Rückblick auf die "gute alte" Zeit

SCHILLINGEN. Ein privates Museum, eine historische Schuhmacherwerkstatt und ein Korbflechter mit hochwertigen Produkten sind kulturelle Gegebenheiten im Hochwaldort (der TV berichtete). Dass Wolfgang Riehm Einrichtungen von Tante Emma-Läden sammelt, rundet das kulturelle Angebot ab.

Wenn er über seine Leidenschaft redet, sprudelt es nur so aus ihm heraus. Wolfgang Riehm hat Teile seines ehemaligen Berufes zu seinem Hobby gemacht. Der pensionierte Metzgermeister, der sich seinen Angaben zufolge am wohlsten in kleinen Verkaufsstätten gefühlt hatte, sammelt gerade diese Exponate. Kaum einer vermutet hinter der Fassade seines Hauses in Schillingen, das er im Jahr 1997 erworben hat, eine Art Museum. Doch genau das ist es. Auf zwei Etagen hat Riehm die Begegnungsstätten einer vergangenen Zeit aufgebaut: Läden, in denen außer dem reinen Verkauf auch die Kommunikation eine wichtige Rolle spielte. Es sind nicht allein die Einrichtungen als komplettes Arrangement, vielmehr liegt die Würze im Detail. Davon lässt sich Ortsbürgermeister Ludwig Bohr, der stets bemüht ist, kulturelles Gut in Schillingen ins rechte Licht zu rücken, ebenfalls gerne überzeugen. Wolfgang Riehm stammt aus Lebach im benachbarten Saarland und bezeichnet sich als Nostalgiker und Tante-Emma-Läden-Experten. Regelmäßig sucht er mit Ehefrau Marliese - sie kommt als ehemalige Verkäuferin aus dem gleichen Metier - die Flohmärkte der Region auf, stöbert in Zeitschriften und im Internet. Immer wieder wird er fündig und kauft passende Gegenstände an. Doch er achtet stets darauf, dass seine Exponate gemeinsam ein vollständiges Bild ergeben. Viele Marken sind vertreten

Ein Metzgerladen aus vergangenen Tagen ist fast vollständig. Fast 100 Jahre alte, schmiedeeiserne Gehänge zum Anbieten der Waren ("Heute sind Gegenstände aus diesem Material nicht mehr gestattet"), alte Schneidwerkzeuge und Dinge, mit der die junge Generation meist nichts anzufangen weiß. Neben einer Wurstattrappe hängt ein Gerät, das zum Aufpumpen von Luftballons dienen könnte. "Das ist ein Hand-Wurstfüll-Apparat", erklärt Riehm. "Und dieses runde Messer mit zwei Griffen ist nicht zum Kräuterschneiden da. Vielmehr wurde damit früher Gehacktes von Hand hergestellt." Eine Aufschnitt-Schneidemaschine, eine uralte Holzkasse und viele Reklame-Plakate sind sein ganzer Stolz. "Alles im Original", so sein Kommentar. Sogar einen passenden Kühlschrank nennt er sein eigen. "Das ist ein normaler Holzschrank, der mit Eisstangen aus der Brauerei bestückt wurde. Das abtropfende Tauwasser wurde aufgefangen." Dann erinnert er an die Werbung der vergangenen Zeit. "Ein Barbier lockte seine Kunden mit einer an der Außenwand aufgehängten Rasierschüssel. Die Ehefrau des Metzgers dagegen stellte einen mit einem Leinentuch überdeckten Stuhl vor den Laden. Dann wusste jeder, dass frisch geschlachtet worden war." Sogar die Wurst- und Fleischattrappen sehen aus wie echte Lebensmittel. "Ich habe einen Verkäufer im Ruhrgebiet ausfindig gemacht, der stellt die besten Attrappen her", erklärt Wolfgang Riehm. In seinen Verkaufsläden stehen alle Exponate wie Flaschen, Dosen, alte Mühlen oder Schneidwerkzeuge an dem Platz, wo sie hin gehören. Und immer wieder fallen die Namen an den alten Behältnissen auf. Von Ata über Sanella bis hin zu Dallmayr sind viele Marken vertreten. Riehm besitzt Läden aus verschiedenen Epochen. "Dies ist ein Laden aus den 50er-Jahren", sagt er, "das sieht man an den mit Resopal überzogenen Schubladen." Dagegen wirkt der Laden aus den 20er-Jahren mit seinen Echtholz-Regalen und -schubkästen eher gemütlich. Doch der Ausstellungsplatz in seinem Haus hat Grenzen. "Wenn ein Laden komplett ist, kommt es vor, dass ich ihn verkaufen muss. Doch ich achte dann stets darauf, dass er in gute Hände kommt und - wie bei mir - seinen Zweck als Rückblick in die alte Zeit erfüllt."

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