Wahre Liebe

Trier · Ida Sand, Sängerin und Pianistin aus Schweden, legt mit dem Album ,,True Love" nach ihrem gefeierten Debüt ,,Meet Me Around Midnight" aus dem Jahr 2007 bereits die zweite Solo-CD vor. Darauf finden sich zwölf Songs, fünf davon hat die jetzt 31-Jährige selbst geschrieben, die anderen sind Cover-Versionen.

 Glänzt nicht nur mit Cover-Songs, sondern auch mit tollen eigenen Titeln: Sängerin und Pianistin Ida Sand aus Schweden (links). Ihr Mann Ola Gustafsson, (Bild rechts) spielt auf Idas neuem Album nicht nur Gitarre, sondern hat es auch produziert. Fotos: Magnus Selander/Act

Glänzt nicht nur mit Cover-Songs, sondern auch mit tollen eigenen Titeln: Sängerin und Pianistin Ida Sand aus Schweden (links). Ihr Mann Ola Gustafsson, (Bild rechts) spielt auf Idas neuem Album nicht nur Gitarre, sondern hat es auch produziert. Fotos: Magnus Selander/Act

Doch hatte sich die Sand bei ihrer Premiere hauptsächlich mit Soul beschäftigt, widmet sie ihr neues Werk größtenteils internationalen Rock- und Pop-Titeln der späten 60er und 70er Jahre. Hatte schon der erste Silberling wenig mit Skandinavien am Hut (Songs von Stevie Wonder, Sonny Bono, Bill Withers oder Annie Lennox/Dave Stewart), so ist das auch beim zweiten der Fall.

Doch bis auf wenige Ausnahmen verzichtet die Sand hier auf die von vielen Kritikern gelobte Stimme, wie zum Beispiel das Fachmagazin ,,Jazzpodium": ,,die beste weiße weibliche Soul-Stimme seit langem", die jetzt eher einer zarten Pop-Stimme (,,Ventura Highway", Nr. 1, von America aus dem Jahr 1972), einer hellen, glasklaren Intonation (wie bei ,,Heart of Gold", Nr. 7) oder Rock-Röhre (,,Who's gonna help brother get further", Nr. 10, von Elvis Costello und Allen Toussaint aus dem Jahr 2007) gewichen ist.

Sei's drum, auch dieses Album (Spielzeit: knapp 53 Minuten) hat seinen Charme! Nicht Idole ihrer eigenen Zeit, sondern ältere Titel nimmt Ida auf. Beispielsweise Neil Youngs legendäres ,,Heart of Gold" (Nr. 7) vom Album ,,Harvest" (1972), wo sie ebenso wie beim Knaller ,,The Weight" (Nr. 3) aus der Feder des Kanadiers Robbie Robertson von ,,The Band", der Begleit-Formation Bob Dylans in den späten 60er und frühen 70er Jahren, in der Interpretation eigene Akzente setzt und beim letztgenannten Titel auch wieder ihre enorme Soul-Stimme zum Einsatz bringt.

Im positiven Sinn auffällig weiterhin der ,,Redemption Song" (Nr. 11). Der stammt im Original von Bob Marley. Dieser Titel ist das letzte Stück auf Marleys neuntem Album ,,Uprising". Im Jahr 1979, als bei Marley bereits Krebs diagnostiziert wurde, der für seinen späteren Tod verantwortlich war, hat er diesen Song geschrieben. Marley ist allgemein als Vorreiter der jamaikanischen Reggae-Music bekannt. Der ,,Redemption Song" (Erlösungs-Lied) ist jedoch vielmehr ein Folksong, auf dem sich Marley allein auf der Gitarre begleitet. Auch Ida Sand schlägt in ihrer gelungenen Version ruhigere Töne an.

Überflüssig erscheint mir jedoch ,,Manic Depression" (Titel 8), ein Jimi-Hendrix-Cover, das mit dem Original natürlich nicht mithalten kann, aber auch keine wesentlich neuen Akzente setzt. Es kommt für meinen Geschmack zu salopp, glatt gebügelt daher, von Besessenheit ist hier kaum eine Spur. Zu diesen Cover-Versionen, dazu gehört noch ,,Loverman" - bekannt durch Interpretationen von Barbra Streisand oder dem Saxofonisten Charlie Parker - kommen fünf eigene Stücke der Schwedin, die meistens um das Thema ,,Familie" kreisen. Dazu Original-Ton Ida Sand: "Einige Songs haben direkt mit meiner Familie zu tun und dem Glück, einen liebenden Mann und ein Kind zu haben. Aber natürlich singe ich auch andere, wo es mehr um Gemeinschaft und gesellschaftliche Werte geht." Ida hat im Jahr 2007 eine Tochter zur Welt gebracht. Als sie im Mai vor zwei Jahren in der Trierer Tuchfabrik ihr Debüt-Album vorstellte, war sie hochschwanger und beeindruckte mit einer enormen Energieleistung. Ihr Mann, der Gitarrist Ola Gustafsson, gehörte damals zur Begleit-Band. Auf der neuen CD spielt er nicht nur E-Gitarre, Dobro und Pedal Steel Guitar, er hat das Album auch produziert. Gustafsson hat sich in Skandinavien einen guten Namen in der Rock- und Popszene gemacht. Durch ihn wird Ida Sands CD leichter und lockerer. Zur festen Besetzung von Idas Begleit-Band zählen weiterhin Schlagzeuger Per Lindvall, Bassist Peter Forss sowie an der zweiten Gitarre Matthias Torell. Als Gastmusiker sind zudem der Trompeter Peter Asplund und der Holzbläser Magnus Lindgren zu hören. ,,Alle Musiker sind Freunde von uns. Es war also ein richtiges Familientreffen." Oder, wie bereits oben gesagt, eine ,,Familien-Angelegenheit"!

Toll sind Idas selbst geschriebene Stücke, vor allem ,,My Biggest Fear" (Nr. 4) sowie der Titel-Song ,,True Love" (12), bei denen sie wieder ihre vielgepriesene Soul-Stimme ,,rauslässt"! Neben ,,The Weight" und dem Costello-Cover sind diese beiden Eigenkompositionen die herausragenden Stücke des Albums. Zu Recht ist ,,True Love" zum Titel-Song der CD auserkoren worden. Hoffentlich greift Ida Sand für ihren nächsten Silberling noch häufiger selbst zur Feder. Das Münchner Jazz-Label Act hat mit der Verpflichtung von Ida Sand vor zwei Jahren ganz sicher eine große Investition in die Zukunft getätigt.

Fazit: Ein starkes Album, das aber nicht ganz die überragende Qualität des Debüts ,,Meet Me Around Midnight" erreicht.

Ida Sand: True Love, CD, Act Music, Act 9481 - 2.

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