Entspannung findet er im heimischen Garten

Viele Jahre stand Alois Weber als Bürgermeister an der Spitze der Verbandsgemeinde und der Stadt Traben-Trarbach. Seit fünf Jahren ist der 65-Jährige im Ruhestand. Wir trafen uns mit ihm zum Schoppengespräch im Hotel-Restaurant "Goldene Traube" in Traben-Trarbach.

Traben-Trarbach. "Für Sie sicher einen lieblichen Wein." Alois Weber bevorzugt die eher süßen Weine. Daran erinnere ich mich aus der Zeit, als er noch Stadt- und Verbandsbürgermeister war. Doch zu meiner Überraschung bestellt der gebürtige Eifeler (er ist in Gindorf, heute VG Kyllburg, geboren) einen Halbtrockenen. "Sie sehen, mein Geschmack hat sich etwas geändert. Seit vier, fünf Jahren sind mir die feinherben Weine mindestens genauso lieb wie die süßen."

Geändert hat sich nicht nur der Geschmack von Alois Weber, sondern sein kompletter Tagesablauf. Der Ruheständler genießt seine "Freiheit", er schläft morgens eine Stunde länger, liest ausgiebig den Trierischen Volksfreund und widmet sich seinen Hobbys.

Sein größtes Hobby, das ist der 2700 Quadratmeter große Garten hinterm Haus. Dort stehen zahlreiche Obstbäume: Kirschen, Äpfel, Zwetschgen, Mirabellen und Aprikosen. Fast alles wird verwertet - zu Marmelade, Eingemachtem und Schnaps. "Schnaps ist fast das Einzige, für das man noch Prozente bekommt", schmunzelt er. Einen untätigen, "auf der faulen Haut liegenden" Alois Weber, das kann sich keiner vorstellen, der ihn gut kennt. Immer etwas rastlos, manchmal hektisch, das war Alois Weber, und so wirkt immer noch.

In der Stadt ist er nicht so oft zu sehen. "Ich gehe wenig raus. Das ist halt so", sagt er. Aber er beobachtet. Vor allem die Stadtpolitik. Was er aber über die Arbeit seiner Nachfolger - VG-Chef Ulrich K. Weisgerber und Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus - denkt, das verrät er nicht. "Da halte ich mich raus", sagt er lapidar. Doch man kann erahnen, dass er damals, als er aus freien Stücken seinen Stuhl räumte, einen anderen Umgang von Teilen seiner CDU-Parteifreunde in der Stadt erwartet hätte. Zumal er, der in Mainz gute Freunde hatte, viel bewegt hat. Unter anderem die Stadtsanierung, von der Traben-Trarbach heute profitiert.

Alois Weber reist gerne. Im Oktober noch war er in Polen, um sich die unvergleichlich schöne Landschaft Masuren anzusehen. Im Januar geht es auf große Afrikareise nach Namibia und Südafrika. Wenn er zu Hause sitzt, nimmt er sich schon mal ganz gerne ein Buch zur Hand. "Eher leichte Kost, gute Unterhaltungsromane", betont er. Und was denkt er über die Verwaltungs- und Gebietsreform? "Die muss kommen", ist er sich sicher. Das Gefälle einzelner Verbandsgemeinden mit fast 40 000 Einwohnern zu Einheiten mit 10 000 Einwohnern sei einfach zu groß. Als einen Fehler hält er aber die Vorgabe, dass bei möglichen Fusionen eine Verbandsgemeinde komplett übernommen werden soll. Weber: "Es ist oftmals sinnvoller, bestehende Gebietsgrenzen aufzuheben und neue Grenzen zu schaffen." Die Probleme der finanziellen Ausstattung und der demografischen Entwicklung machten auch eine Neuverteilung der Aufgaben notwendig.

Ist der gebürtige Eifeler in all den Jahren ein Moselaner geworden? Alois Weber muss überlegen, die Antwort fällt ihm nicht leicht, und so richtig beantworten kann er sie auch nicht. "Mal fühle ich mich als Eifeler, mal als Moselaner", sagt er diplomatisch.

Und welches Ereignis fällt Alois Weber als Erstes ein, wenn er an seine Zeit als Verbands- und Stadtbürgermeister von Traben-Trarbach zurückdenkt? Diese Antwort kommt schnell. "Es war der 9. November 1989, der Tag des Mauerfalls in Berlin. An dem Abend gab es eine gemeinsame Sitzung der Gemeinderäte Irmenach und Kleinich. Man beschloss seinerzeit den Bau der Hirtenfeldhalle in Kleinich. Wir saßen anschließend alle vor dem Fernseher. Erst um halb vier in der Nacht war ich zu Hause."

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