Projekt Bioenergiedorf Grimburg ist geplatzt

Grimburg wird keine Zentralheizung für das ganze Dorf bekommen. Die "Pfalzwerke" sind von ihrer seit Jahren geplanten Fünf-Millionen-Euro-Investition abgesprungen, die den Bau einer Biogasanlage und die Installation eines Nahwärmenetzes im Hochwaldort vorsah. Das hat der Energiekonzern bestätigt.

Grimburg. (ax) Nach vier Jahren Planung und immer wieder neuen, strittigen Debatten im Gemeinderat haben die Investoren von der Pfalzwerke AG ihren Ausstieg aus dem Projekt Bioenergiedorf Grimburg erklärt. Der Ludwigshafener Energiekonzern wollte am Sportplatz eine Biogasanlage bauen und von dort aus ein Nahwärmenetz im ganzen Ort installieren. Es sollte die Grimburger Haushalte mit erneuerbarer Energie versorgen. Als Grund für den Rückzug führt das Unternehmen aber nicht die Finanzierungsfrage an - zuletzt hatte es Ende 2009 das Vorhaben davon abhängig gemacht, dass die EU für das Nahwärmenetz einen Millionen-Zuschuss gewährt.

Landwirt will gepachtete Flächen nicht freigeben



Als entscheidend bezeichnet eine Sprecherin "das Fehlen einer Fläche für den Bau einer Energiezentrale" und die Tatsache, "dass die lokale Lieferung ausreichender Substratmengen für deren Betrieb nicht gesichert ist". Eine "Projektrealisierung unter wirtschaftlichen Bedingungen" sei so nicht möglich.

Hintergrund sind die Unstimmigkeiten zwischen den Pfalzwerken und dem Grimburger Landwirt Andreas Paulus. Die Sache verhält sich laut Ortsbürgermeister Franz-Josef Weber (FWG) so, dass die Pfalzwerke mit zwei Grundstückseigentümern Kaufverträge abgeschlossen hatten. Diese hatten die Flächen am Sportplatz aber an Paulus verpachtet, und der Landwirt hätte sie für den Bau der Biogasanlage freigeben müssen. Eine dementsprechende frühere Vereinbarung mit den Pfalzwerken hat Paulus jetzt schriftlich als "hinfällig" bezeichnet. Er werde auch keine Gülle für den Betrieb der Biogasanlage liefern. Paulus will sich aber nicht den schwarzen Peter für das Scheitern des Projekts in die Schuhe schieben lassen. "Mit den Pfalzwerken war ich eigentlich einig", sagt er.

Geändert habe sich für ihn die Situation aber dadurch, dass nun eine Betreibergesellschaft gegründet werden sollte, in der die Gemeinde 51 Prozent der Anteile gehalten hätte. "Mit Außenstehenden kann man oft besser arbeiten. Mit der Gemeinde hat es hingegen immer wieder Streitigkeiten gegeben", sagt Paulus. Er sitzt übrigens selbst für die CDU im Rat, und seine Fraktion hatte in der Vergangenheit wiederholt Kritik am Projekt und den vom Investor gestellten Bedingungen geübt - unter anderem sollte die Gemeinde den Bau der Zulieferwege zur Biogasanlage bezahlen. Auf die früheren Streitereien geht Weber auf TV-Anfrage nicht ein. "Ich will sachlich bleiben und nur den Sachverhalt darstellen", sagt der Jurist mit Blick auf ein Infoblatt, das er im Ort verteilen lässt. Auch lässt er offen, ob er enttäuscht über das Aus eines Projekts ist, von dem er einst gesagt hatte, "dass das eine große Chance ist, die es in den letzten 100 Jahren nicht gab". Den Absprung der Pfalzwerke könne er aber nachvollziehen. "Ich kann auch kein Haus ohne Grundstück bauen", so Webers Vergleich. Er werde nun versuchen, einen neuen Investor für das Projekt zu finden. Hermeskeils Bürgermeister Michael Hülpes (CDU) bedauert das Scheitern des Projekts. Er betont, dass die VG es unterstützt habe und nach der erfolgten Vorlage eines Geruchsgutachtens am 24. März auch der Änderung des Flächennutzungsplans zugestimmt hätte.

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