Hochgenuss in heiligen Hallen

Seit 30 Jahren ist der Bassist Daniel Lewis Williams auf europäischen Bühnen zu Hause. Dieses Jubiläum feierte er zusammen mit seiner Tochter Judith, dem Schauspieler Alexander Klaus Stecher und dem Pianisten Klauspeter Bungert im Kloster St. Bruno in Konz-Karthaus.

Konz. "Schon häufig habe ich mich, wenn ich meine Töchter gesehen habe, gefragt, ob dass wirklich meine Töchter sind, ob so etwas Hübsches, Intelligentes und Talentiertes wirklich von mir stammen kann." Hinter dieser Aussage von Daniel Lewis Williams steckt ein wenig Koketterie, vor allem aber eine gehörige Portion Stolz. Zumindest bei Judith, konnte man sich beim Neujahrskonzert im Kloster St. Bruno in Konz-Karthaus ein Bild davon machen, worauf Williams stolz ist. Schon häufiger sind der fundamentale Bass und die Mezzosopranistin gemeinsam aufgetreten und haben Konzerte veranstaltet, bei denen sie das Publikum durch die Welt der Opernmusik führten. In diesem Jahr aber gab es einen besonderen Anlass. Der gebürtige Amerikaner und heutige Bürger von Konz-Oberemmel feiert 2008 sein 30. europäisches Bühnenjubiläum. 1978 holte man ihn ans Trierer Stadttheater. Von hier aus eroberte er die Bühnen der alten Welt, zu denen die Semperoper in Dresden und die Deutsche Oper am Rhein genauso gehören wie etwa das Teatro la Fenice in Venedig oder die Opera di Roma.Für das Neujahrskonzert in Konz hatten Vater und Tochter ein Programm zusammen gestellt, dass ihren Stimmen gerecht wurde und beim Publikum keine Wünsche offen ließ. Daniel Lewis Williams ist bekannt für seinen abgrundtiefen Bass, der über eine Substanz verfügt, die sich jeder Beschreibung entzieht. Er erschüttert mit seiner Stimme, löst Emotionen aus. Zudem besitzt er großes schauspielerisches Können und kann die berühmten "heiligen Hallen" aus Wolfgang Amadeus Mozarts Zauberflöte genauso erzittern lassen, wie er als "Schweinefürst" humorvoll zugeben kann, dass das Schreiben und das Lesen nicht sein Ding ist. Absolut überzeugend gelang ihm die Arie "A te l'estremo addio" aus Giuseppe Verdis Oper Simon Boccanegra. Ein ebenso großer Genuss war es, die Tochter dieses großen Sängers zu erleben. Glockenklar in den Höhen und samtig weich aber präsent in den tieferen Lagen gestaltete sie die Habanera aus Carmen oder auch die Arie "Mi chiamano Mimi" aus Puccinis "La Boheme". Den instrumentalen Boden bereitete Klauspeter Bungert am Flügel. Bungert ist bekannt dafür, das er ein sicherer und zuverlässiger Partner von Sängern ist. Doch manchmal hätte man sich, insbesondere bei den Spirituals, mit denen Daniel Williams einen Ausflug in seine Heimat unternahm, mehr Lebendigkeit in der Begleitung gewünscht. Humorvoll und unterhaltsam führte Schauspieler Alexander Klaus Stecher als Moderator durch den Abend. Dabei konnte er von der Tatsache profitieren, dass die beiden Solisten viele Vorlagen boten, wenn sie aus ihrem Familien- und Bühnenleben berichteten. Bei diesem Konzert war es nicht verwunderlich, dass ein restlos begeistertes Publikum die vier Akteure mit jubelndem Applaus bedachte. Für den Kulturfahrplan der Stadt Konz für das neue Jahr war es ein Auftakt, wie er besser nicht hätte sein können.

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