Westnetz stellt Bürgern Planung für Hochspannungsleitung im Hochwald vor

Lorscheid/Osburg · Sie soll von Osburg bis nach Thalfang reichen: Mehr als 100 Menschen in Lorscheid haben sich über die Hochspannungsleitung informiert, die die RWE-Tochter Westnetz bauen möchte. Klarer Favorit der Bürger ist die Verlegung von Erdkabel. Doch das ist teurer als eine Überlandleitung.

Im Hochwald wird bereits viel Windstrom produziert, und weitere Anlagen sollen hinzukommen. Für die Netzbetreiberin Westnetz aus Dortmund bedeutet das: Spätestens im Jahr 2017 wird es eng; das bestehende Stromnetz gelangt an seine Kapazitätsgrenze. Abhilfe soll eine neue, 20 Kilometer lange 110-Kilovolt-Leitung zwischen den Umspannwerken Osburg und Thalfang schaffen.
Die Inbetriebnahme soll in vier bis fünf Jahren sein, das Genehmigungsverfahren startet Ende 2015. Im Zuge dieses Verfahrens haben Bürger aus den betroffenen Orten Gelegenheit, ihre Bedenken und Anregungen vorzubringen. Kritik an dem Projekt gibt es, seit Westnetz im Jahr 2013 mit den Planungen begonnen und verschiedene Trassenvarianten geprüft hat. Auch eine Bürgerinitiative (BI) wurde gegründet (pro-erdkabel-hochwald.de). Deren Sprecherin Elke Morgen kündigt an: "Wir werden auf jeden Fall Einsprüche erheben. Unseres Erachtens sind Naturschutzzonen betroffen, und auch die Schutzzone Mensch wird nicht genügend beachtet."
Ziel der BI ist eine Erdverkabelung von Osburg nach Thalfang entlang bestehender Straßen. Diese Variante (in der obigen Grafik grün markiert) soll nach einer groben Westnetz-Schätzung 51 Millionen Euro kosten, eine Überlandleitung nur elf Millionen Euro. Der Netzbetreiber geht davon aus, dass nur eine Freileitung genehmigungsfähig sein wird. Planer Peter Pietruschka begründet dies mit dem Paragrafen 43h des Energiewirtschaftsgesetzes. Darin heißt es, dass Hochspannungsleitungen auf neuen Trassen bis 110 Kilovolt dann als Erdkabel auszuführen sind, wenn die Kosten für Errichtung und Betrieb die einer Freileitung nicht um den Faktor 2,75 überschreiten. 51 zu elf Millionen Euro, wie von Westnetz ermittelt, hieße jedoch, Erdkabel wäre um das Fünffache teurer. Demnach könnte aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus eine Überlandleitung den Vorzug bekommen. Letztlich liegt die Entscheidung bei der SGD Nord Koblenz. Sie ist Genehmigungsbehörde und ist beim Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren federführend. Aus Naturschutz- oder anderen Gründen könnte die SGD auch verfügen, dass die Stromtrasse in Teilbereichen unterirdisch geführt werden muss. Als Trumpfkarte der Kritiker einer Überlandleitung könnte sich der Schwarzstorch erweisen, der einen hohen Schutzstatus genießt. "Im Bereich der Trassen sind Horte gesichtet worden", sagt Susanne Reidenbach-Rausch aus Lorscheid.
Ludwig Welter aus Lorscheid glaubt, dass Westnetz die Freileitung "schöngerechnet" hat. Schon vor 100 Jahren seien Masten aufgestellt worden, um Strom zu transportieren. "Das kann doch in der heutigen Zeit nicht mehr das Nonplusultra sein."Meinung

Nette Dialoge reichen nicht
Westnetz sucht in einem sehr frühen Planungsstadium den Dialog mit den Bürgern im Hochwald und schickt ein Team in Fußballmannschaft-Stärke an die Front. Das ist zunächst einmal begrüßenswert. Doch die Gespräche und die mitgelieferte Hochglanzbroschüre können nicht alle Fragen klären. Unter anderem nicht die, wie Westnetz zu seinen Rechenergebnissen kommt. Geht Westnetz wirklich ergebnisoffen in das Verfahren oder will man die teure Erdverkabelung von vorneherein ausschließen? Das Landschaftsbild des Hunsrücks ist bereits durch viele Windräder nachhaltig geschädigt. Um den damit erzeugten Strom transportieren zu können, sollen jetzt 50 Strommasten mit 70 Meter breiten Schneisen gebaut werden - quasi als unabweisbare Spätfolge der Rotorriesen. Alle Ortsbürgermeister der betroffenen Gemeinden haben sich bereits gegen eine oberirdisch verlaufende Leitung ausgesprochen. Auch die Bürger, die letztlich ja über den Strompreis das Projekt finanzieren, wollen die Erdverkabelung. Mit netten Dialogen werden sie sich nicht abspeisen lassen. a.follmann@volksfreund.de

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