Häppchen, Bier und neue Visionen

Bitburg · Roboter, Elektroautos, Wertewandel: Zukunftsforscher Lars Thomsen hat beim 29. wirtschaftspolitischen Forum der Kreissparkasse Bitburg-Prüm einen Ausblick auf die Welt gezeigt, wie sie in zehn Jahren sein könnte.

Bitburg. Als sich die etwa 350 geladenen Gäste beim wirtschaftspolitischen Forum der Kreissparkasse Bitburg-Prüm im Haus Beda Häppchen und Bier zuwendeten, gab es Diskussionsbedarf. Viele taten das, was sich Lars Thomsen am Ende seines Vortrags gewünscht hatte, sie diskutierten über Zukunft. Der untersetzte Mann von Mitte vierzig, der sich als Zukunftsforscher einen Namen gemacht hat, hatte fast 90 Minuten lang gezeigt, wie sehr sich das Leben in den nächsten 520 Wochen verändern wird. Er umriss nicht weniger als die Folgen des demografischen Wandels, die Entwicklung der digitalen Welt, den Wandel der Energieversorgung, die Grenzen des wirtschaftlichen Wachstums und einen grundlegenden Wertewandel. Dennoch schaffte er es, inspirierend zu wirken. Dabei hatte er Thesen im Gepäck, für die er beim konservativen Publikum der Traditionsveranstaltung vor 520 Wochen wohl lautstarken Widerstand geerntet hätte. Er prognostizierte unter anderem, dass eine schrumpfende Bevölkerung nicht unendlich weiteres Wirtschaftswachstum erzeugen kann, dass sich die Probleme einer alternden Welt nicht in traditionellen Familienstrukturen lösen lassen, und forderte ein bedingungsloses Grundeinkommen, das Menschen unabhängig von ihrem Alter eine Wahl zwischen Berufstätigkeit und anderen Formen der Beschäftigung lässt. Thomsens Erfolgsrezept: Verzicht auf Horrorszenarien gepaart mit griffigen Beispielen. So zeigte er, dass die Menschen nicht nur immer älter werden und ihre Zahl schrumpft, sondern auch - eine gleichbleibende Innovationsgeschwindigkeit vorausgesetzt - dass Mikrochips immer leistungsfähiger und billiger werden und gleiches für Solarmodule und Akkus gilt.
Am Ende des Abends wirkte daher eine Welt mit selbstfahrenden Elektroautos, von billigem Solarstrom gespeist, Robotern, die Hausarbeit erledigen und selbstständiges Leben bis ins hohe Alter ermöglichen, und Menschen, die fast lebenslang zwischen Arbeit, sozialem Engagement und Freizeit wählen, nicht mehr völlig utopisch. Voraussetzung dafür ist, so eine weitere Kernthese Thomsens, dass sich Menschen nicht einfach treiben lassen, sondern Zukunft aktiv gestalten. Die Diskussion bei Häppchen und Bier am Freitagabend war zumindest ein Anfang.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort