Großbäckerei ist geschlossen

Die Stromberger Großbäckerei Weinzheimer macht dicht. Das hat Geschäftsführer Bernd Westerhorstmann den noch verbliebenen Mitarbeitern mitgeteilt. Seit gestern ist der Betrieb geschlossen.

Stromberg. (hg) Die Gebr. Weinzheimer Brot GmbH & Co. KG stellt die Produktion zum 30. September ein, der Betrieb wird stillgelegt. "Nach langer Prüfung und Beratung bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass ich den Betrieb aus persönlichen Gründen nicht weiter fortführen kann", heißt es in der Pressemitteilung, die Inhaber Bernd Westerhorstmann gestern verschickt hat.

Er habe zuvor bei einer Belegschaftsversammlung die Mitarbeiter informiert, dass sämtliche Arbeitsverhältnisse "unter Einhaltung der ordentlichen Kündigungsfristen gekündigt werden". Jedem der 23 Mitarbeiter werde eine freiwillige Abfindung angeboten.

Nach seiner Beobachtung hätten die Betroffenen "gefasst" auf die Nachricht von der Betriebsschließung reagiert. Die Stromberger Brotfabrik war im Frühjahr 2008 bundesweit in die Schlagzeilen geraten, als der Enthüllungsjournalist und Autor Günter Wallraff undercover dort arbeitete und sowohl hygienische wie menschliche Missstände aufdeckte.

Niedriglöhne, ausgebeutete Arbeitnehmer, Schimmel und fehlende Sicherheitsvorkehrungen warf Wallraff der Firmenleitung vor. Damals waren dort noch knapp 50 Mitarbeiter beschäftigt, laut Wallraff produzierte die Brotfabrik ausschließlich Backwaren für den Discounter Lidl. Die Wallraff-Aktion schien in der Folge zunächst positiv zu fruchten. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Region Darmstadt/Mainz registrierte nicht nur bessere Arbeitsbedingungen. Nach den Enthüllungen wurde ein Betriebsrat installiert, den Beschäftigten wurden Tariflöhne gezahlt.

Weiterhin das Unternehmen selbstherrlich geführt



Von Dauer waren diese Errungenschaften wohl nicht: Heute sagt Gewerkschaftssekretär Harald Fascella, NGG-Fachsekretär für die Brotindustrie Rheinland-Pfalz: "Bernd Westerhorstmann hat aus der ganzen Geschichte nichts gelernt."

Der Firmenchef habe das Unternehmen weiter selbstherrlich geführt. Die letzte Betriebsratsvorsitzende sei im Oktober 2009 gekündigt worden. Seitdem sei es nicht mehr gelungen, einen Betriebsrat zu installieren. Zur wirtschaftlichen Situation des Betriebes könne die Gewerkschaft keine Angaben machen, erklärte Fascella, da die Kontakte ohne Betriebsrat fehlten.

Entsprechend überraschend kam für die NGG die Entscheidung der Geschäftsführung, die Produktion einzustellen. Nachfragen der Presse beantwortete Westerhorstmann in knapper Form. Zur Frage etwa, ob eventuell auch wirtschaftliche Gründe bei seiner Entscheidung eine Rolle gespielt haben, wiederholte er, "ausschlaggebend für die Einstellung des Betriebs sind meine persönlichen Gründe". "Es handelt sich um meine persönliche und auf Basis reiflicher Überlegung und intensiver Beratung getroffene Entscheidung."

Zur wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens in den vergangenen Jahren wollte er keine Angaben machen. Genauso unbeantwortet blieb die Frage, ob er noch andere Standorte besitzt, an die die Produktion verlagert werden könnte.

"Die Produktion wird eingestellt, es erfolgt die Betriebsschließung", erklärte er dazu. Was mit dem Firmengelände und den Immobilien passiert, werde sich, so Westerhorstmann "im Verlauf der Abwicklung zeigen".

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