Mannebach 2040: Fit in die Zukunft

Mannebach/Tawern · Die Mannebacher machen in Sachen Zukunftsplanung Nägel mit Köpfen: Sie haben ihr Mobilitätskonzept zu Leitlinien ihrer Politik erklärt. In dem Konzept geht es darum, die gesellschaftliche Entwicklung positiv zu gestalten, auch wenn die Bürger immer weniger und immer älter werden. Gesundheit ist dabei ein zentrales Thema. Entsprechend lautet der Titel: "Gesundes Mannebach und Kümmern 2040".

Mannebach/Tawern. Die Mannebacher blicken nach vorn. 2009 hat der Ortsgemeinderat begonnen, das Mannebacher Mobilitätskonzept aufzustellen. Das Konzept, das bei Bedarf verändert wird, soll helfen, die Herausforderungen der Zukunft in dem 360 Einwohner zählenden Dorf besser zu meistern. Nun ist der Rat noch ein Stück weiter gegangen. Unter dem Schlagwort "Gesundes Mannebach und Kümmern 2040" hat er das Konzept zu den Leitlinien seiner Politik erklärt. Im Rat gab es dafür fünf Ja-Stimmen und drei Enthaltungen.
Ausgangspunkt des Konzepts ist laut Ortsbürgermeister Bernd Gard die Überlegung, dass es oft die Gesundheit ist, die fehlt - ob zum langen Arbeiten oder für ein gutes langes Leben. Mit Gesundheit ist dabei mehr als die Abwesenheit von Krankheit gemeint. Es geht darum, dass sich der Mensch in seinem Umfeld wohlfühlt und gerade im Alter nicht einsam ist. Ein besonderes Augenmerk wird in dem Konzept zudem auf die Entwicklung der Kinder gelegt.
Ebenfalls vorgesehen ist, die Zusammenarbeit mit den Nachbardörfern wie Tawern zu intensivieren (siehe Extra). Die Bausteine des Konzepts:

Die Gesundheitshütte: Bewegung und damit Prävention ist das Herzstück des Konzepts. Dafür hat die Gemeinde eine zur Hälfte geförderte, 135 000 Euro teure Gesundheitshütte gebaut, die seit Mai in Betrieb ist. Das Kraftausdauertraining an zehn Geräten soll die Mannebacher bis ins hohe Alter fit halten.
Für Senioren gibt es ein betreutes Training, ansonsten reicht eine Einführung. Alle Interessierten können die Hütte täglich von 6 bis 22 Uhr gegen einen kleinen Obulus nutzen. Und genutzt wird sie intensiv. 180 Menschen trainieren dort bereits, 100 davon aus Mannebach. Gard nennt Finnland als Vorbild. Dort absolvierten Senioren vor der Aufnahme in eine Betreuungseinrichtung ein Training. Ein großer Teil von ihnen kehre dann nach Hause zurück, weil es ihm besser gehe.

Die Seniorenbegleitung: Zwei Frauen kümmern sich in Mannebach länger als zwei Jahre um die älteren Bürger. Sie besuchen sie, organisieren einmal pro Woche gemeinsame Mittagessen sowie Treffen und Fahrten, die offen für alle sind. Gard betont: "Seniorennachmittage gibt es bei uns nicht mehr. Wir müssen aufhören mit dem Altersrassismus. 2060 ist die Hälfte der Bevölkerung über 50 Jahre alt." All das soll helfen gegen Einsamkeit, beispielsweise wenn der Partner stirbt. Der Erfolg ist sichtbar. Gard: "Bei einer Frau dachten wir zunächst, sie sei dement. Es hat sich aber herausgestellt, dass ihr lediglich die Kommunikation gefehlt hat. Die Pflegekraft, die sie betreut hat, hat nicht mit ihr geredet."

Das Dorfmobil: Der kleine Bus mit neun Sitzen hilft, in Mannebach Mobilitätsengpässe zu überbrücken. So werden Kranke zur Behandlung gefahren, und auch Vereine können das Fahrzeug nutzen. Der Bus wird an die Nachbargemeinden verliehen. Einen Tag pro Woche steht er den Tawernern zur Verfügung (siehe Extra), im kommenden Jahr soll ihn auch die Gemeinde Fisch nutzen.

Die Sport- und Freizeitanlage: Nachdem auf dem Mannebacher Sportplatz kein Fußball mehr gespielt wurde, entschloss sich der Rat, eine Sport- und Freizeitanlage vor den Ortstoren einzurichten. Kinder können dort spielen, klettern, buddeln, Feuer machen und die Natur erleben. Auf einem Kartoffelfeld erleben sie, was es bedeutet, Nahrungsmittel zu ernten. Zudem wird eine Hochseilbahn errichtet. Ein Soccerfeld mit Bande und Flutlichtanlage ist auch von Erwachsenen ganzjährig nutzbar. Eine zwölfeckige Grillhütte, die sich nach ihrem finnischen Vorbildern Kota nennt, bietet Raum für geselligen Spaß. Die Freizeitanlage, die im Frühjahr vollendet werden soll, ist mietbar.

Die organisierte Nachbarschaftshilfe: Sie befindet sich im Aufbau, laut Gard machen aber schon acht Leute mit. Unkompliziert sollen Alt und Jung einander unterstützen, sollen die Fitten den Hilfsbedürftigen helfen. Rasen mähen oder Dichtung erneuern gegen Kuchen backen - so könnte ein Tauschhandel aussehen.

Neue Wohnformen für ältere Menschen: Lange im Dorf leben - das soll in Mannebach möglich sein. Dazu gab es eine Studie von Studentinnen, die sich mit Wohnformen im Alter beschäftigt hat. Nun will laut Gard ein Privater eine Seniorenpension mit maximal zwölf Wohneinheiten errichten. Für die Bewohner soll dies eine Zwischenlösung zwischen Heim und eigenem Haus sein, sie haben dort ihren eigenen Bereich. Die Pension wird auch Fischern und Tawernern offenstehen.

Aufbau einer modernen Kommunikationsstruktur: Dabei geht es um eine Vision, die sich an ein Forschungsprojekt anlehnt. Senioren erhalten Tablets, mit denen sie beispielsweise auch skypen können. Die Tablets verfügen über Gesundheitsfunktionen, ein erster Schritt Richtung Telemedizin.Extra

Tawern soll sein eigenes Dorfmobil bekommen. Der Sportverein des Orts versucht, eine Finanzierung auf die Beine zu stellen. Laut Ortsbürgermeister Thomas Müller stehen die Chancen dafür gut. Anfang 2015 wollen sich Ortsgemeinde und Verein zusammensetzen und über die Organisation reden. Derzeit arbeiten die Tawerner beim Dorfmobil mit den Mannebachern zusammen. Einmal pro Woche, donnerstags, übernehmen sie das Gefährt der Nachbarn. "Insbesondere Senioren sind mit dem Bus unterwegs", sagt Müller. Die Tawerner zahlen dafür 800 Euro pro Jahr. Ob diese Kooperation weiterläuft? Müller kann derzeit noch keine sichere Prognose abgeben. Er sagt: "Eventuell läuft die Zusammenarbeit weiter, aber das ist noch unklar." maiExtra

Die Finanzierung "Für eine kleine Gemeinde wie Mannebach sind die Projekte des Mobilitätskonzepts groß", sagt Ortsbürgermeister Bernd Gard. Er verweist darauf, dass die Gemeinde alle möglichen Förderquellen dafür angezapft hat. Dazu gehören unter anderem Leader-Mittel, Mittel vom Bundesfamilienministerium und von der Stiftung Zukunft des Landkreises. Zudem wurde einiges durch Spenden mitfinanziert. In alle Projekte ist laut Gard auch Gemeindegeld geflossen, doch betont der Ortschef: "Alles wurde solide finanziert, also mit Genehmigung. Bei der Pro-Kopf-Verschuldung liegen wir im Mittelfeld, in den kommenden Jahren werden wir unseren Haushalt konsolidieren." Lob für das Konzept Auch wenn im Mannebacher Ortsgemeinderat nicht alle für "Gesundes Mannebach und Kümmern 2014" gestimmt haben, erhält die Ortsgemeinde von außen viel Lob für ihre Politik. So sagt beispielsweise Jürgen Dixius, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg: "Von den erfolgreichen Bemühungen in Mannebach können wir lernen." Wilhelm Schmidt, Präsident des Awo-Bundesverbands und Mitglied der Altenberichtskommission der Bundesregierung, schrieb: "Das Ganze ist wirklich vorbildlich… Gut, dass es solche Aktivitäten gibt. Ich werde das in meine Arbeit in der Altenberichtskommission als gutes praktisches Beispiel miteinbeziehen." mai

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