Schiff unter vollen Segeln

Die Moselfestwochen haben sich nicht nur in Mosel-Musikfestival umbenannt, sie haben auch einiges vor in der neuen Spielzeit, die im Juni beginnt. 12 000 Besucher im letzten Jahr setzen hohe Maßstäbe.

 Neues Logo – erfahrener Chef: Hermann Lewen leitet das Mosel Musikfestival. TV-Foto: Clemens Beckmann

Neues Logo – erfahrener Chef: Hermann Lewen leitet das Mosel Musikfestival. TV-Foto: Clemens Beckmann

Bernkastel-Kues. Intendant Hermann Lewen leidet eigentlich nicht unter mangelndem Selbstbewusstsein, was sein Festival angeht. Aber er ist immer noch ein bisschen erstaunt darüber, dass die Moselfestwochen im Event-Sturm des Kulturhauptstadt-Jahres nicht untergegangen sind. Im Gegenteil: Wachsende Auslastung bei hoher Zufriedenheit kann der Manager seinen kommunalen Gesellschaftern melden. Und einen Umstand, der für besondere Freude sorgen dürfte: Im zweiten Jahr nach der "Umgründung" hat er seinen Ausgabenrahmen von 100 000 Euro erneut deutlich unterschritten.Was die Kreis- und Gemeindekassen freut, ist für Lewen ein zweischneidiges Schwert. Denn wenn er, wie etwa im vorletzten Jahr, 40 000 Euro weniger ausgibt, als er dürfte, dann kann er das Geld keineswegs nutzen, um in der nächsten Saison die Angebots-Qualität zu steigern. Es verschwindet in den kommunalen Haushalten. So muss er Jahr für Jahr kämpfen, damit das Festival bei steigenden Kosten und Ansprüchen, aber gleichbleibendem Budget das Niveau hält. Da tut es doppelt gut, wenn das Publikum auch bei riesiger Konkurrenz der Traditions-Veranstaltung treu bleibt. Hermann Lewen fühlt sich in seiner Annahme bestätigt, "dass man nur die professionellen Anlässe schaffen muss, und sich die Zuschauer dann schon finden". Qualität setzt sich durch, auch wenn sich viele Anbieter auf dem Markt tummeln. Deshalb hat Lewen auch "gar kein Problem" mit einer gemeinsamen Vermarktung von Groß-Projekten wie "Brot&Spiele", Mosel-Musikfestival und Antikenfestspielen. Unter einer Bedingung: "Das Römerschiff darf nicht nur in Trier Station machen, es muss auch die Mosel herunterfahren". Will heißen: So lange die "Städter" nicht in Alleingang operieren. Lewen kann sich sogar vorstellen, das Engagement in der Stadt Trier zu erweitern. Dort leidet die angesehene "Kammermusikalische Vereinigung" unter personeller Auszehrung. "Das wäre für uns ein spannendes Feld", sagt der Intendant und bietet der Vereinigung an, "unser Knowhow zur Verfügung zu stellen". Man wolle sich aber "keinesfalls aufdrängen". Stolz sind die Festival-Macher auf ihre erfolgreiche Vorreiter-Rolle bei der Einführung eines regionalen Kartenverkaufs. "Das neue ,Ticket-Regional' kommt uns sehr entgegen", sagt Michael Schwierzy vom Künstlerischen Betriebsbüro. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Karten-Umsatz in der Weihnachtszeit deutlich höher war als in den Vorjahren. Für Spitzen-Angebote wie das Klavierkonzert mit Martin Stadtfeld am 21. September ist das Gros der Karten schon weg. Lewen hatte die "Sahnehäubchen" seines Programms frühzeitig in den Verkauf gegeben. Allerdings kommen dieser Tage noch etliche Schmankerl dazu, über die er noch nicht alles verraten will. Absehbar ist aber schon jetzt, dass der Innenhof des Kurfürstlichen Palais mit sechs großen Open-Air-Veranstaltungen zwischen dem 25. Juli und dem 23. August zum Herzstück des Mosel-Musikfestivals avanciert. Und ein Geheimtipp? Den hat Hermann Lewen auch anzubieten. Am 29.August steigt in den Räumen von Basilika und Kurfürstlichem Palais die zweite "Lange Nacht der Alten Musik". So viel kann er denn doch verraten: "Darauf freue ich mich ganz besonders".

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