Überwintern auf der Umleitungsstrecke

Daleiden/Dasburg · Der weitere Ausbau der Bundesstraße 410 zwischen Daleiden und Dasburg ruht - weil Anfang Dezember der Winter hereinschneite. Probleme bereitet allerdings auch die Umleitung - vor allem in diesen Tagen.

Daleiden/Dasburg. Werner André ist verärgert: Der Dasburger Busunternehmer hat täglich 20 Fahrten auf der Strecke zwischen seinem Heimatort und Daleiden zu organisieren, viele Kinder müssen zu Schulen und Kindergärten gebracht werden - und wieder nach Hause. Weil aber die Arbeiten am Ausbau der Bundesstraße 410 wetterbedingt ruhen, müssen die Busse in Richtung Dasburg die Umleitung über Reipeldingen nehmen. Ein Umweg von 6,3 Kilometern, insgesamt also 120 Kilometer Zusatzstrecke am Tag.
Das wäre alles nicht nötig, findet André, wenn die B 410 schon fertig wäre. Die Stadtkyller Baufirma Backes hatte im August mit den Arbeiten begonnen - zu spät, findet der Busunternehmer.
Nicht zu spät, sagt Horst Backes, einer der Geschäftsführer des Bauunternehmens. Denn die ungeplanten Zusatzarbeiten auf dem Abschnitt seien erheblich gewesen: "Man kann nicht alles auf den Baustart schieben." Etliche Böschungen seien abgerutscht und hätten aufwendig gesichert werden müssen. Die Baustelle - auf der B 410 sind täglich etwa 2500 Fahrzeuge unterwegs, viele Autofahrer pendeln ins nahe Luxemburg - habe Vorrang in der Planung: "Wir hatten zu Spitzenzeiten bis zu 18 Mann auf der Baustelle. Weil wir wussten, was da auf uns zukommt."
Dafür habe man sogar andere Baustellen geschlossen - und außerdem im Dezember eine provisorische Asphaltspur aufgetragen, damit die Autofahrer aus Richtung Dasburg durch die Baustelle fahren können und nicht auf die Umleitung ausweichen müssen. Zu erheblichen Problemen kam es dort allerdings durch einen kleinen Unfall am Donnerstag (der TV berichtete kurz) - und durch den starken Schneefall der vergangenen Tage: Ein Sattelschlepper war auf der schmalen Straße zwischen Reipeldingen und Wehrbüsch neben die Fahrbahn geraten und in den Graben gerutscht, weil er dem Gegenverkehr ausweichen wollte. Das Ergebnis: Stau, Verzögerungen, Wenden auf der Straße. Zudem kann die Straßenmeisterei Arzfeld in diesen Tagen nicht so schnell räumen, wie es nötig wäre: Die alte Salzhalle ist abgerissen, die neue noch in Arbeit. Deshalb müssen die Streufahrzeuge immer wieder nach Mettendorf oder Bleialf, um sich in den dortigen Lagern zu bedienen. Das kostet Zeit.
"Sobald es hier schneit", sagt Werner André, "funktioniert hier nichts mehr." Karl-Heinz Rach, Chef der übergeordneten Straßenmeisterei Prüm, bestätigt den Zeitverzug beim Räumen. Zwar werde an der neuen Salz-Lagerhalle gebaut - "da sind wir mit Hochdruck dran. Aber sie wird uns nicht mehr über den Winter retten."
Am Donnerstag richtete die Meisterei nach dem Unfall eine weitere Umleitung ein, weil der havarierte Laster erst kurz vor 18 Uhr geborgen war. "Das ist nicht erfreulich, kann ich aber auch nicht ändern", sagt Rach. Die Meistereien Arzfeld, Gerolstein und Prüm hätten 27 Fahrzeuge im Einsatz - und ihre Kapazitäten ausgelastet.
Karl-Heinz Rach bittet deshalb auch um Verständnis dafür, dass die Fahrer nicht gleichzeitig überall sein können: "Wir machen einen guten Winterdienst und bemühen uns. Wir können aber auch nicht alles verhindern."Extra

Ein halbes Jahr nach Abschluss des ersten Bauabschnitts zwischen dem Ortsausgang von Daleiden und dem Mühlbachtal hatten im August die Arbeiten am zweiten B-410-Abschnitt begonnen - er reicht vom Mühlbachtal bis Dasburg und ist rund 1,6 Kilometer lang. Die bislang sehr enge Bundesstraße soll eine durchgehende Breite von mindestens 6,20 Metern erhalten. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf rund 3,6 Millionen Euro, die der Bund investiert. Im Frühjahr 2013 sollen die Arbeiten fortgesetzt und das Projekt endgültig abgeschlossen werden. Dann ist ein großer Teil des Ausbaus der B 410 von Lünebach in Richtung der luxemburgischen Grenze geschafft. ch

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