Regionalstrom bleibt eine Vision

Rodershausen · Eine regionale Energieversorgung mit grünem Strom aus eigener Erzeugung: Die Westeifeler Erneuerbare Energien Genossenschaft würde das gerne realisieren, hat dabei aber mit politischen Rahmenbedingungen zu kämpfen. Ein anderes Projekt ist da schon konkreter: das in Neuerburg geplante Nahwärmenetz, in das die Genossenschaft mit einsteigt.

 Die regionale Vermarktung von grünem Strom wird durch die politischen Rahmenbedingungen erschwert. TV-Foto: Uwe Hentschel

Die regionale Vermarktung von grünem Strom wird durch die politischen Rahmenbedingungen erschwert. TV-Foto: Uwe Hentschel

Rodershausen. Thomas Banning ist von der aktuellen Entwicklung alles andere als überrascht. Enttäuscht ist er trotzdem. "Heute ist ein sehr schlechter Tag für die Erneuerbaren Energien", sagt Banning, Vorsitzender der in Düsseldorf ansässigen Naturstrom AG.
1998 wurde das Ökostrom-Unternehmen, das mittlerweile rund 240 000 Haushalte mit Energie versorgt, gegründet. 16 Jahre später steht Banning im Rodershausener Gemeindehaus, um dort auf Einladung der Westeifeler Erneuerbare Energien Genossenschaft (WEEG) Möglichkeiten einer gemeinsamen Vermarktung von grünem Strom vorzustellen.
Die WEEG möchte nämlich nicht nur in regenerative Energien investieren, sondern würde darüber hinaus den Strom auch gerne selbst vermarkten. Als so genannten Regionalstrom. Aus der Region, für die Region. Zu 100 Prozent aus regenerativen Energien. Und das ganze dann noch als Produkt der Dachmarke Eifel. Das ist die Vision.
Eine Vision, die sich jedoch nicht mit den Vorstellungen der Bundesregierung deckt. Denn genau an dem Tag, an dem sich die Mitglieder der WEEG zur Jahreshauptversammlung in Rodershausen treffen, bringt die schwarz-rote Regierung in Berlin die umstrittene Ökostrom-Reform auf den Weg. Und wie Banning erklärt, würden sich die Rahmenbedingungen für die Erzeugung und regionale Vermarktung grünen Stroms erneut verschlechtern.
"Im Moment hat man das Gefühl, die Kollegen in Berlin sehen nur noch die großen Konzerne als ihre Freunde an", macht der Naturstrom-Vertreter seinem Frust Luft.
Die Verwirklichung der Vision bleibt also vorerst eine große Herausforderung. Dafür aber ist die Genossenschaft wenigstens an anderer Stelle deutlich weiter. Und zwar in Neuerburg. Dort ist die Umsetzung eines 2,97 Millionen Euro teuren Nahwärmeprojekts in der konkreten Planung.
Und die WEEG wird sich als Gesellschafter mit 450 000 Euro an diesem Projekt beteiligen. Vorgesehen ist eine mit Hackschnitzeln betriebene Heizanlage in der Nähe des Neuerburger Kindergartens, mit der dann unter anderem die Kita, die Schulen und auch das Krankenhausgebäude zukünftig mit Nahwärme versorgt werden sollen. Neben der Westeifeler Erneuerbare Energien Genossenschaft wird auch die Naturstrom AG über eine Tochtergesellschaft mit 200 000 Euro in das Projekt mit einsteigen. uheExtra

Die Westeifeler Erneuerbare Energien Genossenschaft (WEEG) wurde im November 2011 gegründet. Ziel der Genossenschaft, in der neben Privatpersonen auch Kommunen vertreten sind, ist unter anderem, eine möglichst breite Bürgerbeteiligung zu schaffen, bei der die Erträge aus erneuerbaren Energien zu 100 Prozent in den Gemeinden, bei den Grundstückseigentümern, den Mitgliedern sowie den Bürgern verbleiben. Die WEEG hat aktuell 318 Mitglieder und verfügte zum Stichtag am 23. Juni über ein eingezahltes Guthaben von 322000 Euro, verteilt auf 644 Anteile zu je 500 Euro. uhe

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