Senioren auf dem Vormarsch

PRÜM. In der Verbandsgemeinde (VG) Prüm wird die Bevölkerungszahl langfristig deutlich sinken. Damit einher gehen werden Änderungen in der Infrastruktur, besonders, was öffentliche Einrichtungen angeht. In einem Workshop nahmen sich kürzlich 75 Bürger und Mandatsträger des Problems an.

Die gute Nachricht vorneweg: Trotz etlicher Schwierigkeiten, die mit der demografischen Entwicklung auf das Prümer Land zukommen, gibt es keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. In einer so genannten Global-Prognose haben Experten des Taurus-Instituts Trier errechnet, dass in der VG Prüm bei mittleren Änderungswerten bis zum Jahr 2040 rund 4500 Menschen weniger leben werden als bisher (derTV berichtete). Zur Zeit wohnen im Prümer Land 24 000 Menschen. Im schlimmsten Fall sinkt die Einwohnerzahl um 6000, im besten Fall um 1000. Das Problem der demografischen Entwicklung liegt weniger im Rückgang der Einwohnerzahl. "Das Problem ist der Altersaufbau”, hatte Regional-planer Christian Muschwitz jüngst im Prümer VG-Rat erklärt. Dabei machte er darauf aufmerksam, dass sich das Verhältnis der unter 20-Jährigen zu der Gruppe der über 65-Jährigen massiv verändere. Dies bedeute, dass in 36 Jahren auf 100 Erwerbstätige 45 Rentner kämen. Die Workshop-Teilnehmer hatten sich im Haus der Kultur unterdessen mit drei Kernthemen auseinander zu setzen: Welche öffentlichen Standards und Infrastrukturen wird man sich in Zukunft noch leisten können? Wird unsere Gesellschaft wieder familienfreundlicher? Welche Akteure sind angesprochen? Wie werden sich die Generationen gegenseitig stützen, um Probleme und Herausforderungen zu bewältigen? Im Ergebnis fanden die Teilnehmer unter anderem heraus, dass es eine "Rückbesinnung" auf Ortskerne geben müsse, statt Neubaugebiete en masse auszuweisen. Frei werdende Flächen sollten für den Tourismus genutzt werden. Zudem wurde angeregt, die Betreuungsqualität für Kinder und Jugendliche zu steigern. Unter dem Strich hielten die Seminaristen fest: "Es ist nicht allein die Aufgabe der Politik, sich Gedanken zu machen, sondern Verpflichtung und Auftrag der gesamten Gesellschaft, an der Debatte teilzunehmen." Auch in der Workshop-Gruppe "Familie und Gesellschaft" waren sich die Teilnehmer einig, "dass der Dreh- und Angelpunkt zur Stärkung von Familien das Drei-Generationen-Prinzip" sein müsse. Das heißt: Großeltern, Eltern und Kinder unter einem Dach. Bürgermeister Aloysius Söhngen: "Auf jeden Fall gilt es, den Familienstandort Verbandsgemeinde Prüm zu stärken und gezielt aufzuwerten."Ausgewogenes Verhältnis

Taurus-Projektleiter Christian Muschwitz fasste die Ergebnisse des Workshops so zusammen: "Es ist klar, dass unbequeme und unangenehme Entscheidungen auf die Verwaltung und auf die Bürger zukommen." Trotzdem stimme das ausgewogene Verhältnis der Chancen- und Problemdebatte zuversichtlich. Die Verbandsgemeinde Prüm ist die erste in Rheinland-Pfalz, die sich intensiv mit dem Thema "Demografischer Faktor" beschäftigt. Die Untersuchungen hat sie sich bisher 17 000 Euro kosten lassen, der gleiche Beitrag soll bis zur Vervollständigung der Ergebnisse mit konkreten Lösungsansätzen noch einmal hinzukommen. Bürgermeister Söhngen: "An der Diskussion führt kein Weg vorbei. Wir können das Thema nicht verdrängen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort