Musik in "wachsenden Ringen"
Trier · Joachim Reidenbach, ehemals Regionalkantor in Trier, konzentriert sich zunehmend aufs Komponieren. Mit Erfolg: Kürzlich hat das Trierer Theater zwei Werke in Auftrag gegeben. Die beiden Rilke-Vertonungen werden in der Reihe "Klassik um Elf" am Sonntag, 30. März , um 11 Uhr, in der Trierer Jesuitenkirche uraufgeführt.
Trier. Wenn Joachim Reidenbach vom Komponieren erzählt, dann klingt ein berechtigter Stolz mit. Vor Kurzem noch hat der Kammerchor Westeifel unter Christoph Schömig seine anspruchsvolle Motette "In te, Domine, speravi" aufgeführt, und Werke wie Reidenbachs Vertonung des biblischen Hohelieds sind schon in etlichen Gotteshäusern erklungen. Das Wort "Gebrauchsmusik" hört der ehemalige Trierer Regionalkantor dabei nicht gerne. Nein, seine Kompositionen seien zu ambitioniert und zu komplex, um im bequemen Schubfach der Alltagsmusik zu landen, sagt er.
Auch in seinen aktuellen Kompositionen hat sich Reidenbach von klingender Gebrauchskunst emanzipiert. Die beiden Rilke-Vertonungen, die er im Auftrag des Trierer Theaters geschrieben hat, sind vielmehr beides: anspruchsvoll, was die Realisierung betrifft und zugleich zurückhaltend, was die eingesetzten Kompositionsmittel angeht.
Die Partitur sieht neben Solosopran und vierstimmigem, klein besetztem Chor ein Kammerorchester vor: Streicher und einfach besetztes Holz (je eine Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott). Reidenbach ergänzt diese Besetzung mit Schlagwerk (Congas und große Trommel), Kontrafagott und Celesta - und in einigen Takten mit Solo-Violine. Auch im Verhältnis von Chor zu Orchester waltet künstlerische Ökonomie. Während der Chor rhythmisch einfach gehalten ist, entfalten Solosopran und Instrumente ausladende Melismen - "bildhaft und tonmalerisch", sagt der Komponist.
Reidenbach hat zwei berühmte Gedichte Rilkes vertont: "Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen" und "Wenn es nur einmal so ganz stille wär". Er sagt: "Ich bin beim Komponieren von der Melodie ausgegangen." Aber er habe sich auch bei den Harmonien "sehr viel Mühe gegeben" und immer wieder an der Bildkraft seiner Musik gefeilt.
Joachim Reidenbachs Rilke-Vertonungen werden im Konzert "Klassik um Elf" am Sonntag, 30. März, um 11 Uhr in der Jesuitenkirche in Trier uraufgeführt. Außerdem spielen die Trierer Philharmoniker Werke von Johann Sebastian Bach und seinen Söhnen Carl Philipp Emanuel und Johann Christian. Solisten: Joana Caspar (bei Reidenbach), Fernando Bencomo und Amadeu Tasca. Leitung: Joongbae Jee. mö
Karten gibt es an der Theaterkasse, Telefon 0651/7181818, und auf www.theater-trier.de
