Kontakte pflegen und neue knüpfen

PRÜM. (cus) Bei einer einwöchigen Rundreise durch Rheinland-Pfalz hat eine Gruppe aus dem Partnerland Ruanda die bestehenden Kontakte zu Prümer Schulen gepflegt und neue Verbindungen geknüpft.

14 Uhr, Pressetermin auf dem Hof Ney in Weinsheim-Brühlborn. Die Landwirte warten, von den angekündigten Afrikanern keine Spur. Die Ruandesen absolvieren ein dicht gedrängtes Besuchsprogramm, schließlich wollen sie die Zeit in Deutschland sinnvoll nutzen. Als die Delegation schließlich eintrifft, sind die Teilnehmer sehr interessiert an der Arbeitsweise und fragen immer wieder nach. Robert Masozera, Botschaftsrat in Bonn, schlüpft spontan in der Rolle des Dolmetschers.Versöhnung zwischen den Volksgruppen

Landwirt Gereon Ney berichtet vom Zusammenschluss von drei Höfen zu einem Gemeinschaftsbetrieb mit 170 Kühen und 220 Hektar Land. Schwerpunkt der Produktion ist Milch, dazu kommen Fleischverkauf und Futteranbau zum Eigenbedarf. "Die Kooperation bringt Einsparungen, ermöglicht uns durch die Arbeitsteilung aber auch im Wechsel Urlaub oder freie Wochenenden", erklärt Ney. Günter Eichertz, Kreisvorsitzender der Landjugend, und Marco Weber, Mitglied im Landesvorstand, stellen die Aufgaben ihres Verbands vor: "Wir sind junge Landwirte oder stammen aus dem Umfeld der Landwirtschaft. Der Verband vertritt die Interessen seiner Mitglieder bei der Agrarpolitik." Eine Anregung der Gäste nehmen die Landwirte gerne auf und sagen zu, für Interessierte gegenseitig Praktikantenstellen zu vermitteln. "Für die jungen Leute aus Ruanda ist vorgesehen, dass sie in ihrem Heimatland später leitende Funktionen in Verbänden übernehmen. Bei uns können sie Erfahrungen sammeln", sagt Klaus Görgen aus Waxweiler, Vorsitzender des Arbeitskreises Partnerschaft Ruanda im Kreis Bitburg-Prüm. Als Vertreterin des Innenministeriums begleitet Annemarie Harmuth-Schulz vom Ruanda-Referat die Delegation. Sie verweist auf eine Benefizaktion am 15. Juli, an der sich landesweit 185 Schulen beteiligen wollen. Schüler arbeiten einen Tag lang bei einem Arbeitgeber gegen Lohn und spenden das Geld für Straßenkinderprojekte in Ruanda. Seit 1984 besteht eine Partnerschaft zwischen der Kaiser-Lothar-Realschule Prüm und der Ecole Sociale de Rulindo. Beim aktuellen Besuch waren unter anderem ein Vertreter des Nationalen Jugendrats, ein stellvertretender Bürgermeister, eine Studentin und eine Lehrerin dabei. Realschullehrerin Maria Streit und die Mitglieder ihrer Ruanda-AG diskutierten mit den Gästen über Schulsysteme und die historisch bedingte Benachteiligung von Mädchen in Ruanda. Die Realschüler berichteten von den Aktionen, bei denen sie immer wieder Spendengeld für die Partnerschule sammeln. Das Regino-Gymnasium Prüm verbindet eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Petit Séminaire in Butare. Lehrerin Mechthild Ballmann und Schüler sprachen mit Studenten und Verbandsvertretern aus Ruanda. Dort gibt es statt wie früher neun heute nur zwei Hochschulen. Während die Spitze also viele Möglichkeiten hat, hört die Masse der Kinder nach nur sechs Schuljahren auf. Dann fehlen Ausbilungs- und Arbeitsplätze. Für alle Studenten verpflichtend ist neuerdings ein sechswöchiges Blockseminar zum Thema Versöhnung. Vor dem geschichtlichen Hintergrund des Bürgerkriegs im Jahr 1994 sollen auf diese Weise Widersprüche zwischen ethnischen Gruppen aufgelöst, und neue Auseinandersetzungen verhindert werden.

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