Warum man wohin heiratet

In meinem Dorf gilt der Satz: "Willste 'n Frau, fahr no Auw." Immer wieder haben die Stadtkyller Männer (beziehungsweise "die Männ") unter fadenscheinigsten Versprechungen Damen aus dem Dreibuchstabendorf bei Prüm heimgeholt und vor den Altar gezerrt.



Es muss an der besonderen Mischung aus Klugheit, Liebreiz, Charakterstärke und Robustheit liegen, die man bei den Auwer Frauen findet.

Interessant ist aber nun, dass dieser minne-motivierte Mädchenraub, sieht man von der gelegentlichen Kirmesklopperei ab, nie zu nennenswerten Konflikten zwischen den zwei Gemeinden geführt hat.

Allerdings kam den Auwer Männern dabei ein Umstand zugute, von dem mir der höchst vertrauenswürdige ehemalige Vorsitzende des Musikvereins Niederprüm, Josef Hupperts, erzählte: Der hat nämlich eine Tante, die aus Verschneid stammt, dem Auwer Nachbarort. Und die dortigen Mädchen, erzählt die Tant', litten früher darunter, dass ihnen daheim fehlte, was die Eifeler zum Leben brauchen: Kirche und Brunnen ("Pötz"). Beides aber gab es, genau, in Auw.

So mussten die Verschneiderinnen immer zu Fuß das tiefe Tal und den steilen Anstieg zwischen den Dörfern überwinden. Eine Tortur vor allem dann, wenn Verschneid verschneit war. So gab es für die Mädchen nichts Wichtigeres, als sich einen Mann aus Auw zu schnappen: "wäänt der Kirech un dem Pötz". Und so glich sich das alles aus. Aber wo haben dann die Verschneider Männer ihre Frauen her? Im nahen Belgien poussiert und Okkasionen genutzt? Hm! Wenn ich mir aber die Auwer Frauen bei uns im Dorf so anschaue, finde ich: Das kann erst mal so bleiben.

Et jit net jerannt.

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