"Formel Seifenkiste": Brett, Räder und Öl

WITTLICH-DORF. Sieben Seifenkisten haben Vladimir Sobota und Kevin Schmitz schon gebaut. Jetzt laden sie ein zum Rennen in Dorf. Der Männergesangverein hilft ihnen im Rahmen seines Festes am 15./ 16. Mai.

Die Sache ist einfach. "Man besorgt sich ein paar Bretter, eine Achse die lenkbar ist, schraubt Räder drunter und fährt damit", sagt Kevin Schmitz, und: "Gelenkt wird mit den Füßen." So rollt er seit zwei Jahren mit seinem Freund Vladimir Sobota durch Wittlich- Dorf. Vladimir erzählt, wie alles angefangen hat: "Ich wollte eigentlich einen Fahrradanhänger für meinen Bruder bauen. Mein Vater meinte, daraus könnte man doch eine Seifenkiste machen."Die Saison hat gerade begonnen: "Wir fahren immer im Frühling und im Sommer nur, wenn es nicht so heiß ist. Sonst wiegt die Seifenkiste mehr als doppelt soviel, weil man die Getränke mitnehmen muss." Seit letztem Jahr liegt das Projekt "Formel Seifenkiste" in der Schublade der Jungs, die endlich einmal ein Rennen mit anderen Kindern fahren wollen. Mit Hilfe des Männergesangvereins Dorf wird der Jungentraum jetzt wahr. Im Rahmen des Maifestes soll das erste Dorfer Rennen starten. Alle ab Schulalter bis 16 Jahren, die bereit sind, sich einen fahrbaren Untersatz zu bauen, können mitmachen. "Die Kinder sollten an ihre Baukünste glauben und nicht die Väter alles machen lassen. Die können höchstens bei den Bremsen helfen, denn die sind wichtig", meint Vladimir, und Kevin betont:"ProfessionelleFahrzeuge mit Fiberglasverkleidungen wünschen wir uns nicht. Wenn jemand mit so einem Ding kommt, kann der ja den Preis direkt mitnehmen." Und von Anfangsschwierigkeiten sollte sich niemand abschrecken lassen.Vladimir erinnert an die ersten Fahrversuche der beiden Freunde: "Er war froh, wenn er Fahrt hatte. Ich war froh, wenn es langsam ging." Der Reiz liegt im Selbermachen. "Skateboard ist langweilig. Das hat man dann schon fertig da stehen. Der Kick ist, auszuprobieren, ob es gut funktioniert und herauszufinden, was man besser machen kann."Und natürlich das kleine Abenteuer: "Wir sind direkt drauf los gefahren. Das ist wie beim Schlittenfahren, da stürzt man sich erst auf die größten, steilsten Berge. Aber es ist natürlich nicht ganz ungefährlich", sagt Vladimir und meint: "Meine Mama ist Chirurgin und sowieso ein bisschen ängstlich. Die kann 15 Minuten lang aufzählen, was alles passieren kann. Die kriegt ja solche Fälle, wo sich Kinder beim Spielen verletzt haben. Aber eigentlich ist das kein Problem." Bislang sei es bei ihnen bei "reichlich blauen Flecken" geblieben, dafür haben die zwei aber jede Menge Spaß.Anders als Super-Profi Michael Schumacher vielleicht: "Früher, da war ich mal Schumacher-Fan. Aber jetzt finde ich, das meiste ist ja gar keine Fahrkunst mehr, da hängt doch alles vom Auto ab", sagt Vladimir. Natürlich verbessern auch die beiden, die jede Seifenkiste im Team bauen, ihre Fahrzeuge: "Zwei existieren nicht mehr, weil wir die Räder gebraucht haben. Wir bauen immer neue, denn wenn man lange mit einem gefahren ist, kennt man das Fahrgefühl und es wird langweilig. Mit einer neuen Konstruktion kann man wieder ganz anders fahren", erklärt Kevin.Volltreffer beim Sperrmüll

Und woher haben die Jungs ihr Werkmaterial? "Wir verarbeiten gebrauchte Holzpaletten und passen immer auf, wenn Sperrmüll ist, zum Beispiel wieder am 13. April, denn Räder von Kinderwagen, die rollen gut. Aber dann muss man schon früh suchen gehen. Manchmal hat man Volltreffer, manchmal weniger Glück." Und noch ein Tipp für alle, die mitmachen wollen und die Fragen "Du magst Geschwindigkeit? Du magst den Fahrtwind, der dir entgegenströmt? Du fährst gerne Rennen?" mit "Ja" beantworten: "Bevor man denkt, es ist zu langsam, soll man mal ölen."

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