Vorhang auf für alte Zeiten

Mötsch · Viele Menschen, eine Meinung: Das haben die Mötscher toll gemacht. Zur 1250-Jahr-Feier wurden am Sonntag mehr als 5000 Besucher beim Erlebnisrundgang in vergangene Zeiten entführt - vom bäuerlichen Leben bis zum Soldatenlager gab es jede Menge zu entdecken. Bei Live-Musik feierten die Muatentrappler bis tief in die Nacht.

Mötsch. Hereinspaziert in eine längst vergangene Welt: Liebevoll drapiert liegen auf ein paar Heuballen vor einer Scheune ein gusseisernes Bügeleisen, ein Waschbrett, eine blecherne Milchkanne, ein Reisigbesen und jede Menge Tonsteinzeug. Gegenstände, die einst das bäuerliche Leben prägten und im vorigen Jahrhundert wohl in jedem Haushalt zu finden waren.
An diese Zeit erinnern Arnold und Helmut Berg auf ihrem Hof - eine von mehr als 30 Stationen, die es am Sonntag beim Erlebnisrundgang durch Mötsch zu bestaunen gab. Da wurde in einem 180 Jahre alten Backofen Brot gebacken, Äpfel in einer alten Presse zu Apfelsaft verarbeitet, und freundlich grüßend rollt Hans Binsfeld in einer Uniform aus dem 1. Weltkrieg auf seinem Fahrrad vorbei, das Gewehr geschultert - unterwegs zum Soldatenlager.
In der alten Dorfschule fühlt sich beim Anblick der Eichenbänke und Rechenschieber so manch ein 80-jähriger Gast in seine Schulzeit versetzt, während ein originalgetreu eingerichteter Tante-Emma-Laden die Besucher in die Zeit der Wirtschaftswunderjahre entführt. An die erinnern auch die Damen von der Frauengemeinschaft, die in Spitzenschürzen Waffeln backen.
Kurzum: Ganz Mötsch ist auf den Beinen. Der 1049-Einwohner-Ort feiert seine erste urkundliche Erwähnung im Jahr 762: Damals hat König Pippin dem Kloster Prüm den Königshof "Marciacum", das heutige Mötsch, geschenkt. Mehr als ein Jahr haben die etwa 100 Mitglieder des Fördervereins das Fest mit dem großen Rahmenprogramm mit jeder Menge Musik, Kunst, Theater, Lesungen, Filmen und mehr vorbereitet, zu dessen Höhepunkten der Rundgang zählt, der zum Staunen, Schmunzeln und Nachdenken anregt. "Hierfür haben alle an einem Strang gezogen", sagt Ortsvorsteher Josef Klein. Er hat Spaß daran, die Gäste entlang der mit Möhren gekennzeichneten Stationen zu führen.
Alles im Zeichen der Möhre. Aber warum die Mötscher eigentlich Muatentrappler genannt werden, weiß auch Klein nicht ganz genau. "Muaten sind Möhren und früher, wenn die Möhren ausgesät wurden, wurde der Samen eingetreten. Vielleicht kommt es daher", vermutet Klein. Für die Muatentrappler und ihre mehr als 5000 Gäste ist es jedenfalls ein Fest, an das sie noch lange zurückdenken werden. Mötsch, ein Ort der 1049 Einwohner und 13 Vereine zählt und alles andere als von gestern ist. Mit Musik von heute feierten die Muatentrappler noch bis in den frühen Morgen.Extra

Drei Fragen an Josef Klein (61), Ortsvorsteher von Mötsch: Ist Mötsch eher ein Stadtteil oder doch ein Dorf? Klein: Naja, faktisch sind wir seit der Eingemeindung 1969 ein Bitburger Stadtteil, aber vom Charakter her ist Mötsch ein Dorf - vor allem auch wegen des regen Vereinslebens. Das ist toll hier. Was ist für Sie das Schönste an der 1250-Jahr-Feier? Klein: Erstmal natürlich dieses wunderbare Fest, bei dem wir zeigen, was unseren Ort so lebenswert macht. Die umfangreichen Vorbereitungen haben auch unsere Dorfgemeinschaft gestärkt. Da haben alle mit angepackt. Viele haben zudem ihre Häuser und Höfe verschönert. Der Zusammenhalt ist noch mal gewachsen. Was wünschen Sie sich für das Mötsch der Zukunft? Klein: Es würde mich freuen, wenn der Schwung, den dieses Fest gebracht hat, noch lange nachwirkt. Und dann wünsche ich mir, dass auch in Zukunft jeder, der in Mötsch leben will, hier ein Baugrundstück findet. schoExtra

Maria Weinandy (48): Das haben die hier ganz toll gemacht. Wirklich. Großes Kompliment. Ich finde das sehr interessant, wie die Entwicklung des Orts und das Leben von früher an den verschiedenen Stationen dargestellt werden. Heinz Franke (79): Was Mötsch für mich so besonders macht, das sind die vielen Vereine, die das kulturelle Leben bereichern. Bei uns ist immer was los. Und was die Dorfgemeinschaft zur 1250-Jahr-Feier hinbekommen hat, ist einzigartig. Annette Molz (48): Was Mötsch auszeichnet, ist die gute Dorfgemeinschaft. Das zeigt sich auch bei diesem Fest. Mötsch hat viele Vereine und Sportmöglichkeiten - darunter auch welche, die es nicht überall gibt, wie den Reitverein mit der schönen Anlage. Fritz Neu (80): Ich bin vor 56 Jahren von Wolsfeld nach Mötsch gezogen. Und habe das nie bereut. Mötsch ist längst mein Zuhause. Was mir hier gefällt, ist die Dorfgemeinschaft und das Vereinsleben. Das Fest ist wirklich sehr gelungen. (scho)/TV-Fotos (4): Schommer

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