Bleispuren im Trinkwasser des Wittlicher Gefängnisses

Wittlich · Wochenlang musste im Wittlicher Gefängnis vor zwei Jahren Trinkwasser in Flaschen ausgegeben werden. Damals waren die Grenzwerte für Blei überschritten worden. Jetzt ist das wieder so. Die 530 Inhaftierte werden mit Wasserflaschen aus einem Wittlicher Discounter versorgt.

Wittlich. "Seit gestern Abend gibt es wieder Plastikwasserflaschen." Das sagt Otmar Fillmann, stellvertretender Anstaltsleiter der Justizvollzugsanstalt, JVA, Wittlich am Freitag auf TV-Nachfrage. Er sei selbst von der erneuten Meldung, dass das Wasser erhöhte Bleiwerte aufweise, komplett überrascht. Festgestellt habe das der zuständige Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB), Niederlassung Trier, der das Wasser regelmäßig beproben lasse.
Claudia Renner, Leiterin Unternehmenskommunikation beim LBB, sagt: "Auf Veranlassung des Landesbetriebs LBB wurde eine Zufallsprobe des Trinkwassers in der JVA Wittlich vorsorglich auf ihren Bleigehalt untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass der gemessene Bleigehalt eine Überschreitung der Grenzwerte laut Trinkwasserverordnung erwarten lässt. Auf Anordnung des Gesundheitsamts wurde der Gebrauch des Leitungswassers zum Trinken und Kochen umgehend eingestellt, was wir ausdrücklich begrüßen. Derzeit stellt der Landesbetrieb LBB das Wasser für den menschlichen Verzehr in PET-Flaschen zur Verfügung."
Dritter Vorfall in zwei Jahren


Das ist nicht das erste Mal, dass es im Wittlicher Gefängnis Probleme mit der Trinkwasserversorgung gibt. Ende 2013 und Anfang 2014 wurden nach den Funden von Bleispuren sämtliche Leitungen mehrfach gespült. Es dauerte Wochen, bis Entwarnung gegeben werden konnte (der TV berichtete ausführlich).
Festgestellt wurde die Verunreinigung kurz vor Weihnachten 2013. Bis Ende Januar 2014 durften 600 Insassen und 400 Bedienstete im größten Gefängnis im Land Rheinland-Pfalz, ein 70-Millionen-Euro-Neubau, kein Wasser mehr trinken. Jetzt ist wieder nur der Neubau betroffen und damit aktuell 530 Inhaftierte. Dass die Grenzwerte für Blei überschritten waren, war vor zwei Jahren in der üblichen jährlichen Prüfung aufgefallen. Die Gefangenen bekamen wie jetzt auch drei Liter Wasser am Tag in Flaschen geliefert. Aktuell ist es wieder so: Was aus dem Hahn fließt, ist zum Trinken und Kochen für alle Bediensteten und Insassen tabu. Für Körperpflege und Wäschewaschen gelten keine Einschränkungen.
12 960 Liter in Flaschen gekauft


Neben Blei gab es damals erhöhte Werte für Nickel, Kupfer, Cadmium und Eisen. Aktuell sind es laut Fillmann je nach Messstelle ausschließlich im Neubaubereich Blei, Nickel und Kupfer. Bis zum Montag wurde daher ein Großeinkauf von Wasser veranlasst: Laut Otmar Fillmann sind es 8640 Flaschen zu 1,5 Liter: "Wir haben für vier Tage also 12 960 Liter eingekauft."
Zunächst gab es noch keine Details zur erneuten Verunreinigung. Claudia Renner sagt für den LBB: "Die Messwerte aus der Zufallsprobe bieten nur eine erste Orientierung. Sie haben nicht genügend Aussagekraft, um nach den Kriterien der Trinkwasserverordnung beurteilt zu werden. Nach der Trinkwasserverordnung sind bestimmte gestaffelte Messverfahren anzuwenden, die in der kommenden Woche durchgeführt werden. In Abhängigkeit von den Untersuchungsergebnissen wird zeitnah über das weitere Vorgehen entschieden."
Die JVA bekommt ihr Wasser von den Wittlicher Stadtwerken und ist ein Großkunde. Laut Angaben von 2014 liegt der Normalverbrauch in Hafthaus, Verwaltung, Krankenhaus und Pforte bei 54 Kubikmeter Wasser am Tag. Das sind 54 000 Liter, etwa der Jahresverbrauch eines Wittlicher Haushaltes. sos

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