Mord und Totschlag zum Festivalauftakt

Bitburg · Mit einem wahren Publikumsmagneten hat das Eifel Literaturfestival in Bitburg begonnen. Zu Gast am ersten Abend des Festivals, das als Teil des Kultursommers Rheinland-Pfalz auch vom Land gefördert wird, las Krimi-Queen Nele Neuhaus. Die 800 Zuhörer waren begeistert von der Frau, deren Geschäft Mord ist.

 Plaudern in Bitburg vor 800 Besuchern: Krimi-Autorin Nele Neuhaus und Josef Zierden, Leiter des Eifel-Literaturfestivals. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Plaudern in Bitburg vor 800 Besuchern: Krimi-Autorin Nele Neuhaus und Josef Zierden, Leiter des Eifel-Literaturfestivals. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

"Ich wäre gern die zerstückelte Leiche", bot sich ein Fan an, als Nele Neuhaus seinerzeit bei ihren Facebook-Followern nachfragte, wer denn bereit sei, für das Personal ihres nächsten Krimis seinen Namen zur Verfügung zu stellen. Jede Menge wollten, aber nicht einfach so. Die meisten der willigen Leihgeber hatten genaue Vorstellungen, zu wem ihr Name passte. Am begehrtesten war, wie die Autorin ihrem nicht mal überraschten Publikum berichtete, die Figur des Mörders. Aber auch die Leiche hatte, wie gesagt, ihre Liebhaber.

Wurzeln in der Region
Unnatürliche Tosdesarten sind nun mal das Geschäft der deutschen Krimi-Queen, die am Freitag zur Eröffnung des Eifel Literatur Festivals in Bitburg zu Gast war. Mit Mord und Totschlag startete damit die zwölfte Ausgabe des inzwischen 22 Jahre alten Festivals. Etwa 800 Zuhörer waren in die Stadthalle gekommen, um die Autorin, deren Krimis Auflagen in Millionenhöhe erreichen und zum Teil verfilmt sind, live zu erleben. Und da stand dann die Schöpferin von "Böser Wolf" und "Schneewittchen muss sterben" oben auf der Bühne in Jeans und Stiefeln und plauderte "locker vom Hocker" wie die nette blonde Frau von nebenan.

"Ich habe mich riesig über die Einladung gefreut" strahlte Nele Neuhaus. Kein Wunder, denn ein bisschen war das Ganze ja wie ein Heimspiel. Schließlich hat die geborene Cornelia Löwenberg lange Wurzeln in die Region. Ihr Urgroßvater betrieb in Trier ein Geschäft, ihr Vater ist dort aufgewachsen. Bestens aufgelegt war auch Festival-Chef Josef Zierden, der jede Menge Vertreter aus Kultur, Wirtschaft und Politik begrüßte. Lob satt gab es auch für Zierden. Geradezu poetisch wurde Landrat Joachim Streit, als er die Arbeit des Festivalchefs mit dem Licht verglich, das Sonnenuhren nötig haben, um die Zeit als Schatten anzuzeigen. Der Geehrte dankte und unterstrich, dass er sich erst richtig heimisch fühle, seit der Landkreis Bitburg-Prüm die Trägerschaft des Festivals übernommen habe.

Immerzu auf Motivsuche

Nele Neuhaus lebt im Taunus, wo die 1967 in Münster geborene Autorin inzwischen zu Hause ist. Im heimischen Arbeitszimmer entstehen ihre Krimis mit hessischem Lokalkolorit um das Ermittlerpaar Kirchhoff-Bodenstein. Im Selbstverlag hatte alles, wie Neuhaus berichtete, einst klein angefangen, mit einer Auflage von 5000 Büchern, wo bei Lesungen die zusammengetrommelte Familie als Publikum herhalten musste. Heute wird Nele Neuhaus im Ullstein-Verlag verlegt. Ihr erstes Buch dort "Tiefe Wunden" schaffte es auf Anhieb in die Bestsellerlisten.

Mord als tägliches Geschäft: das hat seinen Preis, wie die Autorin bekannte. Inzwischen sei alles für sie möglicher Tatort. Wo andere Leute friedlich im Wald Entspannung suchten, da stellt sich der Erfinderin blutiger Geschichten das undurchdringliche Gebüsch als geeigneter Ablageort für eine Leiche dar. Das harmlose Hochhausdach am Supermarkt könnte eine Position für einen Scharfschützen sein. Und wenn sie daheim eine Straße entlang geht, prüft die Krimischreiberin schon im Geiste, wo sich hier eventuell ein Mörder angesiedelt werden könnte. Am Anfang eines Buchs stehe die Idee, berichtete die Autorin in der Eifel. Dann kommen die Personen ins Spiel, und schließlich wird die Handlung entwickelt und recherchiert. "Einen Krimi zu schreiben, ist schließlich eine ernste Angelegenheit", versicherte Neuhaus. Ein bisschen Werbung für die heimatliche Region wollen ihre Taunus-Krimis natürlich auch machen, wofür ihre Figuren bisweilen ins Hessische verfallen. Die Probe aufs Exempel machte die Autorin mit einer Lesung aus ihrem Buch "Die Lebenden und die Toten", einer recht blutrünstigen Geschichte, die ins Milieu der Transplantationsmedizin führt. Was sie von der Kritik halte, ihre Krimis seine "Fast Food", wollte Festival-Chef Zierden im abschließenden Gespräch wissen. "Ich liebe Fast Food", lachte Nele Neuhaus, bevor sie dann noch geduldig Bücher signierte.Extra: Eifel-Literaturfestival

20 Autoren lesen beim Eifel-Literatur-Festival 2016. Das "A" bedeutet ausverkauft.

Pater Anselm Grün, "Was der Seele gut tut", Donnerstag, 21. April, 20 Uhr, Aula der ehemaligen Hauptschule in Prüm (A)
Dora Heldt, Freitag, 29. April, 20 Uhr, Forum, Daun
Felicitas Hoppe, Dienstag, 3. Mai, 20 Uhr, Haus Beda, Bitburg
Horst Evers, "Alles außer irdisch", Mittwoch, 11. Mai, 20 Uhr, Aula, Hauptschule Prüm
Jan Weiler, "Im Reich der Pubertiere", Freitag, 13. Mai, 20 Uhr, Stadthalle Bitburg
Leslie Malton, "Brief an meine Schwester", Freitag, 20. Mai, 20 Uhr, Aula, Hauptschule Prüm
Giulia Enders, "Darm mit Charme", Samstag, 21. Mai, 20 Uhr, Stadthalle Bitburg
Anne Weber, Dienstag, 24. Mai, 20 Uhr, Haus Beda, Bitburg
Manfred Lütz, Donnerstag, 2. Juni, 20 Uhr, Aula der ehemaligen Hauptschule Prüm
Ulla Hahn, "Spiel der Zeit", Freitag, 3. Juni, 20 Uhr, Haus Beda, Bitburg (A)
Kirsten Boie, Freitag, 3. Juni, 10.30 Uhr, Aula St. Matthias-Gymnasium Gerolstein (A)
Friedrich Christian Delius, Freitag, 24. Juni, 20 Uhr, Haus Beda, Bitburg
Max Moor, "Als Max noch Dieter war", Freitag, 8. Juli, 20 Uhr, Cusanus-Gymnasium, Wittlich
Literaturherbst: Bereits ausverkauft sind die Veranstaltungen mit Sebastian Fitzek (29. Oktober) und Anselm Grün (6. Oktober). red

Karten gibt es im TV-Service-Center Trier, unter 0651/7199-996 sowie im Internet auf www.volksfreund.de/tickets

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