Tückische Technik

HERMESKEIL/KELL AM SEE. Tagesgespräch Nummer eins war gestern auch im Hochwald der mehr als drei Stunden dauernde totale Stromausfall. Über 8000 Haushalte waren am späten Donnerstagnachmittag von dem Blackout betroffen. Das große Chaos oder gravierende Zwischenfälle blieben glücklicherweise jedoch aus.

Kurz vor 17 Uhr ging auch im Hochwald fast nichts mehr. Mehr als 8000 Haushalte, hunderte Geschäfte und Büros standen nach einem Defekt an einer RWE-Leitung mit einem Schlag ohne Strom da. Und anders als bei sonstigen Ausfällen wegen Gewitter waren die Hochwälder diesmal nicht nur ein paar Minuten, sondern mehr als drei Stunden von der Energieversorgung abgeschnitten. Erst gegen 20 Uhr gingen in Hermeskeil wieder die Lichter an, in Kell dauerte es eine Viertelstunde länger, weiter westlich wurde es fast 21 Uhr.Um 21 Uhr warenwieder überall die Lichter an

Kein Licht mehr, schwarze Computermonitore, Fabrikhallen, in denen die Maschinen urplötzlich still stehen und die Produktion zum Erliegen kommt, tote Telefonleitungen, Handys ohne Netz und elektronische Ladenkassen, die nicht mehr funktionieren - auch im Hochwald wurde das öffentliche Leben durch den Blackout weitgehend lahm gelegt. "So was habe ich noch nicht erlebt. Gestern konnte man mal sehen, wie hilflos wir doch mittlerweile ohne Strom sind", sagt Bruno Merten, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Kell, stellvertretend für viele Menschen im Hochwald, die einen empfindlichen Einschnitt in ihre Privatsphäre erlebten. Größere Notfall-Einsätze mussten wegen des Stromausfalls aber nicht vermeldet werden - so die Bilanz am Freitag. Im Bereich der VG Kell war die Feuerwehr laut Merten zwar bis 21.45 Uhr in Alarmbereitschaft, ausrücken mussten die Helfer jedoch nicht. "Keine größeren Vorkommnisse", vermeldet auch Toni Bonerz, Wehrleiter der VG Hermeskeil. Menschen aus stecken gebliebenen Aufzügen zu befreien, war im Hochwald nicht nötig. "Wir hatten aber Einsätze auf Bauernhöfen in Grimburg, Gusenburg und Hermeskeil. Dort ist der Strom ausgerechnet zu dem Zeitpunkt ausgefallen, als die Kühe an die Melkmaschine angeschlossen waren", berichtet Bonerz. Mehr Stress hatten da die Hermeskeiler Polizeibeamten. Gleich mehrfach gingen wegen des Stromausfalls Alarmanlagen los. Unter anderem kam eine Störungsmeldung auch von einer Bankfiliale. "Letzlich stellte das sich zwar überall als Fehlalarm heraus, rausfahren und nachschauen, was los ist, mussten wir aber selbstverständlich trotzdem", sagt Polizeisprecher Markus Ott. Die schlimmsten Auswirkungen hätte der Stromausfall sicherlich im Hermeskeiler Krankenhaus haben können, wo viele Patienten an medizinische Geräte angeschlossen sind. Im St. Josef-Krankenhaus bewährte sich jedoch das Krisenmanagement. "Es war zwar nur eine eingeschränkte Versorgung möglich. Unsere Notstromaggregate haben ihren Dienst aber zuverlässig verrichtet, so dass alle lebenswichtigen Funktionseinheiten die ganze Zeit über in Betrieb waren", sagt Pflegedirektor Peter Joecken dem TV . Einige Patienten seien aber durch den Stromausfall anfänglich schon sehr verunsichert gewesen. Nachdem der Strom weg war und die Kassen ihren Geist aufgegeben hatten, sorgten die Tücken der Technik in vielen Geschäften für einen vorzeitigen Feierabend. So war es auch im Accord-Markt in Hermeskeil. "Wir haben unseren Kunden noch freigestellt zu warten oder nach Hause zu gehen. Als aber klar war, dass es länger dauern würde, haben wir zugemacht", erzählt Marktleiter Siegmund Leske. Der größte Supermarkt im Hochwald blieb hingegen auch ohne Strom bis 20 Uhr geöffnet und entschied sich in der Not für ein Abrechnungssystem wie zu "Tante Emmas-Zeiten". Im "Kaufland" wurden nämlich kurzerhand Blöcke und Stifte an die Kunden verteilt. Die notierten sich die Preise der Waren und gingen damit zur Kasse, wo die Kaufland-Angestellten mit dem Taschenrechner den Warenwert ermittelten.

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