Einmal alles aufgewühlt

MERZKIRCHEN. Wer sich mit aufmerksamem Blick durch die Saargau-Gemeinde Merzkirchen und ihre sieben Ortsteile bewegt, wird feststellen, dass sich das Landschaftsbild verändert. Der Grund: Das vor sechs Jahren begonnene Flurbereinigungsverfahren steckt in der Endphase.

Felder und Wiesen, so weit das Auge blickt - wer häufig auf dem Saargau unterwegs ist, ist an dieses Bild gewöhnt. Dass man diesen Eindruck in Merzkirchen neuerdings verstärkt gewinnt, hängt damit zusammen, dass einzelne Parzellen zusammengelegt wurden, die Feld- und Wiesenflächen gewachsen sind. Flurbereinigung lautet das Zauberwort, das dieses Phänomen erklärt. 1999 hat das ehemalige Kulturamt Trier und heutige Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel mit dem aufwändigen Prozedere begonnen. Hintergrund sei die Agrarstrukturelle Entwicklungs-Planung gewesen, informiert Günther Schartz, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg. Die Studie habe die Entwicklung des ländlichen Raumes beleuchtet, um Ansätze zu finden, wie dieser langfristig zu stärken ist. Als ein Ansatz habe sich ein Flurbereinigungsverfahren herauskristallisiert, bei dem bis dato auch auf die Ortsteile verstreute Parzellen zusammengelegt und die Grenzen innerhalb der Ortsteile neu gezogen werden. Dazu haben Fachleute des DLR die Grundstücke der 572 Eigentümer, darunter 35 Landwirte, unter verschiedenen Gesichtspunkten wie Größe, Bodenqualität, Aufwuchs bewertet. Dabei gilt als Voraussetzung des Flächentausches, dass niemand ein weniger wertvolles Grundstück bekommt, als er vorher hatte. 1700 Hektar hat das DLR neu zugeteilt. Nach einer vorläufigen Planung hat die Behörde den Eigentümern die Ergebnisse erstmals im Januar dieses Jahres präsentiert. "Nach dieser Offenlage haben wir die Wünsche und Anregungen der Betroffenen eingearbeitet und ihnen eine überarbeitete Planung Mitte September vorgelegt", erläutert Georg Roth, Sachgebietsleiter Planung und Vermessung während einer Pressekonferenz. Widersprüche werden geprüft

Der Großteil der Flächen sei zum jetzigen Zeitpunkt zusammengelegt. Endre Eszterle, Gruppenleiter der Abteilung Bodenordnung: "Wir stecken in der Endphase, müssen allerdings noch etwa 20 Widersprüche prüfen." Da nicht absehbar sei, wie lange dies dauere, könne er nicht definitiv sagen, wann die Flurbereinigung abgeschlossen sein wird. Allerdings beinhaltet die Flurbereinigung nicht allein die Neuzuteilung des Landes. Nach der Vermessung in allen Ortsteilen besitzt Merzkirchen nun ein neues Kataster. "Die letzte Vermessung stammt aus dem Jahr 1860", sagt Ortsbürgermeister Martin Lutz. "Bei Grundstücksangelegenheiten und Bauvorhaben hatten wir wegen des veralteten Katasters keine Rechts-Sicherheit mehr. Jetzt sind die Grenzen wieder klar gezogen." Darüber hinaus bekommt die Gemeinde durch das Flurbereinigungsverfahren insgesamt zwölf Kilometer neue Wirtschaftswege. Lutz: "Davon profitieren nicht allein die Landwirte." Im Gegenzug wurden überflüssige Wege beseitigt, dadurch ermöglicht, dass Flächen zum Teil verdoppelt und verdreifacht wurden. "Positiv ist aber auch, dass die Wege nun in öffentliches Eigentum übergegangen sind und für die Kreis- und Landesstraßen eine Schluss-Vermessung gemacht worden ist", sagt der Ortsbürgermeister. Zudem habe die Flurbereinigung im Ortsteil Körrig ein neues Baugebiet mit 18 Plätzen gebracht. "Solch ein Flurbereinigungsverfahren ist immer eine konzertierte Aktion, bei der mehrere Bereiche ineinander greifen", beschreibt Eszterle. Weil dem so sei, könnten auch mehrere Geldtöpfe für das mit 1,6 Millionen Euro kalkulierte Projekt angezapft werden. Zu 87 Prozent werde es mit EU-Fördermitteln und Zuschüssen des Bundes finanziert. Der Rest sei Eigenanteil, für den unter anderem die Jagdgenossenschaft (Wirtschaftswege) und der Landkreis aufkämen. Eszterle: "Nur ein geringer Teil wird an den Eigentümern hängenbleiben." Die seien überwiegend zufrieden mit dem Verfahren, wie Peter Hemmerling, Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft, erklärt. Von 20 bis 30 Prozent Kostenersparnis für die Landwirte spricht er. "Zum einen liegen die Flächen beieinander. Zum anderen sind sie günstiger geschnitten und so leichter zu bewirtschaften." Landwirt Egon Temmes meint: "Die Jungen haben das von Anfang an begrüßt. Die Älteren haben eine Zeit gebraucht, es zu akzeptieren, haben es aber gepackt."

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