Von der Vielfalt der Einfachheit

Oberbillig · Ihre Frühjahrsausstellung widmet die Galerie Contemporanea dem in Ettlingen bei Karlsruhe lebenden Bildhauer Werner Pokorny. Der Künstler ist durch seine Arbeiten im öffentlichen Raum bekannt. In Oberbillig stellt sich eindrucksvoll sein fantasievoller, bisweilen spielerischer Umgang mit elementaren Formen dar.

 Klar, aber dennoch verspielt setzt Werner Pokorny das Thema „Haus“ um. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Klar, aber dennoch verspielt setzt Werner Pokorny das Thema „Haus“ um. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Oberbillig. "Je älter ich werde, umso einfacher werde ich", sagt Werner Pokorny. Das gilt auch für die Formensprache seiner aktuellen Ausstellung in der Galerie Contemporanea in Oberbillig. Pokornys Skulpturen in Corten-Stahl, Holz oder Bronze sind einfach in Form und Architektur, eben elementar, wie der Titel der Schau sagt, aber keineswegs simpel. Die formale Schlichtheit des 1949 geborenen Bildhauers, der als Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart lehrt, kommt aus der Reife und Klarheit. Allesamt seien seine Arbeiten selbstreferentiell, berichtet der Künstler.
Die ausgesprochen reizvolle Schau hat etwas von einer Sonate. Als Thema und Leitmotiv durchzieht das Symbol des Hauses die Ausstellung. In immer neuen Variationen wird seine Vielfalt und Widersprüchlichkeit ins Bild gesetzt. Das Haus ist in Pokornys Arbeiten Schutzraum wie Engstelle, gleichermaßen ein Ort, der behütet wie bedrängt. Vom menschlichen Bedürfnis nach Schutz, aber auch von der Sehnsucht, diese Hülle zu erweitern oder zu verlassen, erzählen die Arbeiten. Bisweilen erklimmen die Häuser luftige Höhen und werden in einer Gestalt zum Turm wie zum Türmer.
Pokornys Bildersonate fehlen - um im Bild zu bleiben - auch die Triller nicht. Ausgesprochen verspielt, sogar mutwillig können die Häuser daherkommen, sich auf den Kopf stellen, Luftsprünge machen und Purzelbäume schlagen. Überhaupt die Luftsprünge: Ka priolen aus Stahl gleichen die luftigen Schleifen und metallgewordenen Schwingungen des Bildhauers. Pokornys elementare Formen sind offene Programme. Die abstrakten Zeichen der Quader, Zylinder, Dreiecke und Linien kann der Betrachter selbst mit der eigenen Bilderwelt füllen.
Zur Gestaltung nutzt der Bildhauer vielfach Verwitterung und Eigenstruktur des Materials, wie die Oxidation des Stahls oder die Risse im Holz. Auch sie sind Zeichen von nicht abgeschlossenen Prozessen und stetigem Wandel. Allerdings verleihen sie den Skulpturen auch Griffigkeit und Sinnlichkeit. Am Anfang jeder neuen Bildschöpfung steht für Pokorny die Zeichnung. Manch eine Arbeit in Oberbillig wirkt wie die dreidimensionale Variante jener ersten spontanen Entwürfe. er
Die Schau ist bis 25. Mai von 15 bis 19 Uhr zu sehen, danach nur noch nach Vereinbarung, Telefon 6501/12297, www.contemporanea.de

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