiner Region ausgebe könne. Danach hätte es dem gesamten Naturraum der Westeifel zur Verfügung gestanden.Gerd Ostermann weist darauf hin, dass weder der VG noch den Ortsgemeinden dabei Kosten entstehen: Alle Ausgaben werden von den Ausgleichzahlungen getragen. Anders als bei der Aktion Blau für die Renaturierung von Bachläufen - dabei müssen die Gemeinden zehn Prozent der Ausgaben zahlen."Hier müssen sie kein Geld dazulegen", sagt Ostermann. Und erklärt auch, warum die Windkraft-Firmen dieses Geld abdrücken: "Wenn jemand irgendetwas in der Natur und der Landschaft beeinträchtigt, dann muss er dafür an anderer Stelle Ersatz schaffen. Aber das geht nicht immer." Wie bei Windrädern: Jedes davon beeinträchtige das Landschaftsbild. "Wenn du das ausgleichen wolltest, müsstest du an anderer Stelle ein Windrad absägen. Oder einen Hochspannungsmast." Also werde stattdessen Geld gezahlt.Und das fließt nun zum Beispiel nach Stadtkyll: Dort sollen die Auen am Selbach, einem Seitenarm der Wirft, weiter von Fichten befreit werden. Oder nach Ormont: Dort richtet man Westwallbunker her, damit sie Fledermäusen als geschützter Lebensraum dienen können. Einer dieser Bunker sei bisher nicht gesprengt worden, sagt Ostermann. "Der steht offen - und wird jetzt vergittert, sodass die Fledermäuse rein und raus können, aber nicht mehr jeder andere."Drittes Projekt - von etlichen weiteren auch in Hallschlag, Kerschenbach, Jünkerath, Schüller, Gönnersdorf und Reuth: der Vulkangarten in Steffeln. Denn die Anlage sei inzwischen so zugewachsen, dass man dort Schafe oder Ziegen weiden lassen wolle. Am Ende sollen sich dort dann artenreiche Magerweiden entwickeln können. Dafür wird ein Zaun aufgestellt, dann kommen die Tiere rein und grasen drauflos. "Ähnlich wie auch am Weinfelder Maar, da aber mit Ziegen und Eseln." Die Beweidung, sagt Diane Schmitz, sollten nach Möglichkeit Landwirte aus dem Dorf oder der Umgebung übernehmen. Und sollten die Tiere gemolken oder geschlachtet werden, dann wollen die gastronomischen Betriebe im Ort Käse und Fleisch ihren Gästen anbieten. "So haben dann alle was davon."An anderen Stellen sollen Heiden erhalten oder Streuobstwiesen angelegt werden. Tatsächlich sei das Projekt in dieser Größenordnung landesweit einmalig, sagt Gerd Ostermann. Zwar gebe es die Förderung aus dem Ersatzgeld auch in anderen Kommunen. Aber dort belaufe sie sich auf bisher höchstens fünfstellige Summen. Das Schöne an der Oberen Kyll: Es liegen immer noch rund 400 000 Euro im Ausgleichstopf. Und die, sagt Ostermann, wolle man sich auch noch schnappen. Dafür entwickelt er derzeit weitere Projekte in den Dörfern.KommentarMeinung

AufgewecktDass die Obere Kyll das Geld aus den Ersatzzahlungen jetzt vor der Haustür ausgeben kann, ist eine richtig gute Nachricht. Und nicht zuletzt der Bürgermeisterin zu verdanken, die schnell geschaltet und rechtzeitig konkrete Projekte angeleiert hat. Mit Schlafmützigkeit und ohne eine zügige, detaillierte Planung hätte das nicht geklappt. Ein weiterer Grund, warum es schade ist, dass Diane Schmitz aufhört - für die, die es immer noch nicht kapiert haben. f.linden@volksfreund.deExtra: GELD FÜR WASSERANLAGEN

 Der Vulkangarten Steffeln: Hier sollen bald Schäfchen grasen. Foto: Gerd Ostermann

Der Vulkangarten Steffeln: Hier sollen bald Schäfchen grasen. Foto: Gerd Ostermann

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Ministerin Ulrike Höfken hat in Jünkerath noch mehr Geld gelassen: Sie überreichte einen Bescheid über 1,3 Millionen Euro als zinsloses Darlehen und einen Zuschuss von etwa 400 000 Euro. Mit diesem Geld soll die Wasserversorgung in der Verbandsgemeinde Obere Kyll langfristig gewährleistet werden. Mit dem Bau des neuen Hochbehälters Schüller, der Verbindungsleitung vom Hochbehälter Lissendorf zum Hochbehälter Schüller und der Leitung vom Pumpwerk Birgel zum Hochbehälter Lissendorf "schaffen Sie einen Ringverbund und erhöhen die Versorgungssicherheit für die kommenden Jahre deutlich", sagte die Ministerin.

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