"Ich bin nur der Mundharmonikaspieler"

Trier · Vom Straßenmusiker zum "Supertalent": Mit seiner Mundharmonika hat sich Michael Hirte vor fünf Jahren in die Herzen des Fernsehpublikums gespielt. Gemeinsam mit Ronny Weiland, dem Mann mit der markanten Bass-Stimme, tritt er an diesem Sonntag in der Trierer Europahalle auf.

Trier. Michael Hirte und Ronny Weiland erzählen im Interview mit dem Trierischen Volksfreund von ihren ungewöhnlichen Karrieren, ihren Gefühlen auf der Bühne und der Nähe zu den Fans. Das Gespräch führte unser Mitarbeiter Daniel John.Als LKW-Fahrer und Steinmetz war es bei Ihnen beiden ja nicht vorgezeichnet, dass Sie einmal Musiker werden würden. Haben Sie früher schon von einer solchen Karriere geträumt?Michael Hirte: Ich habe schon mal davon geträumt, auf einer Bühne zu stehen oder in einer Band zu spielen. Das habe ich früher auch gemacht. Dann kam "Supertalent" 2007 das erste Mal, da habe ich gedacht: "Das wär doch mal was!" Dann habe ich da angerufen - und jetzt bin ich hier.Wie hat sich Ihr Privatleben nach dem "Supertalent" verändert?Hirte: Ich habe meine Freundin kennengelernt, die bald meine Frau wird. Wir haben zwei Kinder - einen Jungen und ein Mädchen, Jakob und Maria. Und ich habe ganz viele Fans. Wenn ich jetzt auf Tour gehe, kann ich mich bei allen bedanken - das ist immer das Schönste.Und die Fans sind bis heute treu geblieben?Hirte: Ja meine Fans sind treu - und ich tue auch alles Mögliche dafür. Ich lasse zum Beispiel niemanden meine Fanpost beantworten. Das mache ich selbst, auch wenn es manchmal etwas dauert.Sie, Herr Weiland, haben ja mal Demo-Aufnahmen an Ivan Rebroff geschickt. Warum gerade an ihn?Ronny Weiland: Mein Vater hatte mich mal zu einem Konzert von Ivan Rebroff mitgenommen, damals hatte ich damit noch gar nichts am Hut. Das kam später: 2004 habe ich bei der Geburtstagsfeier von einem guten Freund zwei Titel von Ivan vorgetragen. Und da haben die Leute gesagt: "Mensch, mach mehr daraus!" Vorher hatte ich mit dem Gesang ja nichts zu tun. Aber dann bin ich an die Musikhochschule. Ein Freund hat später Demo-Aufnahmen von mir gemacht, die habe ich 2007 an Ivan geschickt. Hirte: Das hast du mir ja noch gar nicht erzählt - und was hat er gemacht?Weiland: Ich bekam einen Anruf von Ivan. Er hat sich nicht vorgestellt, er erzählte und erzählte, und irgendwann hat er gefragt: "Was denken Sie, wer hier ist?" Ich sagte: "Weiß nicht, keine Ahnung" - "Na, wen mögen sie denn am meisten?" Ich antwortete: "Naja, Ivan Rebroff, der sind sie aber nicht, oder?"Sie haben ihn dann ja sogar vertreten.Weiland: Ja, als er dann schon schwer krank war, hat sein Management mich gebeten, ihn bei seinen Konzerten zu vertreten. Das war für mich natürlich eine enorme Herausforderung: Ivan Rebroff war ein Weltstar, und ich kam ja aus dem Amateurbereich. Dann ist Ivan leider gestorben und aus den Vertretungskonzerten wurde eine Gedenktournee.Was war das für Sie für ein Gefühl auf der Bühne?Weiland: Das war eine Mischung aus Freude und Ehre, aber auch eine riesengroße Verantwortung. Ich war ja gespannt auf das Feedback des Publikums - wie wird das überhaupt angenommen? Aber die Leute haben gesagt, sie ziehen den Hut vor der Leistung.Hirte: Das weiß ich ja alles noch gar nicht!Weiland: (lacht) Ich komme ja sonst nie zu Wort!Wie kam es dann zum Kontakt zwischen Ihnen beiden?Hirte: Mein Management hat gesagt, auf meine Tour soll ich den Ronny mitnehmen. Ich antwortete: "Ronny? Kenn ich nicht, will ich nicht!" Bei der ersten Probe war ich dann wirklich überrascht: eine Hammer-Stimme! Und jetzt sind wir dicke Freunde. Ich freue mich schon darauf, wenn er singt: "Aber dich gibt\'s nur einmal für mich".Was gibt es sonst noch zu erwarten beim Konzert?Hirte: Ich bin immer schon vor dem Konzert im Foyer, begrüße die Leute, da lerne ich das Publikum schon mal kennen, dann habe ich auf der Bühne nachher nicht so viel Angst.Ist Lampenfieber also immer noch ein Thema für Sie?Hirte: Ja immer - und für Ronny auch, der zittert ganz schön mit dem Mikro. (lacht)Und was steht musikalisch auf dem Programm?Hirte: Wir spielen alles querbeet für Jung und Alt.Weiland: Es gibt Titel von Michaels aktueller CD (siehe Extra) und vieles von Schlager über Klassik bis Musical.Hirte: Und ich spiele unter anderem auch einen Trucker-Song, den ich selbst komponiert habe. Am Schluss schreiben wir dann Autogramme, bis alle gegangen sind - die Letzten sind wir.So wie Sie die Nähe zum Publikum suchen sind Ihnen Starallüren wohl völlig fremd?Hirte: Ja, warum auch? Ich bin nur der Mundharmonikaspieler. Das Konzert von Michael Hirte und Ronny Weiland beginnt an diesem Sonntag, 10. November, um 16 Uhr in der Trierer Europahalle. Karten gibt es im TV-Service-Center Trier und an der Tageskasse. dajExtra

Einem breiten Publikum ist Michael Hirte (49) durch die Fernsehsendung "Das Supertalent" bekannt geworden. Mit seiner Mundharmonika gewann er im Jahr 2008 die zweite Staffel. Zuvor verdiente er nebenbei Geld als Straßenmusiker, weil er seinen früheren Beruf als LKW-Fahrer nach einem schweren Unfall nicht mehr ausüben konnte. Ende Oktober ist seine CD "Liebesgrüße auf der Mundharmonika - Gold-Edition" erschienen. Ronny Weiland (38) wandte sich erst nach seiner Prüfung zum Steinmetzmeister der Musik zu. Vorbild des Sängers mit der Bass-Stimme ist Ivan Rebroff. "Russische Seele" ist der Titel seiner aktuellen CD. daj

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