Warum Banken in Kunst investieren

Geld hält auch die Kunstwelt in Gang, nicht zuletzt das der Banken, wie unlängst bei Giacometti in London zu sehen war. Die Geldinstitute gehören heute zu den wichtigsten Kunstkäufern und -verkäufern.

 Eine reichhaltige Kunstsammlung präsentiert die Deutsche Bank in ihrer Luxemburger Niederlassung. Foto: Deutsche Bank

Eine reichhaltige Kunstsammlung präsentiert die Deutsche Bank in ihrer Luxemburger Niederlassung. Foto: Deutsche Bank

Luxemburg. Zweierlei hat die Versteigerung von Giacomettis "Schreitendem Mann" zum Rekordpreis von umgerechnet 74 Millionen Euro neuerlich demonstriert. Zum einen: Der Kunstmarkt boomt wieder. Zum anderen: Spitzenwerke im Privatbesitz, die als Kulturgüter eigentlich der Öffentlichkeit zugänglich bleiben müssten, verschwinden ganz schnell - womöglich auf Nimmerwiedersehen - in den Sammlungen anderer privater Käufer. Was Wunder, dass der einstige Dresdner-Bank-Vorstand Manfred Meier-Preschany, der die berühmte Skulptur 1980 für die Bank erworben hatte, den Verkauf bedauert.

Weltweit größte Sammlungen



"Ich hätte die Skulptur lieber in einem Museum gesehen", wird Meier-Preschany in der Wochenzeitung "Die Zeit" zitiert. "Ausgewählte" Museumsdirektoren können sich stattdessen auf Zuschüsse der Commerzbank (in deren Besitz das Kunstwerk mit der Übernahme der Dresdner Bank übergegangen war) aus der Verkaufssumme freuen.

Angesichts der klammen Museumskassen immerhin eine schöne Aussicht. Überhaupt gehören die Banken mit ihren Kunstbeständen inzwischen nicht nur zu den größten Sammlern weltweit. Sie sind auch als Leihgeber und Sponsoren mittlerweile unverzichtbare Partner der Museen und des Ausstellungsbetriebs. Systematisches Sammeln ist dabei gleichermaßen wegen der besseren Möglichkeiten im Leihverkehr gefragt wie wegen der größeren Werthaltigkeit und Wertsteigerung vollständiger Sammlungen. Allein die Frankfurter Foto-Sammlung der auch in Luxemburg vertretenen Clearstream Group, die "Art Collection Deutsche Börse", ist mit mehr als 500 Arbeiten eine der bedeutendsten privaten Sammlungen zeitgenössischer Fotokunst.

Zu den großen Sammlern moderner Kunst gehört auch die Deutsche Bank mit ihren weltweiten Niederlassungen. Dort sind die Sammlungsschwerpunkte verschieden. "Wir haben immer Kunst für das eigene Haus gesammelt", sagt Ute Bopp-Schumacher. Die promovierte Kunsthistorikerin aus Wittlich betreut die Luxemburger Kollektion. Ins Haus - will heißen ins großzügige innere Rund des Baus von Stararchitekt Gottfried Böhm - passt, wie sie sagt, figurative Kunst der 80er und 90er Jahre, darunter Georg Baselitz, ein kleiner Bestand Kunst aus der ehemaligen DDR, Abstrakte wie Günther Förg und Imi Knöbel oder informelle Künstler wie Emil Schumacher. Eine bisweilen zwei Ausstellungen präsentiert die Bank jährlich. Dabei wird, wie Bopp-Schumacher berichtet, mit den Künstlern selbst, mit Galerien, aber auch mit Museen zusammengearbeitet. Üblicherweise ist für Besucher ohne Führung nur die im Erdgeschoss ausgestellte Kunst zugänglich. Im übrigen hält es die Bank, wie die Kollegen vom Finanzdienstleister Clearstream ein paar Straßen weiter, dessen Verwaltungsratspräsident seinerzeit das hauseigene Angebot an Fotokunst in Museumsqualität so begründete: "Die Begegnung mit der Kunst inspiriert Mitarbeiter und Besucher und gibt den Gebäuden ein individuelles Gesicht." Über Ankaufetats wollen sich die Luxemburger Betreuer der bankeigenen Sammlungen nicht äußern. Bei der "Unicredit" verweist man darauf, dass die Sammlung vollständig sei und man künftig innerhalb der Niederlassungen Teile des Bestands zirkulieren lasse.

Internen Austausch strebt man auch bei der Deutschen Bank an. Einem breiten Publikum öffnet sich ein Teil der ansonsten eher zurückhaltenden Einrichtungen des Finanzviertels Kirchberg am 26. September. Zum vierten Mal findet dann die "Private Art Kirchberg" statt. Elf Teilnehmer, darunter die Deutsche Bank, Unicredit, die Deka Bank mit ihrer Sammlung Junger Kunst, Clearstream, der Dienstleister Kneip, ein Immobilienfond und eine Großkanzlei präsentieren neben ihren Kunstschätzen ein reichhaltiges Aktionsprogramm. "Es geht einfach darum, dass die Öffentlichkeit den Kirchberg einmal nicht nur als Business-Viertel erlebt, sondern als einen Ort, wo man sich treffen und gemeinsam über Kunst reden und nachdenken kann", sagt Bob Kneip von der gleichnamigen Firma.

Private Art, Kirchberg. 26. September, 13-19 Uhr.

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