KunstGeschichte(N)

Trier · Eine große rote Fläche - sonst ist nichts auf dem Bild an der Wand. Farbfeldmalerei heißt die Ausstellung mit den viereckigen einfarbigen Bildern in rot, blau und gelb.

"Das kann ich auch", sagt Herr Meier. "Ist doch keine Kunst, einfach rot auf die Leinwand zu pinseln." Ist es doch. Zugegeben: Jeder kann ein Blatt oder eine Leinwand mit roter Farbe vollmalen. Den Malern der Farbfeldmalerei - auf Englisch heißt das "colorfield painting" - geht es aber um viel mehr. Für sie ist Farbe nämlich etwas ganz anderes, als nur ein Hilfsmittel, um bunte Bilder zu malen. Die Farbe ist für sie ein selbstständiges Wesen, so wie ein Mensch mit einem Körper und allen möglichen Eigenschaften. Und genau das wollen sie darstellen. Ihre Bilder verkünden: Farbe kann lachen, traurig sein, schweben, strahlen, träumen, Geheimnisse bewahren und und und ... Um den Körper der Farbe sichtbar zu machen, färbte ein berühmter Maler aus Paris, der Yves Klein hieß, Schwämme und sogar Menschenkörper blau. Was dabei heraus kam, war aber kein blauer Schwamm oder ein blauer Mensch, sondern ein Farbkörper in der Form eines Menschen oder eines Schwammes. "Die Farbe lebt" hatten die Farbfeldmaler erkannt. Das war damals, vor ungefähr 70 Jahren, eine sehr mutige Feststellung. Die Leute waren ziemlich schockiert, manche hielten die Maler, die so etwas behaupteten und Bilder mit angeblich nichts darauf malten, für Verrückte oder Nichtskönner. Und ehrlich gesagt: Das tun noch heute manche Leute. Dabei ist inzwischen klar, dass die Beschäftigung mit dem eigenständigen Wesen der Farbe sehr wichtig für die moderne Malerei ist. Der wohl bedeutendste Farbfeldmaler war übrigens der in Amerika lebende Mark Rothko. Er hat noch etwas anderes begriffen. Weil Farben und Farbfeldbilder lebendige Wesen sind, brauchen sie wie Menschen Freunde, wusste Rothko. "Ein Bild lebt durch die Gesellschaft eines guten Betrachters", hat er einmal geschrieben. Wer will, kann einmal selbst ausprobieren, was in der Farbe für Eigenschaften stecken. Zum Beispiel im Rot, der stärksten aller Farben. Man kann zum Beispiel ausprobieren, wie anders sie aussieht, je nachdem ob man sie dick oder dünn aufträgt. Eva-Maria Reuther

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