Abschluss der Wittlicher Kulturtage führt durch vier Jahreszeiten

Wittlich/Daun · Mit Joseph Haydns "Die Jahreszeiten" sind die Wittlicher Kulturtage zu Ende gegangen. Die knapp 400 Besucher in der St.-Bernhard-Kirche haben ein grandioses Oratorium, aufgeführt von drei sehr guten Solisten, einem Projektchor und dem akademischen Orchester Bonn, erlebt.

 Tenor Julian Prégardien überzeugt als Bauer Lukas.TV-Foto: Nora John

Tenor Julian Prégardien überzeugt als Bauer Lukas.TV-Foto: Nora John

Wittlich/Daun. "Es nahet sich der holde Lenz. Schon fühlen wir den linden Hauch." Es ist eine ungewohnte, aber sehr schöne poetische Sprache in Haydns Oratorium von den Jahreszeiten. Bei dem Stück geht es um den Frühling, wenn die Natur erwacht, um den Sommer, der das Getreide reifen lässt, der aber auch heftige Gewitter mit sich bringt. Im Herbst freuen sich die Menschen über die gute Ernte, die Jagd und den Wein. Im Winter, wenn die Natur erstarrt, bleibt Zeit, über den Sinn des Lebens nachzudenken.
Gesungen werden die Arien und Rezitative des Oratoriums von drei hervorragenden Solisten: Sopranistin Eva-Maria Leonardy als Hanne, Tenor Julian Prégardien als junger Bauer Lukas und Bariton Kay Stiefermann als Pächter Simon. Dirigent Albert Henn ist zwar im Hauptberuf Winzer, aber dennoch ein erfahrener Musiker. Im Chor haben sich dagegen 80 Laien von Mosel, Hunsrück und der Eifel zusammengetan und knapp ein Jahr für die Aufführung in Wittlich und in der Thomas-Morus-Kirche in Daun, wo etwa 350 Menschen zum Konzert gekommen sind, geprobt. Dabei haben die Sänger ein hohes Niveau erreicht, das sie im Konzert unter Beweis stellen. Das akademische Orchester aus Bonn, bestehend aus Akademikern der unterschiedlichsten Berufe, die sich zum Musizieren zusammenfinden, ergänzt den Auftritt eindrucksvoll.
An vielen Stellen des Oratoriums wird der Text lautmalerisch unterstützt. So kann man beim Zuhören den Sonnenaufgang vor sich sehen, wenn die Solisten nacheinander in die Melodie einsteigen und schließlich der Chorgesang die Kirche erfüllt wie der Sonnenschein die Landschaft. Auch das Sommergewitter wird mit Chorgesang und Paukenschlag eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht. Eine einzelne Flöte imitiert dagegen die zirpende Grille.
Das Publikum belohnt die Musiker mit begeistertem Applaus und steht auf, um Beifall zu spenden. Ein beeindruckender Schlusspunkt der Wittlicher Kulturtage! noj
Extra

Kulturamtsleiterin Elke Scheid ist mit dem Verlauf der Kulturtage zufrieden. Etwa 1000 Besucher zählte sie bei den acht Veranstaltungen, die in diesem Jahr unter dem Motto "Sprache" standen. Wie Elke Scheid sagt, hat sich die Mischung des Angebots bewährt. So wurde der Poetry Slam bei den Jugendlichen gut angenommen, während die Auftaktveranstaltung mit den "Schönen Mannheims" besonders beim weiblichen Publikum um die 40 gut ankam. Am wenigsten gut besucht war die musikalische Lesung von Federico Lorca, was aber laut Scheid nicht an der Qualität des Abends, sondern an mehreren Parallelveranstaltungen an diesem Tag lag. Für Werbung wurden insgesamt etwa 14 000 Euro ausgegeben, von denen 4000 Euro die Stadt übernommen hat, 7000 Euro gibt es aus Mainz und mit 3000 Euro hat Hans-Dietrich Genscher (mit einem Teil des Georg-Meistermann-Preisgeldes) zu den Kulturtagen beigetragen. noj

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