"Man versucht, mich aus dem Amt zu jagen"

Hermeskeil · Für Udo Moser (Bürger für Bürger, BFB) ist die erste Hälfte seiner Amtszeit als Stadtbürgermeister von Hermeskeil vorbei. Seit er regiert, geht es dort politisch hoch her. Im TV-Interview mit unserem Redakteur Axel Munsteiner gibt er dafür in erster Linie seinen politischen Gegnern die Schuld. Er spricht über kommende Aufgaben und macht sich erneut für den Bau des Feuerwehrmuseums stark.

 Stadtbürgermeister Udo Moser. TV-Foto: Axel Munsteiner

Stadtbürgermeister Udo Moser. TV-Foto: Axel Munsteiner

Hermeskeil. Mit Udo Moser hat die Stadt Hermeskeil seit Juli 2009 einen neuen Bürgermeister. Bis Mitte 2014 ist er auf diesen Posten gewählt.

Herr Moser. Bei ihrem Amtsantritt haben Sie gesagt, dass sie "mit Ideen überzeugen müssen", weil sie ein Bürgermeister ohne Mehrheit im Rat sind. Das ist ihnen aber bei einigen wichtigen Themen nicht gelungen, oder?
Udo Moser: Das sehe ich nicht so, wir waren bei vielen Sachprojekten, die wir angestoßen haben, doch erfolgreich.

An welche Vorhaben denken Sie da?
Moser: Wir haben zum Beispiel den Bau der Erlebnisstation am Bahnhofsvorplatz, der 2012 beginnen wird, auf den Weg gebracht. Außerdem haben wir zum Beispiel die Aufenthaltsqualität in der Stadt verbessert und die Fußgängerzone verschönert. Das können wir zwar nur in kleinen Schritten machen, aber auch die darf man nicht vernachlässigen. Richtig ist natürlich, dass wir den Bau des Feuewehrmuseums noch in der Pipeline haben.

Damit sind wir schon beim heißesten Eisen in der Stadtpolitik. Wird es 2012 den Spatenstich für das Museum geben oder sehen Sie die Gefahr, dass der Rat das Projekt doch noch kippt?
Moser: Eigentlich haben wir ja schon seit längerem eine eindeutige Beschlusslage, dass das Museum gebaut wird. Der Rat quält sich aber zurzeit, eine klare Aussage zu treffen und zieht sich im Moment an Nebenkriegsschauplätzen wie der Situation im Förderverein hoch. Ich finde das sehr unvernünftig, weil dadurch eventuell verhindert wird, dass 2,2 Millionen Euro an Zuschüssen nach Hermeskeil fließen.

Stichwort Förderverein. Er soll ja später das Museum betreiben, und Sie haben dort kürzlich den Vorsitz übernommen. Das wurde vom Rat kritisiert. Außerdem gibt es Zweifel daran, dass der Förderverein ein verlässlicher Partner für die Stadt als Bauherren ist.
Moser: Diese Behauptungen sind aber schlichtweg falsch. Der Verein ist nach wie vor handlungsfähig und wir werden auf der Mitgliederversammlung am 28. Januar auch die offenen Posten im Vorstand neu besetzen.

Bleibt aber das Problem, dass noch kein Pächter für die Gastronomie gefunden wurde.
Moser: "Es gibt ja Interessenten. Die sitzen aber nicht auf der Straße. Diese Leute stehen anderswo unter Vertrag. Man kann die Messlatte auch unüberwindlich hoch legen. Wenn wir nicht irgendwann mal klar bekennen, dass wir etwas tun und mit dem Bau des Museums beginnen, werden wir auch keinen Pächter finden.

Noch mal die Frage: Beginnen 2012 die Arbeiten?
Moser: Ich kann nur wiederholen, dass wir dringlich gehalten sind, bei diesem Projekt zügig in die Pötte zu kommen. Denn es geht ja bei dieser Investition vor allem um die Entwicklung der Innenstadt. Ich hoffe, dass wir die politischen Streitereien, die wegen des Feuerwehrmuseums entstanden sind, im Rat bald vergessen und uns daran erinnern, für was wir gewählt wurden: nämlich um Hermeskeil zu bewegen und zwar nach vorne.

Nun gab es neben dem Museum seit ihrem Amtsantritt aber doch noch einige andere Konfliktfelder. Warum gibt es so viel politischen Streit in Hermeskeil, vor allem mit der CDU und der FWG?
Moser: Das liegt daran, dass man einfach nicht akzeptiert, dass die Bürger mich gewählt haben und man der Meinung ist, dass ein Bürgermeister ohne Mehrheit nicht bestehen kann. Deshalb versucht man, mich schon vor der Wiederwahl aus dem Amt zu jagen. Ich habe den Streit nicht provoziert, sondern wollte alle Fraktionen einbinden.

Haben Sie denn jemals an einen Rückzug gedacht?
Moser: Nein. Ich wusste, was auf mich zukommt und war gewappnet. In meinem Alter hat man außerdem eine gewisse Gelassenheit.

Haben Sie denn auch selbst Fehler in ihrer Amtsführung gemacht? Vom Arbeitskreis der Städtepartnerschaft mit Hel wurde Ihnen beispielsweise ein "übermäßiges Kontrollverhalten" vorgeworfen.
Moser: Also, ich bin ein Bürgermeister, der sich einmischt, da ist und nicht wegbleibt. Aber auch die Einflussnahme in den Arbeitskreisen war nirgendwo übertrieben. Ich habe diese Sitzungen nicht beherrscht und kein Diktat ausgeübt. Ich habe lediglich Tipps gegeben, um an Fördermittel der EU zu kommen. Leider sind diese Tipps nicht immer angenommen worden.

Nun hat Ihnen der Rat durch die Änderung der Hauptsatzung die Verantwortung für die Arbeitskreise entzogen. Das betrifft aber auch Stadtwoche und Kulturherbst. Wer soll diese beiden Veranstaltungen denn organisieren?
Moser: Das ist eine gute Frage. Der Rat hat bestimmt, dass der Bürgermeister nicht mehr zuständig ist. Was er aber nicht gesagt hat, ist, wer künftig die Verträge für Kulturherbst und Stadtwoche zeichnen soll. Eigentlich kann ich in dieser Hinsicht nicht mehr agieren, obwohl bisher diese Dinge in unserem Haus zusammengelaufen sind und wir 2010 und 2011 zwei gute Stadtwochen und Kulturherbste abgeliefert haben. Ich habe aber kein Interesse daran, dass beide Veranstaltungen kaputtgehen. Außerdem muss man mit Blick auf die Gemeindeordnung ohnehin prüfen, ob die Änderung der Hauptsatzung so Bestand haben wird.

Herr Moser, nun haben wir überwiegend Probleme angesprochen. Auf was freuen Sie sich in der zweiten Hälfte ihrer Amtszeit?
Moser: Ich bin angetreten, um zu gestalten, und wir werden noch einiges auf die Beine bringen. Wenn wir wichtige Projekte wie das Feuerwehrmuseum und den Bahnhofsvorplatz vollenden können, würde ich sehr zufrieden zurückschauen. Vor allem ist mir aber wichtig, dass Hermeskeil nicht so schlecht ist wie sein Ruf. Wir müssen den Bürgern wieder ihren Stolz auf Hermeskeil zurückgeben. Die positiven Reaktionen auf den Weihnachtsmarkt waren da schon mal ein wichtiger Schritt.

Extra

Udo Moser ist 60 Jahre alt und verheiratet. Er hat zwei erwachsene Kinder. Im Juni 2009 setzte sich der Immoblilienmakler, der für die BFB antrat, in der Stichwahl gegen den CDU-Kandidaten Bernd Mende durch und trat einen Monat später schließlich das Stadtbürgermeisteramt an. Für Moser war es damals bereits der dritte Anlauf, diesen Posten zu übernehmen. 1999 ging er noch als SPD-Bewerber ins Rennen. 2004 kandidierte er dann für die neu gegründete BFB. Beide Male zog er gegen Ilona König (CDU) den Kürzeren. ax

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