Sechs Dörfer packen's an

Baustert · Die Dörfer Baustert, Brimingen, Feilsdorf, Hisel, Hütterscheid und Mülbach haben sich vor drei Jahren zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen - und zwar auf freiwilliger Basis (der TV berichtete). Den Pakt haben die Ortsbürgermeister schriftlich besiegelt. Durch gemeinsame Feste und Aktionen wird das Zusammengehörigkeitsgefühl von Jahr zu Jahr mehr gestärkt.

Baustert. Hisel zählt mit seinen 14 Einwohnern zu den kleinsten Dörfern Deutschlands, Feilsdorf hat 32, Brimingen etwa 70 - zusammen mit Baustert, Hütterscheid und Mülbach kommen sie auf weniger als 1000 Einwohner. Eine kleine, aber starke Gemeinschaft: 2009 haben sich die sechs Dörfer auf freiwilliger Basis zusammengeschlossen. Und nach drei Jahren ist nicht die Luft raus. Im Gegenteil: "Der Dörfergemeinschaft geht es ganz gut", sagt Udo Brück, Bürgermeister von Baustert. "Im vergangenen Juni haben wir zusammen ein Fest veranstaltet. Im Februar setzen sich die Bürgermeister wieder zusammen und besprechen verschiedene Themen", sagt er.
Da die Orte nur ein paar Kilometer voneinander entfernt liegen, gab es schon in früheren Zeiten Verknüpfungen: durch die Volksschule, Vereine oder das kirchliche Leben.
Als 2009 die Bausterter Schule verkauft wurde, verloren die Vereine und Gruppen ihre Übungsräume. Aus dieser Not machten die Dorfchefs eine Tugend. Gemeinsam renovierten sie das alte Jugendheim in Baustert, das im Besitz der Kirchengemeinde ist. 70 freiwillige Helfer packten an, um den Saal im ersten Stock zu sanieren. Herausgekommen ist ein Schmuckstück mit Theke und Bühne.
Auch ein Treppenlift für ältere oder gehbehinderte Menschen wurde installiert. Das Geld für den Umbau stammt aus Spenden, dem Erlös vom Dörferfest, von Vereinen und der Kirchengemeinde.
Am 9. Mai 2010 unterschrieben alle sechs Bürgermeister eine Grundsatzvereinbarung. Nun war die Dörfergemeinschaft BBFHHM amtlich und bekam sogar eine eigene Rubrik im Landboten, dem Amtsblatt der Verbandsgemeinde Bitburg Land.
Gemeinsame Ausflüge


Vereinbart wurde, dass man nicht nur das Jugendheim gemeinsam saniert, sondern auch Projekte verwirklicht und sogenannte Eventtage für Bürger organisiert. So gab es zum Beispiel einen Tagesausflug mit Brauereibesichtigung, Stadtführung und Rundfahrt in Bitburg. Auch am gemeinsamen Internetauftritt für Gewerbetreibende wird gearbeitet.
Im August bekommt Baustert Besuch aus der französischen Partnerstadt Charmé. Keine Frage: Auch diese Freundschaft wird geteilt, gefeiert wird mit allen.
Meinung

Kräfte jetzt bündeln
In manchen Dörfern läutet schon das Totenglöckchen. Immer schwieriger wird es, jemanden zu finden, der den Posten des Bürgermeisters ehrenamtlich übernehmen möchte. Und das ist erst der Beginn einer Entwicklung, die zunehmen wird, so wie die Zahl der Bürger weiter abnehmen wird. Die sechs Dörfer Baustert, Brimingen, Feilsdorf, Hisel, Hütterscheid und Mülbach haben einen Weg beschritten, der auch für andere Orte nachahmenswert ist. Zumal ein freundschaftlicher Zusammenschluss die ideale Grundlage ist, um später mehr daraus werden zu lassen. Nach mehreren Jahren funktionierender Gemeinschaft wird es vielleicht so abwegig nicht sein, auch einen gemeinsamen Haushalt aufzustellen, nur noch einen Bürgermeister zu haben, Investitionen gemeinsam zu tätigen und Kräfte zu bündeln. Einen guten statt mehrerer kleiner Rasenmäher zu kaufen, einen Sportplatz zu pflegen statt vieler kleiner, ein schönes Gemeindehaus zu haben statt mehrerer Provisorien. Wie unerfreulich Zwangsfusionen verlaufen können, sieht man an der Kommunalreform. Da spielt der Bürgerwille keine Rolle mehr. Noch haben es die Dörfer in der Hand, mit wem sie sich zusammentun. Das sollten sie nutzen, bevor sie von oben eine Regelung übergestülpt bekommen. s.glandien@volksfreund.deExtra

Werner Altringer, Ortsbürgermeister von Brimingen: "Viele Dinge kann man nicht mehr alleine bewältigen. Die Bevölkerung schrumpft, und wir werden immer älter." Seiner Meinung nach gibt es weitere Dörfer, wo ein Zusammenschluss sinnvoll wäre. Er könnte sich sogar vorstellen, dass die sechs Ortsgemeinden auch verwaltungstechnisch zusammengefasst würden. Ein gemeinsamer Haushalt - das ginge Martin Winter, Bürgermeister von Feilsdorf, im Augenblick noch zu weit. "Heute, morgen und übermorgen brauchen wir das nicht", sagt er, räumt aber ein, dass es irgendwann dazu kommen wird. Denkbar wäre, dass ein Hauptamtlicher die Geschäfte regelt und pro Ort noch je ein Vorsteher zuständig ist. sn

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