127 Unternehmer setzen auf das Netzwerk alter Schule

Der Wirtschaftskreis Wittlicher Tal bringt Unternehmer an einen Tisch. Die Zahl der Mitglieder steigt von zuletzt 94 auf mittlerweile 127, die 20 000 Beschäftigte vertreten. Der WWT ist ein klassisches Netzwerk, das vom regelmäßigen Erfahrungsaustausch untereinander profitiert. Der Zusammenschluss ist in der Region Trier einzigartig.

Wittlich. Wer-kennt-wen oder Facebook sind bekannte Internet-Netzwerke, die Menschen zusammenbringen. Im wörtlichen Sinne leistet das für Unternehmer der Region schon seit langem der Wirtschaftskreis Wittlicher Tal. Als eine Art Kommunikationsbörse und Interessenvertretung für Unternehmen aller Art setzt der WWT allerdings tatsächlich auf "face to face", also echte Begegnung, bei der man sich dann wirklich "kennt". Die Einrichtung ist damit seit 1994 erfolgreich.

Wer 127 Mitglieder aus Industrie, Banken, produzierendem Gewerbe, Einzelhandel, Handwerk und Dienstleistern mit insgesamt 20 000 Beschäftigten zu einem ständig wachsenden Kreis zusammenschließt, muss etwas bieten. Denn Zeit haben Unternehmer normalerweise nicht für einen Verein, außer er "bringt" was.

Das Erfolgsrezept klingt einfach: "Ziel ist eine Kommunikationsebene für Unternehmer zu schaffen", sagt Walter Kunsmann, seit 2002 Vorsitzender des WWT: "Nehmen Sie unseren Sommerstammtisch. Da gibt es bewusst kein vorgegebenes Thema. Wir sagen einfach: Sprecht miteinander, wechselt mal die Tische, tauscht Erfahrung aus. Die Resonanz ist groß, meist kommen 50 Mitglieder."

Plaudern aus dem Nähkästchen



Conrad Becker sagt: "Das ist was anderes als irgendeine öffentliche Veranstaltung, bei der sich die Firma positiv präsentieren möchte. Bei uns plaudert man aus dem Nähkästchen." "Da wird Nähe aufgebaut, und aus den Erfahrungen der anderen Betriebe kann man viel Honig ziehen, ohne das Rad neu erfinden zu müssen", sagt Heinz Kürten.

Ein Netzwerk eben, das seinesgleichen sucht. Unter anderem vier Stammtische, drei davon mit einem konkreten Themenangebot, bietet der WWT im Jahr. "Das nächste Thema wird Sucht am Arbeitsplatz sein", kündigt Marc Heckelmann an. Außerdem wirbt der WWT aktiv für Mitarbeiter der Zukunft. Jährlich werden unter dem Motto "Take off", Schüler in Betriebe eingeladen, die verschiedene Berufsfelder vorstellen. "Das ist immer nachmittags, wir zählen zwei bis 35 Jugendliche pro Termin", sagt Marc Heckelmann. Walter Kunsmann erklärt: "Der Schuh ,Nachwuchsprobleme' drückt gewaltig. Da würden wir uns wünschen, dass die Schulen aktiver für uns werben und nicht nur Plakate aufhängen. Denn bei Take off können die Schüler sehen, was die einzelnen Berufe wirklich bedeuten."

Außerdem setzt das Netzwerk WWT auf den Dialog mit der Verwaltung: "Das wird gerade intensiviert. Was jetzt an Kooperation mit Bürgermeister Joachim Rodenkirch und Leo Kappes läuft, ist gut. Die Stadt fordert und fördert uns", sagt Walter Kunsmann.

"Sicher ist ein Erfolgsrezept dabei, dass sich der Wirtschaftskreis politisch neutral verhält", erklärt Marc Heckelmann. Einig ist sich der Vorstand im Hinblick auf die Arbeit politischer Gremien: Lange Diskussionen, bis es zu einer Entscheidung kommt, könne man sich als Unternehmer nicht leisten: "Wir brauchen Ergebnisse, andere gehen auseinander und vertragen sich", so Walter Kunsmann.ExtraWirtschaftskreis Wittlicher Tal: Bei der Jahreshauptversammlung wurde der Vorstand für zwei Jahre wiedergewählt: Vorsitzender: Walter Kunsmann, stellvertretende Vorsitzende: Wolfgang Gross-Elsen, Heinz Kürten, Kassenwart: Marc Heckelmann, Beiräte: Heike Lütticken-Cullmann, Conrad Becker, Frank Weigelt. Der WWT wurde 1994 von Bernhard Clemens gegründet, der bis 2002 Vorsitzender war und danach Ehrenmitglied. Er ist 2010 gestorben, ebenso wie Ehrenmitglied Prof. Dr. Axel Schmidt, der unter anderem die neue Vortragsreihe "WIP's Wittlich, Wissenschaft trifft Wirtschaft" gemeinsam mit der Stiftung Stadt Wittlich und dem Institut Inmit Trier initiiert hat. Der WWT ist seit 2008 eingetragener Verein. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 50 Euro im Jahr. Neben Unternehmerstammtischen und Betriebsbesichtigungen tauscht man sich aktuell intensiver mit der Partnerstadt Boxel aus und plant einen gemeinsamen Auftritt auf der kommenden Wirtschaftswoche. Die WWT-Mitglieder kommen zu zwei Dritteln aus Wittlich und dazu aus den Verbandsgemeinde Wittlich-Land, Kröv-Bausendorf und Manderscheid. (sos)

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